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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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hier wollte eine Leiche?« fragte er unsicher.
    »Hierher!« rief Rhyme. »Sofort! Wir brauchen sie sofort!«
    Der Minibus fuhr durch ein Tor und dann eine einspurige Zufahrt entlang. Sie schien mehrere Meilen lang zu sein.
    »Wenn das die Zufahrt ist«, murmelte Roland Bell, »kann ich es kaum erwarten, das Haus zu sehen.«
    Er und Amelia Sachs hatten Jodie zwischen sich, der beide mit seiner Zappelei nervte. Er drehte sich immer wieder ängstlich nach Schatten und dunklen Einfahrten um und rammte dabei abwechselnd Roland und Amelia mit seiner sperrigen kugelsicheren Weste. Auf dem Long Island Expressway spähte er in jedes entgegenkommende Auto.
    Hinten saßen zwei 32-E-Officers mit entsicherten Maschinenpistolen. Percey Clay war vorn auf dem Beifahrersitz. Als sie Percey und Bell auf dem Weg nach Suffolk County am Marine Air Terminal von LaGuardia abgeholt hatten, hatte der Anblick der Pilotin Sachs einen Schock versetzt.
    Es war nicht die Erschöpfung -obwohl sie sichtlich müde war. Nicht Furcht. Nein, es war Perceys völlige Resignation, die Sachs beunruhigte. Als Streifenpolizistin hatte sie weiß Gott viele Tragödien auf der Straße erlebt. Sie hatte ihren Anteil an schlechten Nachrichten überbracht, doch nie hatte sie dabei jemanden gesehen, der so ganz und gar aufgegeben hatte wie jetzt Percey Clay.
    Unterwegs telefonierte sie mit Ron Talbot. Aus dem Gespräch entnahm Sachs, daß U.S. Medical den Vertrag schon gekündigt hatte, noch bevor die Trümmer ihres Flugzeugs abgekühlt waren. Als Percey aufgelegt hatte, starrte sie einen Augenblick auf die vorüberfliegende Landschaft. Abwesend sagte sie zu Bell: »Die Versicherungsgesellschaft will noch nicht einmal für die Ladung bezahlen. Sie sagen, daß ich wissentlich ein Risiko eingegangen bin. Das war's also. Das war's.« Brüsk fügte sie hinzu: »Wir sind bankrott.«
    Pinien flogen vorüber, verkümmerte Eichen, Sandstreifen. Als Teenager war Sachs, das Stadtmädchen, häufig nach Nassau und Suffolk County gekommen, nicht wegen der Strande und Einkaufszentren, sondern um bei den berüchtigten Dragsterrennen die Kupplung ihres Chargers sausen zu lassen und das braune Auto in 5,9 Sekunden auf hundert Stundenkilometer hochzujagen. Sie wußte Bäume, Gras und Kühe schon zu schätzen, doch am meisten genoß sie die Natur, wenn sie mit 180 Stundenkilometern daran vorbeiraste.
    Jodie verschränkte seine Arme und ließ sie dann wieder sinken, verkroch sich in den Sitz, spielte mit dem Sicherheitsgurt und rempelte wieder einmal Sachs an. »'tschuldigung«, murmelte er.
    Sie hätte ihm am liebsten eine runtergehauen.
    Das Haus konnte mit der Zufahrt nicht mithalten. Es war ein verschachtelter Bau mit Zwischengeschossen. Ein baufälliges Gebilde aus Balken und Brettern, das über die Jahre mit viel Steuergeld und null Inspiration ausgebaut worden war.
    Die Nacht war bedeckt, Nebelschwaden zogen durch die Luft, trotzdem konnte Sachs erkennen, daß die Anlage von einem dichten Ring Bäume umgeben war. Direkt um das Haus war im Umkreis von zweihundert Metern alles freigeschlagen worden. Gute Deckung für die Bewohner des Hauses und gut einzusehendes freies Gelände, um jeden zu bemerken, der einen Angriff versuchte. Ein graues Band in der Entfernung zeigte an, wo der Wald sich fortsetzte. Hinter dem Haus lag ein großer, glatter See.
    Reggie Eliopolos kletterte aus dem vorderen Wagen und bedeutete allen auszusteigen. Er führte sie zum Haupteingang des Gebäudes. Dort übergab er sie einem rundlichen Mann, der fröhlich wirkte, obwohl er während ihrer Begegnung kein einziges Mal lächelte.
    »Willkommen«, begrüßte er sie. »Ich bin U.S. Marshai David Franks. Ich will Ihnen ein wenig über Ihr neues Zuhause erzählen. Es ist die sicherste Zeugenschutzeinrichtung im ganzen Land.
    Rund um das Haus haben wir Bewegungs- und Drucksensoren. Da kann keiner durch, ohne daß sofort Alarm ausgelöst wird. Der Computer ist so programmiert, daß er menschliche Bewegungsabläufe in Verbindung mit Gewicht erkennt, so daß der Alarm nicht losgeht, wenn ein Reh oder ein Hund aufs Gelände gelangt. Wenn aber ein Mensch hintritt, wo er nicht sollte, gehen hier so viele Lichter an wie am Times Square an Heiligabend. Und wenn jemand versuchen sollte, auf einem Pferd zum Haus zu reiten? Auch daran haben wir gedacht. Der Computer registriert eine Abweichung zwischen dem Gewicht und dem Abstand der Hufe des Tieres, und schon geht der Alarm los. Überhaupt setzt jede Bewegung -auch von

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