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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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den Sand geheftet, den Amelia Sachs letzte Woche in Tony Panellis Auto gefunden hatte, dem verschwundenen Agenten.
    Er las: »Die zur Analyse vorliegende Substanz ist nicht Sand im technischen Sinne. Es ist Korallengestein von Riffen und enthält Skelettnadeln, Querschnitte aus dem Röhrensystem von Seewürmern, Schneckengehäuse und Foraminifere. Wahrscheinlichster Herkunftsort ist die nördliche Karibik: Kuba, die Bahamas.«
    Dellrays Agent, sinnierte Rhyme... ein Mann, der wußte, wo sich die sicherste Zeugenschutzeinrichtung in Manhattan befand. Der die Adresse unter Folter verraten würde.
    So daß der Tänzer dort warten konnte, warten darauf, daß Stephen Kall auftauchte. Dann freundete er sich mit ihm an und richtete es so ein, daß er gefaßt wurde und in die Nähe der Opfer gelangte. »Die Pillen!« rief Rhyme aus.
    »Was habe ich mir nur gedacht? Dealer verschneiden keine Arzneimittel! Das lohnt sich nicht. Nur richtige Drogen!«
    Cooper nickte. »Jodie hat sie gar nicht mit dem Milchpulver verschnitten. Er hat die Pillen einfach nur unter die Leute gebracht. Er selbst hat Placebos genommen, um uns weiszumachen, er sei ein Junkie.«
    »Jodie ist der Tänzer«, rief Rhyme. »Hol das Telefon! Ruf sofort im sicheren Haus an!«
    Sellitto riß den Hörer von der Gabel und wählte.
    War es zu spät?
    Oh, Amelia, was habe ich getan? Habe ich dich getötet?
    Der Himmel nahm einen metallisch-rosafarbenen Schimmer an.
    In der Ferne ertönte eine Sirene.
    Der Wanderfalke -das Männchen -war wach und bereitete sich darauf vor, auf die Jagd zu gehen.
    Lon Sellitto sah verzweifelt vom Telefon auf: »Es geht niemand ran.«
    44. Stunde von 45
    Sie hatten sich noch eine Weile zu dritt in Perceys Zimmer unterhalten. Hatten über Flugzeuge, Autos und Polizeiarbeit gesprochen.
    Dann war Bell ins Bett gegangen, und Percey und Sachs hatten über Männer geredet.
    Schließlich hatte sich Percey auf dem Bett ausgestreckt und die Augen geschlossen. Sachs nahm der schlafenden Frau das Whiskyglas aus der Hand und schaltete das Licht aus. Beschloß, es ebenfalls mit Schlafen zu versuchen.
    Als sie im Flur stehenblieb, um in den fahlen Morgenhimmel zu sehen - rosa und orange -, fiel ihr auf, daß das Telefon im Flur schon seit einer ganzen Weile klingelte.
    Warum nahm niemand ab?
    Sie machte ein paar Schritte Richtung Wohnzimmer. Die beiden Wachen waren nirgends zu sehen. Es schien dunkler zu sein als vorhin. Die meisten Lampen waren ausgeschaltet worden. Ein düsterer Ort, dachte sie. Gruselig. Es roch nach Pinien und Schimmel. Wonach noch? Da war ein anderer Geruch, der ihr sehr vertraut war. Aber was war es? Etwas, das sie an Tatorte erinnerte. In ihrer Erschöpfung konnte sie es nicht einordnen.
    Das Telefon klingelte noch immer.
    Sie kam an Roland Beils Zimmer vorbei. Die Tür stand ein Stück offen, und sie schaute hinein. Er saß mit dem Rücken zur Tür in einem Lehnstuhl vor dem zugezogenen Fenster. Sein Kopf war auf die Brust gesunken, die Arme hatte er verschränkt.
    »Detective?« fragte sie.
    Er antwortete nicht.
    Schlief tief und fest. Genau das wollte sie jetzt auch tun. Leise schloß sie die Tür und ging den Flur hinunter zu ihrem Zimmer.
    Ihre Gedanken wanderten zu Rhyme. Sie hoffte, daß er auch ein wenig Schlaf bekam. Sie hatte einige seiner Anfälle von Dysregulation miterlebt. Sie waren beängstigend gewesen, und sie wollte nicht, daß er wieder einen durchmachen mußte.
    Das Telefonläuten brach ab. Sie schaute zur Wohnzimmertür und fragte sich, ob der Anruf für sie gewesen war. Sie konnte nicht hören, wer rangegangen war. Sie wartete noch einen Augenblick, doch niemand rief sie.
    Stille. Dann ein Pochen, ein leises Kratzen. Wieder Stille.
    Sie trat in ihr Zimmer. Es war stockdunkel. Als sie sich zur Seite drehte, um nach dem Lichtschalter zu greifen, schaute sie geradewegs in zwei Augen, in denen der Widerschein des Lichtschimmers von draußen glomm.
    Ihre rechte Hand fuhr an die Glock-Pistole, die linke zum Lichtschalter. Der Achtender starrte sie aus glänzenden Glasaugen an.
    »Tote Tiere«, murmelte sie. »Tolle Idee für ein sicheres Haus...«
    Sie zog ihre Bluse aus und legte die sperrige kugelsichere Weste ab. Nicht so sperrig wie Jodies, natürlich. Welch eine Witzfigur er doch war. Das kleine Aas, wie Dellray ihn immer genannt hatte. Magerer kleiner Versager. Ein Trottel.
    Sie fuhr mit einer Hand unter ihr Netzunterhemd und kratzte sich heftig. Ihre Brüste, den Rücken unter dem BH, ihre

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