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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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geschenkt. Sie hatten einen ganzen Abend damit verbracht, bei einer Flasche Merlot Mutmaßungen darüber anzustellen, welche exotischen Kristalle oder Edelsteine wohl die erstaunlichen Bilder in dem Kaleidoskop erzeugen mochten. Schließlich hatte Claire, die von einer fast ebenso starken wissenschaftlichen Neugierde wie Rhyme getrieben wurde, den Boden des Rohrs abgeschraubt und den Inhalt auf den Tisch gekippt. Beide hatten sich vor Lachen ausgeschüttet. Auf dem Tisch lag nichts weiter als ein Haufen Metallsplitter, Holzspäne, Papierfetzen aus den Gelben Seiten, Reißnägel und eine zerbrochene Büroklammer.
    Rhyme schob die Erinnerung beiseite und konzentrierte sich auf die Objekte auf seinem Computerschirm: Ein Stückchen gewachstes Manilapapier - darin war das Dynamit eingewickelt gewesen. Fasern
    - Kunstseide und Baumwolle. Sie stammten von der Zündschnur, die der Tänzer um das Dynamit gewickelt hatte. Der Sprengstoff war sehr bröselig; deshalb hatte er die Schnur nicht hineinkneten können. Ein Aluminiumfragment und ein winziges Stück von einem farbigen Kabel - von der elektrischen Zündkapsel. Noch mehr Kabel und ein radiergummigroßes Stück einer Batterieelektrode.
    »Ich will den Zeitzünder sehen!« rief Rhyme.
    Cooper nahm einen kleinen Plastikbeutel vom Tisch.
    Darin lag das ruhige, kalte Herz der Bombe.
    Zu Rhymes Überraschung war es fast vollständig erhalten. Ah, dein erster kleiner Fehler, dachte er in einem schweigenden Zwiegespräch mit dem Tänzer. Die meisten Bombenbauer packen Sprengstoff um den Zünder, um alle Spuren zu vernichten. Der Tänzer aber hatte den Timer in dem Bombengehäuse versehentlich hinter einem dicken Metallbügel plaziert. Dieser Wulst hatte den Zeitzünder vor der Wucht der Explosion geschützt.
    Rhymes Nacken schmerzte, als er sich weit vorbeugte, um das verbogene Zifferblatt der Uhr genau zu betrachten.
    Cooper besah sich das Gerät aufmerksam. »Ich habe die Modellnummer und den Hersteller.«
    »Laß alles durch den ERC laufen.«
    Die FBI-Datenbank für Explosionsstoffe war die größte derartige Datensammlung der Welt. Sie enthielt Informationen über alle Bomben, die in den USA jemals gemeldet worden waren, und von vielen davon sogar einzelne Bestandteile. Einige Exemplare in der Sammlung waren echte Antiquitäten, die bis in die zwanziger Jahre zurückgingen. Cooper tippte etwas in seinen Computer ein. Kurz darauf fiepte und schnarrte sein Modem.
    Wenige Augenblicke später kam bereits die Antwort auf seine Anfrage.
    »Sieht nicht gut aus«, sagte der Techniker und verzog dabei das Gesicht -es war die deutlichste Gefühlsäußerung, zu der er fähig war. »Keine Übereinstimmung mit einer anderen Bombe.«
    Fast alle Bombenbauer haben ein bestimmtes Muster - sie lernen eine bestimmte Technik und bleiben dabei. Angesichts der besonderen Beschaffenheit ihres Produktes empfiehlt es sich auch nicht, allzuviel zu experimentieren. Wenn die Bombe des Tänzers eine Übereinstimmung mit anderen Sprengsätzen etwa in Florida oder Kalifornien gezeigt hätte, dann hätten die Ermittler daraus vielleicht weitere Hinweise auf den Verbleib des Täters erhalten können. Eine Faustregel besagte: Wenn zwei Bomben mindestens vier gemeinsame Konstruktionsmerkmale aufweisen - etwa eine gelötete statt einer verklebten Bleiummantelung oder ein analoger statt eines digitalen Zeitzünders -, dann waren sie vermutlich vom selben Täter oder zumindest unter seiner Anleitung gebaut worden. Die Bombe, die der Tänzer vor einigen Jahren in der Wall Street gezündet hatte, war anders als diese hier gewesen. Aber Rhyme wußte, daß beide Bomben unterschiedliche Zwecke zu erfüllen hatten. Jene Bombe damals war dazu gedacht, die Untersuchung eines Tatorts zu behindern; diese hier sollte ein großes Flugzeug vom Himmel holen. Und wenn Rhyme etwas über den Tänzer wußte, dann war es die Tatsache, daß er seine Mittel dem jeweiligen Job anpaßte.
    »Wird's etwa noch schlimmer?« fragte Rhyme, der das Gesicht des Technikers beim Ablesen des Computerschirms genau beobachtete.
    »Der Timer.«
    Rhyme seufzte. Er verstand. »Wie viele Milliarden und Abermilliarden wurden davon hergestellt?«
    »Die Daiwana Corporation in Seoul hat letztes Jahr 142 000 davon verkauft -an Großhandelsgeschäfte und Lizenznehmer. Sie haben keinen Strichcode, aus dem man schließen könnte, wohin sie geliefert wurden.«
    »Toll, ganz toll.«
    Cooper las weiter auf seinem Schirm. »Hhm, die Jungs von der FBI-Datenbank

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