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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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dann die gedämpften Schritte über den Orientteppich, gefolgt vom hellen Klicken auf dem Marmorboden im Eingangsflur. Und schließlich die Coda - das Einschnappen der zufallenden Haustür.
    5. Stunde von 45
    Die besten Soldaten sind geduldige Soldaten.
    Sir, das vergesse ich nicht, Sir.
    Stephen Kall saß an Sheilas Küchentisch und hörte sich auf sei
     
    nem Bandgerät eine lange Unterhaltung an. Dabei grübelte er darüber nach, wie sehr er Essie, oder wie auch immer diese räudige Katze hieß, verabscheute. Zuerst hatte er vorgehabt, die Katzen zu fangen und umzubringen, aber dann fiel ihm auf, daß die Biester von Zeit zu Zeit laut jaulten. Falls die Nachbarn an das Jaulen gewöhnt waren, könnten sie mißtrauisch werden, wenn es in Sheila Horowitz' Appartement allzu ruhig bliebe.
    Geduld... Die Kassette dabei beobachten, wie sie sich drehte. Zuhören.
    Zwanzig Minuten später hörte er das, worauf er gehofft hatte. Er lächelte. Okay, gut. Er legte sein Modell 40 vorsichtig in den Fender Gitarrenkoffer und ging zum Kühlschrank. Er neigte den Kopf. Die Geräusche waren verstummt. Der Kühlschrank schaukelte auch nicht mehr hin und her. Stephen verspürte Erleichterung. Das Ekelgefühl und das Kribbeln hatten nachgelassen, da der Wurm da drin inzwischen kalt und still war. Jetzt konnte er beruhigt das Haus verlassen. Er griff sich seinen Rucksack und verließ die düstere Wohnung mit ihrem Katzengestank, dem verstaubten Wein und einer Million Schleimspuren von gräßlichen Würmern.
    Aufs Land hinaus. Amelia Sachs brauste durch einen Tunnel aus grünen Frühlingsbäumen, Felsen auf der einen Seite, eine Klippe auf der anderen
    Seite. Ein grüner Schleier und überall dazwischen das leuchtende Gelb der Forsythien.
    Sachs war eine Großstadtpflanze. Sie war im Brooklyn General Hospital geboren worden und lebte seitdem in diesem Bezirk. Natur bestand für sie aus dem Prospect Parc an Sonntagen oder auch mal abends während der Woche und aus dem Naturschutzgebiet auf Long Island, wo sie ihren schwarzen, haifischförmigen Dodge Charger vor der Verkehrspolizei versteckte, die nach ihr und ihren Rennfreunden suchte.
    Nun saß sie am Steuer eines Wagens der schnellen Eingreiftruppe des IRD und drückte aufs Gas. Sie raste mit dem speziell für die Spurensicherung umgebauten Kombi über den Seitenstreifen und überholte einen Lieferwagen, an dessen Heckfenster ein Garfield mit dem Kopf nach unten klebte. Sie nahm die Abzweigung, die sie tief in das Westchester County führte.
    Unwillkürlich nahm sie eine Hand vom Lenkrad und kratzte sich hingebungsvoll am Kopf. Dann umfaßte sie das Plastiklenkrad wieder fest mit beiden Händen und drückte das Gaspedal durch, bis sie die Vorstadtzivilisation mit ihren Einkaufsmärkten, unansehnlichen Bürogebäuden und Fast-Food-Ketten erreichte.
    Sie grübelte über Bomben nach, über Percey Clay.
    Und über Lincoln Rhyme.
    Irgend etwas war heute anders an ihm gewesen. Etwas Wesentliches. Sie arbeiteten jetzt schon seit einem Jahr zusammen, seit er sie kurz vor ihrer geplanten Versetzung in die Presseabteilung rekrutiert hatte, damit sie ihm bei der Suche nach einem Serienmörder half. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Sachs gerade in einem Lebenstief - eine Beziehung, die schiefgelaufen war, ein Korruptionsskandal in ihrer Abteilung, der sie so sehr desillusionierte, daß sie den aktiven Polizeidienst aufgeben wollte. Aber Rhyme wollte sie nicht gehen lassen. Ganz einfach. Obwohl er nur ein ziviler Berater war, arrangierte er ihre Versetzung in die Spurensicherung. Sie hatte zwar ein wenig protestiert, gab aber ihren Pro-forma-Wider-stand bald auf. In Wahrheit liebte sie diese Arbeit. Und sie liebte die Zusammenarbeit mit Rhyme, dessen Brillanz ebenso atemberaubend wie einschüchternd war und - das gab sie natürlich niemals öffentlich zu - auch verdammt sexy auf sie wirkte.
    Was nicht hieß, daß sie ihn besonders gut verstand. Lincoln Rhyme war äußerst verschlossen und verriet ihr längst nicht alles.
    Schießen Sie sofort...
    Was hatte das zu bedeuten? Wenn man es irgend vermeiden konnte, feuerte man niemals an einem Tatort eine Waffe ab. Ein einziger Schuß konnte die Szenerie mit Kohlenstoff, Schwefel, Quecksilber, Antimon, Blei, Kupfer und Arsen verunreinigen. Zudem konnten der Auswurf und der Rückstoß wichtige Spuren vernichten. Rhyme selbst hatte ihr erzählt, wie er einmal einen Verbrecher erschießen mußte, der sich an einem Tatort versteckt hatte, und wie seine

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