Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02
ist, während es außer Sichtweite war.«
Sachs fragte, und Lauren zeigte es ihr auf der Karte. »Vermutlich hier.«
Ein schmaler, etwa sechzig Meter langer Teil der Rollbahn. Die Reihe der Hangars verbarg die Stelle vom Rest des Flughafens. Die Rollbahn endete in einer T-Kreuzung.
»Oh, und es ist ein ATC No Vis Areal«, warf Lauren ein.
»Das stimmt«, bekräftigte Talbot bedeutungsschwer.
»Übersetzung!« forderte Rhyme.
»Was heißt das?« fragte Sachs.
»Außerhalb der Sichtweite des Towers«, erklärte Lauren. »Ein blinder Fleck.«
»Jawohl!« dröhnte die Stimme durch den Kopfhörer. »Okay, Sachs. Sperren Sie dort alles ab, und suchen Sie die Gegend ab. Den Hangar geben Sie frei.«
Zu Talbot sagte sie: »Wir brauchen den Hangar nicht mehr. Ich gebe ihn wieder frei. Aber ich muß die Rollbahn absperren. Können Sie den Tower anrufen, damit sie den Verkehr umleiten?«
»Kann ich tun«, erwiderte er zögernd. »Aber sie werden es nicht mögen.«
»Wenn es ein Problem gibt, dann sollen sie Thomas Perkins anrufen«, sagte sie. »Er ist der FBI-Chef von Manhattan, und er wird dann alles mit dem FAA-Hauptquartier abklären.«
»FAA? Die Jungs in Washington?« fragte Lauren.
»Ja, genau die.«
Talbot lächelte schwach. »Na gut.«
Sachs lief auf den Hauseingang zu, hielt aber kurz inne, als sie auf den geschäftigen Flughafen hinausblickte. »Oh, ich habe ein Auto«, rief sie zu Talbot rüber. »Muß man etwas Besonderes beachten, wenn man auf einem Flughafen herumfährt?«
»Yeah«, antwortete er. »Fahren Sie nach Möglichkeit nicht gegen ein Flugzeug.«
ZWEITER TEIL
Die Todeszone
Der Vogel eines Falkners, sei er auch noch so zahm und zugeneigt, ist in seinen Lebensgewohnheiten und seinem Verhalten einem wilden Tier so nah, wie es ein Tier, das mit Menschen zusammenlebt, nur sein kann. Vor allem bleibt er ein Jäger.
A Rage for Falcons, Stephen Bodio
3. Stunde von 45
»Ich bin jetzt da, Rhyme«, verkündete sie.
Sachs stieg aus dem Wagen, zog sich Latex-Handschuhe über und
wickelte Gummibänder um ihre Schuhe, wie Rhyme es ihr beigebracht hatte, um sicherzugehen, daß ihre Abdrücke nicht mit denen
des Täters verwechselt werden konnten.
»Und wo bitte, ist da, Sachs?« fragte er.
»An der Kreuzung zweier Rollbahnen. Zwischen einer Reihe von Hangars. Dort, wo Carney sein Flugzeug vermutlich angehalten hat.«
Sachs blinzelte unbehaglich zu einer Baumreihe in der Ferne herüber. Es war ein wolkenverhangener, feuchter Morgen. Ein weiterer Sturm braute sich zusammen. Sie fühlte sich wie auf einem Präsentierteller. Der Tänzer könnte auch irgendwo hier in der Nähe sein - vielleicht war er zurückgekommen, um Beweismaterial zu zerstören oder um einen Polizisten zu töten und so die Untersuchung aufzuhalten. Wie mit der Bombe vor einigen Jahren in der Wall Street, die Bombe, die Rhymes Techniker getötet hatte.
Schießen Sie sofort!
Verdammt, Rhyme. Sie machen mich nervös! Warum tun Sie so, als ob dieser Typ durch Wände laufen und Gift verspritzen könnte?
Sachs holte aus dem Kombi den Kasten mit dem PoliLight und einen großen Koffer, den sie aufklappte. Darin befanden sich Dutzende der in der Branche gebräuchlichen Werkzeuge: Schraubenzieher, Schraubenschlüssel, Hammer, Drahtschneider, Messer, Ausrüstung zum Aufspüren von Fingerabdrücken, Ninhydrin, Pinzetten, Pinsel, Zangen, Scheren, flexible Greifhaken, ein Sammelkästen für Pulverreste, Bleistifte, Plastik- und Papiertüten, Beschriftungsband ...
Erstens, grenze das Gelände ein.
Sie steckte das gesamte Gebiet mit gelbem Polizeiband ab.
Zweitens, denk an Reporter und die Reichweite von Kameras und Mikrofonen.
Keine Medien in Sicht. Noch nicht. Gott sei Dank.
»Was haben Sie gesagt, Sachs?«
»Ich habe dem Herrn dafür gedankt, daß keine Reporter hier sind.«
»Ein schönes Stoßgebet. Aber berichten Sie mir lieber, was Sie gerade tun.«
»Ich sichere noch immer den Tatort.«
»Suchen Sie nach...«
»Zugangs- und Fluchtweg«, vervollständigte sie.
Drittens, feststellen, welchen Weg der Täter herein und heraus genommen hat - das sind die sekundären Fundorte.
Aber noch hatte sie keinerlei Hinweis darauf, wo dies gewesen sein könnte. Er hätte von überall her kommen können. Hätte sich um die Ecken schleichen oder in einem Gepäckauto oder Tankwagen hereingelangen können...
Sachs setzte die Spezialbrille auf und begann, die Rollbahn mit dem PoliLight abzuleuchten. Im Freien funktionierte es nicht so
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