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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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gut wie in einem dunklen Raum, aber dank der grauen Wolken konnte sie in dem gespenstisch grünen Licht einige Flecken und Streifen erkennen. Es waren allerdings keine Fußabdrücke zu sehen.
    »Wurde gestern abend alles abgespritzt«, ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihr.
    Sachs wirbelte herum, hatte die Glock bereits halb gezogen.
    Sonst bin ich nie so schreckhaft, Rhyme. Das ist alles Ihre Schuld.
    Mehrere Männer in Arbeitsoveralls standen vor dem gelben Band. Vorsichtig ging sie zu ihnen herüber und kontrollierte ihre Ausweise. Die Fotos stimmten mit den Gesichtern der Männer überein. Ihre Hand löste sich von der Glock.
    »Sie sprühen jeden Abend alles ab. Wollte Ihnen das nur sagen, falls Sie nach etwas suchen.«
    »Mit einem Hochdruckstrahler«, fügte der zweite Mann hinzu.
    Großartig. Jede noch so kleine Spur, jeder Fußabdruck, jede Faser, die sich von der Kleidung des Tänzers gelöst hatte, war damit verloren.
    »Ist Ihnen gestern abend hier jemand aufgefallen?«
    »Hat das was mit der Bombe zu tun?«
    »So gegen 19.15 Uhr?« präzisierte sie.
    »Nein. Hier kommt nie einer her. Die Hangars stehen alle leer. Werden wahrscheinlich bald abgerissen.«
    »Was machen Sie jetzt hier?«
    »Haben einen Bullen gesehen. Sie sind doch der Bulle, stimmt's? Und da haben wir gedacht, wir schauen mal nach, was so los ist. Es geht doch um die Bombe, nicht wahr? Wer war es? Araber? Oder diese verfluchten Milizen?«
    Sie schickte sie weg und erklärte über das Mikrofon: »Sie haben die Rollbahn letzte Nacht gereinigt, Rhyme. Offenbar mit Hoch-druck-Dampfstrahlern.«
    »O nein!«
    »Sie haben...«
    »Hallo, Sie da?«
    Sie seufzte und drehte sich zu der Stimme um in der Erwartung,
     
    daß die Arbeiter zurückgekehrt waren. Aber der neue Besucher war ein großspuriger Polizist mit einem breitkrempigen Smokey the Bear Hut und einer Bundfaltenhose mit messerscharfer Bügelfalte. Er schlüpfte unter dem gelben Band hindurch.
    »Entschuldigen Sie, das hier ist abgesperrtes Gelände«, rief sie.
    Er hielt kurz inne, ging dann aber weiter. Sie prüfte seinen Ausweis. Er war in Ordnung. Auf dem Foto sah er ein wenig zur Seite, wie auf dem Titelfoto eines Glamour-Magazins.
    »Sie sind der Officer aus New York, stimmt's?« Er lachte selbstzufrieden. »Nette Uniformen habt ihr da unten.« Starrte dabei auf ihre engen Jeans.
    »Dieses Gelände ist abgesperrt.«
    »Ich kann Ihnen helfen. Ich habe einen Kurs in forensischer Ermittlung absolviert. Ich bin zwar meistens auf dem Highway im Einsatz, hab aber auch ein wenig Erfahrung mit schwereren Verbrechen. Sie haben tolles Haar. Aber das haben Sie bestimmt schon oft gehört.«
    »Ich muß Sie wirklich bitten...«
    »Jim Everts.«
    Fang nie mit Vornamen an. Das bleibt für immer an einem kleben.
     
    »Ich bin Officer Sachs.« »Ziemliches Chaos hier. Eine Bombe. Was für 'ne Sauerei.« »Schauen Sie mal, Jim. Dieses Band ist dazu da, um Leute vom
    Tatort fernzuhalten. Wären Sie also so freundlich und würden hinter
    die Absperrung treten?« »Wie, Sie meinen, das gilt auch für Polizisten?« »Ja, genau das meine ich.« »Sie meinen, auch für mich?«
    »Ganz genau.«
    Es gibt fünf klassische Faktoren, die Spuren an Tatorten beschädigen: Das Wetter, Angehörige des Opfers, Verdächtige, Souvenirjäger und - die schlimmsten von allen - Polizistenkollegen.
    »Ich werde nichts anrühren, Süße. Versprochen. Will nur das Vergnügen haben, Ihnen bei der Arbeit zuzusehen.«
    »Sachs«, flüsterte Rhyme. »Sagen Sie dem Kerl, daß er, verdammt noch mal, vom Tatort verschwinden soll.«
    »Verdammt noch mal, Jim. Verschwinden Sie vom Tatort.«
    »Oder Sie werden ihn melden.«
    »Oder ich melde Sie.«
    »Oh-oooh, das würden Sie tun?« Er hielt die Hände hoch. Das flirtende Lächeln wich langsam aus seinem Gesicht.
    »Fangen Sie an, Sachs.«
    Der Polizist schlenderte davon, langsam genug, um sich einen Rest Würde zu bewahren. Er sah sich noch einmal um, aber offenbar fiel ihm keine letzte witzige Bemerkung mehr ein.
    Amelia Sachs begann das Gelände gitterförmig abzulaufen.
    Es gibt verschiedene Methoden, einen Tatort zu untersuchen. Im Freien wird meistens die Streifensuche angewandt, bei der man das Gelände in Schlangenlinien abschreitet. Der Vorteil besteht darin, daß man auf diese Weise den Großteil des Geländes schnell abdecken kann. Aber Rhyme hielt von dieser Methode gar nichts. Er bevorzugte das Gittermuster. Dabei sucht man den gesamten Tatort im Gänseschritt in

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