Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
Vom Netzwerk:
nicht.«
    »Was meinen Sie?«
    Konnte sie es aussprechen? Die Worte fielen ihr so schwer.
    »Ich habe es versiebt. Es war nicht Jerrys Fehler.« Sie nickte Richtung Rhymes Zimmer. »Auch nicht ihrer. Es war allein mein Fehler.«
    »Ihrer? Zum Teufel. Sie und Rhyme waren es doch, die herausbekommen haben, daß er am Flughafen war. Ohne Sie hätte er womöglich alle abgeknallt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich hatte... ich hatte die Position des Tänzers ausgemacht, bevor er Jerry ausgeschaltet hat.«
    «Und?«
    »Ich wußte genau, wo er steckte. Ich habe gezielt. Ich...«
    »Was wollen Sie sagen, Officer?«
    »Er feuerte auf mich... Oh, verdammt. Ich hab mich verkrümelt. Hab mich auf den Boden geworfen.«
    Ihre Finger gruben sich in ihre Haare, und sie kratzte sich die Kopfhaut blutig. Hör auf damit. Scheiße.
    »Na und?« Sellitto verstand nicht, worauf sie hinauswollte. »Alle sind in Deckung gegangen, stimmt's? Wer würde das nicht tun? Das ist doch normal.«
    Sie starrte mit blutrotem Gesicht zum Fenster hinaus. »Nachdem er geschossen und sein Ziel verfehlt hatte, blieben mir mindestens drei Sekunden zum Schießen - ich wußte, daß sein Magazin leer war. Ich hätte mein ganzes Magazin auf ihn abfeuern können. Aber ich lag wie gelähmt auf dem Boden. Und später habe ich mich nicht mehr hochgetraut, weil ich wußte, daß er nachgeladen hatte.«
    Sellitto schnaubte. »Was? Sie machen sich Gedanken darüber, daß Sie sich nicht aus der Deckung rausgetraut und einem Heckenschützen eine schöne, dicke Zielscheibe geboten haben? Also wirklich, Officer... Und... Moment mal. Sie hatten doch Ihre Dienstwaffe dabei?«
    »Yeah, ich...«
    »Dreihundert Meter mit einer Neun-Millimeter Glock? Nie im Leben.«
    »Vielleicht hätte ich ihn nicht getroffen, aber ich hätte ihn mit den Schüssen dazu bringen können, in Deckung zu bleiben. Und dann hätte er diesen letzten Schuß auf Jerry nicht abgeben können. Oh, verflucht.« Sie preßte ihre Hände gegeneinander und starrte dann auf den Nagel ihres Zeigefingers. Er war voller Blut. Sie kratzte daran.
    Das leuchtende Rot erinnerte sie an die rote Blutwolke, die Jerry versprüht hatte, und sie kratzte wie besessen.
    »Officer, darüber würde ich mir nicht zu viele Gedanken machen.«
    Wie sollte sie es erklären? Was an ihr nagte, war komplizierter als das, was sie Sellitto erzählt hatte. Rhyme war der beste Kriminalist in New York, vielleicht sogar im ganzen Land. Sachs bemühte sich mit aller Kraft, wußte aber, daß er auf diesem Feld für sie unerreichbar war. Aber Schießen -ebenso wie schnelles Fahren -war eine ihrer Begabungen. Sie schoß besser als die meisten Männer und Frauen im Polizeicorps - egal ob mit links oder rechts. Sie begeisterte ihr Patenkind und ihre Freunde immer wieder, indem sie Münzen in fünfzig Meter Entfernung aufstellte, auf das Glitzern zielte und ihnen dann die verbeulten Münzen schenkte. Sie hätte Jerry retten können. Verdammt, sie hätte dieses Arschloch sogar treffen können.
    Sie war wütend auf sich selbst. Wütend auf Percey, weil die sie in diese Lage gebracht hatte.
    Und wütend auf Rhyme.
    Die Tür flog auf, und Percey trat heraus. Sie warf Sachs einen kühlen Blick zu und forderte dann Hale auf hereinzukommen. Er verschwand im Raum. Ein paar Minuten später erschien Hale in der Tür und sagte: »Er will, daß jetzt alle wieder reinkommen.«
    Als Sachs eintrat, saß Percey in einem alten Lehnstuhl neben Rhyme. Die beiden erinnerten sie an ein altes Ehepaar. »Wir haben uns auf einen Kompromiß geeinigt«, verkündete Rhyme. »Brit und Percey gehen in Dellrays sicheres Haus. Die Reparaturen am Flugzeug übernimmt jemand anderes. Ich habe aber zugestimmt, daß sie die Maschine morgen abend fliegen darf - egal ob wir den Tänzer bis dahin geschnappt haben oder nicht.«
    «Und wenn ich sie einfach verhafte?« fragte Sachs kämpferisch. »Wenn ich sie jetzt mitnehme?«
    Sie hatte erwartet, daß Rhyme explodieren würde. Doch er antwortete ganz bedächtig: »Darüber habe ich auch nachgedacht, Sachs. Ich glaube aber, daß es keine gute Idee ist. Sie wäre damit viel angreifbarer - im Gericht, auf der Polizeiwache und beim Transport. Wir würden dem Tänzer nur mehr Gelegenheiten bieten, sie zu erwischen.«
    Amelia Sachs zögerte kurz und gab dann nach. Sie nickte. Er hatte recht; wie so oft. Aber ganz gleich, ob er recht hatte oder nicht: Er setzte sich immer durch. Sie war seine Assistentin, nichts weiter. Eine Angestellte. Das war

Weitere Kostenlose Bücher