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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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großer Fan Ihrer Branche.«
    »Sie mögen keine Piloten?«
    »O nein. So meine ich das nicht. Es ist das Fliegen. Das bereitet mir Sorgen.«
    »Sie lassen lieber jemanden auf sich schießen, als sich in ein Flugzeug zu setzen?«
    Ohne zu zögern, nickte er entschieden. Dann fragte er: »Waren Sie je bei einem Kampfeinsatz?«
    »Klar, in Las Vegas.«
    Er runzelte die Stirn.
    »1991. Das Hilton Hotel. Dritter Stock.«
    »Kampfeinsatz? Das verstehe ich nicht.«
    Percey fragte: »Haben Sie je von Tailhook gehört?«
    »Oh, war das nicht so ein Navy Kongreß? Bei dem sich eine Horde Piloten vollaufen ließ und auf ein paar Frauen losging? Sie
    waren dabei?«
    »Wurde zusammen mit den Besten angemacht und begrapscht. Hab einen Leutnant niedergeschlagen und einem anderen den Finger gebrochen. Leider war der so besoffen, daß er den Schmerz erst am nächsten Tag gespürt hat.« Sie nahm einen weiteren Schluck
    Bourbon.
    »War es so schlimm, wie es damals hieß?«
    Nach einem kurzen Nachdenken sagte sie: »Du mußt natürlich immer damit rechnen, daß irgend so ein Nordkoreaner oder Iraner plötzlich in einer Mig neben dir am Himmel auftaucht und dich ins Visier nimmt. Aber wenn die Leute, die eigentlich auf deiner Seite stehen sollten, so was machen, das wirft dich schon ziemlich aus der Bahn. Du fühlst dich schmutzig, verraten.«
    »Was ist dann geschehen?«
    »Ach, es wurde ziemlich mies. Ich wollte nicht nachgeben, nannte ein paar Namen und sorgte so dafür, daß ein paar Typen ihren Job verloren. Einige Piloten, aber auch ein paar höhere Ränge. Wie Sie sich vorstellen können, macht sich so was bei der täglichen Einsatzbesprechung nicht so besonders. Du kannst noch so ein großes Flugtalent sein, man fliegt einfach nicht gerne mit jemandem, dem man nicht ganz über den Weg traut. Also bin ich gegangen. Das war in Ordnung. Ich hatte meinen Spaß gehabt mit den Tomcats, hatte meinen Spaß mit den Einsätzen. Aber es war Zeit zu gehen. Ich hatte damals meinen Mann Ed kennengelernt, und wir beschlossen, diese Charterfirma zu gründen. Ich hab mich wieder mit meinem Daddy versöhnt - zumindest halbwegs -, und er lieh mir einen Großteil des Startkapitals für die Firma.« Sie zuckte die Achseln. »Das Geld habe ich mit vollem Zinssatz plus drei Prozent zurückgezahlt, und immer auf den Tag pünktlich. Dieser verdammte Hur...«
    Die Erzählung rief wieder die Erinnerung an Ed wach. Wie er ihr geholfen hatte, den Kredit auszuhandeln. Wie sie sich bei den skeptischen Leasingfirmen gemeinsam nach einem Flugzeug umgeschaut hatten. Wie sie einen Hangar gemietet hatten. Wie sie um drei Uhr nachts über die richtige Methode gestritten hatten, ein kaputtes Navigationsgerät zu reparieren, um die Maschine für den Flug um sechs Uhr fertig zu haben. Die Erinnerung schmerzte sie genauso stark wie sonst ihre unerbittliche Migräne. Um sich abzulenken, fragte sie: »Und was hat Sie hier in den Norden verschlagen?«
    »Die Familie meiner Frau lebt hier. Auf Long Island.«
    »Sie haben North Carolina wegen Ihrer Schwiegereltern verlassen?« Percey wollte gerade eine spöttische Bemerkung darüber machen, daß er sich von seiner Frau dazu hatte breitschlagen lassen, war dann aber froh, sie sich gerade noch rechtzeitig verkniffen zu haben. Beils haselnußbraune Augen hielten ihrem Blick stand, als er ihr erklärte: »Beth war ziemlich krank. Vor neunzehn Monaten ist sie gestorben.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Danke. Hier oben gibt es eine Sloan-Kettering-Privatklinik für Krebskranke, und außerdem leben ihre Eltern und ihre Schwester hier. Tatsache war, daß ich ein wenig Hilfe mit den Kindern brauchte. Ich bin ganz gut darin, einen Football zu flicken oder Chili zu kochen, aber sie brauchen auch einige andere Dinge. Zum Beispiel sind fast alle Pullover eingegangen, als ich sie zum ersten Mal in den Trockner geworfen habe. Solche Sachen eben. Ich hatte damals sowieso nicht unbedingt was dagegen, in eine andere Gegend zu ziehen. Wollte den Kindern zeigen, daß das Leben nicht nur aus Silos und Ernteeinsätzen besteht.«
    »Haben Sie ein paar Fotos dabei?« fragte Percey und nahm noch einen Schluck. Der scharfe Alkohol brannte für einen kurzen Augenblick angenehm in ihrer Kehle. Sie beschloß, mit dem Trinken aufzuhören. Beschloß dann, es doch nicht zu tun.
    »Hab ich tatsächlich.« Er fischte eine Brieftasche aus seiner weiten Hose und zeigte ihr die Fotos der Kinder. Zwei blonde Jungs im Alter von ungefähr fünf und sieben

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