Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02
Gefühl meldete sich wieder. Mit dem Ellbogen stieß er die Katze grob herunter und weidete sich an ihrem schmerzvollen Aufschrei.
»Ich habe mich weiter nach Piloten umgehört«, sagte Ron unbehaglich. »Ich habe...«
»Wir brauchen nur einen. Einen Copiloten.«
Eine Pause. »Wie bitte?« fragte Ron.
»Ich übernehme den Flug morgen. Ich brauche nur einen Ersten Offizier.«
»Du? Das halte ich für keine gute Idee, Perce.«
»Hast du sonst jemanden?« fragte sie kurz angebunden.
»Na ja, die Sache ist die...«
»Hast du jemanden?«
»Brad Torgeson ist auf der Bereitschaftsliste. Er sagt, er könne uns aushelfen. Er weiß über die Situation Bescheid.«
»Gut. Ein Pilot mit Mumm. Wie steht es mit seinen Lear-Flug-stunden?«
»Bestens... Percey, ich dachte, du tauchst unter bis zur Verhandlung vor der Grand Jury.«
»Lincoln hat mir erlaubt, den Flug zu übernehmen, wenn ich bis dahin hierbleibe.«
»Wer ist Lincoln?«
Ja, dachte Stephen. Wer ist Lincoln?
»Nun, er ist ein seltsamer Mann...« Die Ehefrau zögerte, als würde sie gern über ihn sprechen, wisse aber nicht, was sie sagen solle. Stephen war enttäuscht, als sie nur hinzufügte: »Er arbeitet für die Polizei, versucht, den Killer zu finden. Ich habe mit ihm ausgehandelt, daß ich bis morgen hierbleibe, dafür aber definitiv den Flug übernehmen werde. Er hat zugestimmt.«
»Percey, wir können das aufschieben. Ich werde mit U.S. Medical sprechen. Die wissen, daß wir durch ziemlich...«
»Nein«, sagte sie bestimmt. »Sie wollen keine Entschuldigungen. Sie wollen, daß wir nach Plan abheben. Und wenn wir das nicht schaffen, werden sie jemand anderen finden. Wann liefern sie die Fracht an?«
»Um sechs oder sieben.«
»Ich werde am späten Nachmittag draußen sein. Ich helfe dir mit dem Einbau der Ringbrennkammer.«
»Percey«, schnaufte er, »alles wird gutgehen.«
»Wenn wir diese Turbine rechtzeitig wieder flottmachen, wird alles wunderbar laufen.«
»Du mußt die Hölle durchmachen«, sagte Ron.
»Nicht wirklich«, gab sie zurück.
Noch nicht, korrigierte Stephen sie stillschweigend.
Sachs schlingerte mit dem Kombi mit sechzig Stundenkilometern um die Ecke. Sofort entdeckte sie ein Dutzend Agenten, die die
Straße absuchten.
Fred Dellrays Teams waren dabei, das Gebäude zu umstellen, in dem Sheila Horowitz wohnte. Ein typischer Sandsteinbau der Upper East Side, nebenan ein koreanischer Lebensmittelladen, vor dem ein Angestellter auf einer Milchkiste hockte, Karotten für die Salatbar schälte und ohne besondere Neugierde die mit Maschinenpistolen bewaffneten Männer und Frauen betrachtete, die das Gebäude umstellten.
Sachs fand Dellray mit entsicherter Waffe im Eingang, wo er die Namensschilder der Bewohner studierte.
S. Horowitz. 204.
Er klopfte gegen sein Funkgerät. »Wir sind auf vier acht drei
Punkt vier.«
Die gesicherte Frequenz für taktische Operationen. Sachs stellte ihr Funkgerät darauf ein, während Dellray mit einer kleinen schwarzen Taschenlampe in den Briefkasten der Horowitz leuchtete. »Heute nicht geleert. Ich hab so ein Gefühl, das Mädchen ist weg.« Dann sagte er: »Wir haben unsere Leute mit Infrarotkameras und ein paar Mikrofonen auf der Feuertreppe und in den Stockwerken über und unter ihrer Wohnung postiert. Haben drinnen keinen gesehen.
Aber wir fangen Kratzen und Schnurren auf. Allerdings hört sich nichts davon menschlich an. Sie hat Katzen, wie du dich erinnerst. Damit hat er sich wieder mal selbst die Krone aufgesetzt, mit dieser Idee, die Tierärzte abzuklappern. Unser Rhyme, meine ich.«
Ich weiß, wen du meinst, dachte sie.
Draußen heulte der Wind, und eine weitere Reihe schwarzer Wolken schob sich über die Stadt. Große Wolkenfelder, deren Farbe sie an Blutergüsse denken ließ.
Dellray schnarrte in sein Funkgerät. »An alle Teams. Status
durchgeben.«
»Rotes Team. Wir sind auf der Feuertreppe.«
»Blaues Team. Erdgeschoß.«
»Roger«, murmelte Dellray. »Überwachungseinheit. Bericht erstatten.«
»Sind noch nicht sicher. Wir kriegen schwache Infrarotsignale. Wer oder was auch immer drinnen ist, bewegt sich nicht. Könnte eine schlafende Katze sein. Oder ein verletztes Opfer. Könnte auch eine Lampe sein, die eine ganze Weile gebrannt hat. Könnte allerdings auch die gesuchte Person sein. Irgendwo tief drin in der Wohnung.«
»Nun, was meinen Sie?« fragte Sachs.
»Wer war das?« fragte der Agent über das Funkgerät.
»New York Police Department, fünf acht
Weitere Kostenlose Bücher