Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02
Jahren. »Benjamin und Kevin«, verkündete Bell stolz.
Percey erhaschte auch einen Blick auf ein anderes Foto -eine hübsche blonde Frau mit kurzen Haaren und Pony. »Sie sind entzückend.« »Haben Sie Kinder?«
»Nein«, antwortete sie und dachte daran, daß sie immer irgendwelche Gründe gehabt hatten, die dagegen sprachen. Es gab immer ein »nächstes Jahr« und dann wieder ein »nächstes Jahr«. Erst hieß es, die Firma muß besser laufen, dann hieß es, erst müssen wir die 737 leasen, dann hieß es, erst muß ich meine Zulassung für die DC-9 bekommen... Sie lächelte ihn stoisch an. »Was wollen Ihre denn mal werden? Auch Polizisten?«
»Sie wollen unbedingt Fußballspieler werden. Allerdings gibt es für diesen europäischen Sport in New York keinen großen Bedarf. Es sei denn, die Mets spielen weiter so, wie sie es in den letzten Wochen getan haben.«
Bevor das Schweigen zu unangenehm wurde, fragte Percey: »Ist es in Ordnung, wenn ich mal kurz in der Firma anrufe? Ich muß wissen, wie weit sie mit meinem Flugzeug sind.«
»Kein Problem. Ich lasse Sie allein. Achten Sie nur darauf, daß Sie niemandem unsere Adresse oder die Telefonnummer von hier geben. Das ist eins der Dinge, bei denen ich richtig halsstarrig sein kann.«
8. Stunde von 45
»Ron. Ich bin's, Percey. Wie geht es euch da draußen?«
»Wir sind alle ziemlich mitgenommen«, antwortete er. »Ich habe Sally nach Hause geschickt. Sie konnte nicht...«
»Wie geht es ihr?«
»Sie wurde einfach nicht damit fertig. Carol auch nicht. Und Lauren ist völlig ausgerastet. Ich habe noch nie jemanden so außer sich gesehen. Wie geht es dir und Brit?«
»Brit ist stinksauer. Ich bin stinksauer. Was ist das alles nur für ein Chaos. Ach, Ron...«
»Und dieser Detective, der Polizist, der angeschossen wurde?«
»Ich glaube, sie wissen noch nichts Genaueres. Wie geht es Foxtrot Bravo"?«
»Nicht so schlecht, wie zu erwarten wäre. Ich habe das Cockpit-Fenster schon ersetzt. Im Rumpf keine Löcher. Turbine zwei... ist ein Problem. Wir müssen ein ganzes Stück von der Außenhülle ersetzen. Wir versuchen auch, einen neuen Feuerlöscher zu bekommen. Ich glaube allerdings nicht, daß das ein Problem wird...«
»Aber?«
»Aber die Ringbrennkammer muß ausgetauscht werden.«
»Ausgetauscht? Jesus.«
»Ich habe schon den Garret Vertrieb in Connecticut angerufen. Sie haben zugesagt, morgen eine zu liefern, obwohl Sonntag ist. Ich kann sie in zwei, drei Stunden einbauen.«
»Zum Teufel«, murrte sie, »ich sollte dabeisein... Ich habe versprochen, mich nicht von der Stelle zu rühren, aber verdammt noch mal, ich sollte dabeisein.«
»Wo bist du, Percey?«
Und Stephen Kall, der dieser Unterhaltung in Sheila Horowitz' düsterer Wohnung lauschte, machte sich bereit mitzuschreiben. Er preßte den Hörer fester an sein Ohr.
Aber die Ehefrau sagte nur: »In Manhattan. Mit so ungefähr tausend Bullen um uns rum. Ich komme mir vor wie der Papst oder der Präsident.«
Stephen hatte beim Abhören des Polizeifunks Meldungen über seltsame Aktivitäten im zwanzigsten Bezirk an der Upper West Side gehört.
Die Polizeiwache wurde geschlossen, Häftlinge verlegt. Er fragte sich, ob die Ehefrau sich jetzt dort befand - im Bezirksrevier.
Ron fragte: »Werden sie diesen Kerl kriegen? Haben sie irgendwelche Spuren?«
Ja, hatten sie die? fragte sich Stephen.
»Ich weiß es nicht«, gab sie zurück.
»Diese Schüsse«, sagte Ron, »Jesus, haben die mir Angst eingejagt. Hat mich an den Militärdienst erinnert.«
Stephen rätselte erneut über diesen Ron. Könnte er nützlich sein?
Infiltriere, evaluiere... verhöre.
Stephen erwog, ihm aufzulauern und ihn zu foltern, damit er Percey zurückrief und herausfand, wo genau das sichere Haus war...
Doch das wäre ein Risiko, obwohl er vermutlich noch einmal durch die Sicherheitskontrollen des Flughafens würde schlüpfen können. Und es würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen.
Während er ihrer Unterhaltung lauschte, starrte Stephen vor sich auf den Laptop. Die Worte Bitte warten blinkten immer wieder auf. Die Abhörwanze war mit einem Relaiskasten der Telefongesellschaft NYNEX in der Nähe des Flughafens verbunden und hatte ihre Gespräche seit einer Woche auf Stephens Bandgerät übertragen. Er wunderte sich, daß die Polizei sie noch nicht gefunden hatte.
Eine Katze -Esmeralda, Essie, der Wurmsack -kletterte auf den Tisch und wölbte den Rücken. Stephen konnte ihr nervtötendes Schnurren hören.
Das kribbelige
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