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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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greift Gott deswegen an. Manche Profikiller nennen ihre Opfer >Zielscheiben< oder >Subjekte<. Ich hab von einem Typen gehört, der sie >Leichen< nennt. Schon bevor er sie umbringt. Zum Beispiel: >Die Leiche steigt aus dem Auto. Ich nehme sie aufs Korn.< Für ihn ist es einfacher, auf diese Art an seine Opfer zu denken, vermute ich. Was mich angeht, mir ist es egal. Ich bezeichne sie als das, was sie sind. Zur Zeit bin ich hinter der Ehefrau und dem Freund her. Den Ehemann habe ich schon getötet. So denke ich an sie. Es sind Leute, die ich töte, mehr nicht. Keine große Sache.«
    Jodie dachte über das nach, was er gehört hatte, dann sagte er: »Weißt du was? Ich glaube nicht, daß du böse bist. Weißt du, warum?«
    »Warum?«
    »Weil böse etwas ist, das unschuldig aussieht, aber sich dann als schlecht entpuppt. Bei dir ist die Sache die, daß du nicht vorgibst, etwas anderes zu sein, als du bist. Ich denke, das ist gut.«
    Stephen schnippte mit einem klickenden Geräusch seine geschrubbten Fingernägel gegeneinander. Er spürte, daß er wieder rot wurde. War ihm seit Jahren nicht passiert. Schließlich sagte er: »Ich würde dich nicht zum Feind haben wollen. Nein, Sir, das würde ich nicht wollen. Aber ich habe das Gefühl, daß wir Freunde sind. Ich glaube nicht, daß du mir etwas tun würdest.«
    »Nein«, bestätigte Stephen. »Wir sind Partner.«
    »Du hast über deinen Stiefvater gesprochen. Lebt er noch?«
    »Nein, er ist tot.«
    »Das tut mir leid. Als du ihn erwähnt hast, mußte ich an meinen eigenen Vater denken. Er ist auch tot. Er sagte immer, was er am meisten in der Welt respektiere, sei Kunstfertigkeit. Er liebte es, einem begabten Mann bei der Arbeit zuzusehen. So wie bei dir.«
    »Kunstfertigkeit«, wiederholte Stephen, ganz aufgewühlt von unerklärlichen Gefühlen. Er sah zu, wie Jodie das Geld in einem Schlitz in der schmutzigen Matratze versteckte. »Was wirst du mit dem Geld machen?«
    Jodie setzte sich auf und sah Stephen mit starren, aber ernsten Augen an. »Kann ich dir etwas zeigen?« Durch die Drogen klang seine Stimme schleppend.
    »Klar.«
    Er zog ein Buch aus seiner Tasche. Der Titel lautete: Nicht länger abhängig.
    »Ich hab es aus diesem Buchladen am Saint-Marks-Platz geklaut. Es ist für Leute, die nicht länger, du weißt schon, Alkoholiker oder Drogenabhängige sein wollen. Es ist ziemlich gut. Da drin sind solche Kliniken erwähnt, in die man gehen kann. Ich habe diesen Ort in New Jersey gefunden. Du bleibst einen Monat -einen ganzen Monat -, und wenn du rauskommst, bist du clean. Sie sagen, daß es wirklich funktioniert.«
    »Das ist gut für dich«, sagte Stephen. »Ich finde das gut.«
    »Yeah, nun«, Jodie verzog das Gesicht. »Es kostet vierzehntausend.«
    »Im Ernst?«
    »Für einen Monat. Kannst du dir das vorstellen?«
    »Da macht jemand gut Geld.« Stephen kassierte normalerweise hundertfünfzigtausend Dollar pro Auftrag, doch das sagte er Jodie nicht, seinem frischgebackenen Freund und Partner.
    Jodie seufzte, wischte sich die Augen. Die Drogen hatten ihn offenbar rührselig gemacht. Wie Stephens Stiefvater, wenn er getrunken hatte. »In meinem ganzen Leben ging immer alles schief«, erzählte er. »Ich bin aufs College gegangen. War gar nicht schlecht. Ich habe sogar für eine Weile unterrichtet. Dann für eine Firma gearbeitet. Dann verlor ich meinen Job. Alles ging den Bach runter. Wurde aus meiner Wohnung geworfen... ich hatte schon immer ein Problem mit Medikamenten und Drogen. Fing an zu stehlen... Ach, zur Hölle...«
    Stephen setzte sich neben ihn. »Du bekommst dein Geld und gehst in diese Klinik. Kriegst dein Leben in den Griff.«
    Jodie lächelte ihn verschwommen an. »Mein Vater hatte immer diesen Spruch, weißt du? Wenn man etwas tun mußte, das wirklich schwierig war. Er sagte: >Denk an den schwierigen Teil nicht als Problem, sieh ihn nur als Faktor. Als etwas, das du berücksichtigen mußt.< Er sah mir dann immer in die Augen: >Er ist kein Problem, er ist nur ein Faktor.< Ich versuche, mich immer daran zu erinnern.«
    »Kein Problem, nur ein Faktor«, wiederholte Stephen. »Das gefällt mir.«
    Stephen legte seine Hand auf Jodies Bein, um zu bekräftigen, daß ihm das wirklich gefiel.
    Soldat, was zum Teufel tust du da?
    Sir, bin zur Zeit beschäftigt, Sir. Werde später Bericht erstatten.
    Soldat...
    Später, Sir!
    »Auf dich.« Jodie prostete ihm zu.
    »Nein, auf dich«, sagte Stephen.
    Und sie stießen mit Mineralwasser und Orangensaft auf ihr

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