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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Schärfe war sie einfach nur ein einsames Mädchen.
    Saul wusste, wie sehr sie ihre Großmutter noch immer vermisste, und manchmal fühlte er eine Art Neid bei ihr, gelegentlich sogar einen Hauch Feindseligkeit seiner liebenden Familie gegenüber. Wenn er an ihren gewalttätigen Vater dachte, konnte er das nachvollziehen.
    Größtenteils glaubte er, sie zu verstehen. Er wusste zweifelsohne, dass er sie liebte, und er würde alles tun, um sie zu halten.
    Im Augenblick war Romantik seine beste Chance. Immerhin war das die größte Stärke ihrer Beziehung: ihre Liebe, ihre Leidenschaft. Terri hatte natürlich drei Leidenschaften: die Arbeit, Tiere und ihn – zumindest hoffte er, dass er auch dabei war.
    Er jedenfalls hatte nur sie. Deshalb war er das Risiko eingegangen, Reservierungen für das Wochenende zu machen.
    Er wusste, wie sehr sie sich immer gewünscht hatte, an den Golf zu fahren, um den 52 Hektar großen Caribbean Gardens Zoo in Naples zu besuchen.
    Es gab dort unter anderem ein großes Primatengehege – eine ihrer ganz besonderen Leidenschaften.
    Die meisten Menschen sagten überdies, Naples sei ein romantischer Ort, womit zwei von Terris Leidenschaften abgedeckt wären – vorausgesetzt, sie wollte mitkommen.
    Gemeinsam wegzufahren war vielleicht genau das, was sie brauchten, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen.
    Saul klopfte auf Holz.

39.
    Cathy war zu dem Schluss gekommen, dass es das einzig Vernünftige war, mit Kez zu reden.
    Auch wenn Kez geglaubt zu haben schien, das einzig Vernünftige für Cathy sei, wegzugehen und selbst zu einer Entscheidung zu kommen.
    Je mehr sie darüber nachdachte, desto deutlicher erkannte Cathy, dass das nie geschehen würde, egal ob richtig oder falsch. Vielleicht bewies das ja ihre Unreife oder zumindest ihre Unerfahrenheit, aber zum Teufel damit; sie war jung, und das Ganze war ihr vollkommen neu. Da war es doch sicherlich ihr Recht, eine derart wichtige Entscheidung mit Kez zu treffen.
    Das Problem war nur, dass Kez nicht an ihren Festnetzanschluss ging, und Cathy hatte bereits zwei Nachrichten hinterlassen, auf die Kez nicht geantwortet hatte. Das bedeutete, dass sie entweder nicht da war oder dass sie beschlossen hatte, nichts mehr mit Cathy zu tun haben zu wollen. (Kez besaß zwar auch ein Handy, aber wie sie Cathy gesagt hatte, nahm sie es nur selten mit und konnte sich kaum an die Nummer erinnern.)
    Ein Versuch noch, eine Nachricht, und danach kein Warten mehr.
    Auf zu Kez.

40.
    So sehr sie sich auch bemüht hatte, Grace hatte es nicht geschafft, ihre Bedenken bezüglich Terri aus dem Kopf zu bekommen. Das lag nicht so sehr an dem Tag, an dem sie zu ihr gekommen war, sondern mehr an dem Foto, das Saul so beunruhigt hatte.
    Grace wusste, warum das Bild ihr solches Kopfzerbrechen bereitete.
    Sauls schlimmste Befürchtung schien gewesen zu sein, dass Terri nach Hallandale Beach gefahren war und das Foto selbst aufgenommen hatte, nachdem sie die Beamten dort irgendwie bequatscht oder bezirzt hatte.
    Das aber war nach Grace’ Meinung so gut wie unmöglich.
    Grace wusste ein wenig darüber, wie gründlich ein Tatort abgeriegelt wurde. Sie zweifelte daran, dass selbst der unerfahrenste Cop wegen eines Augenklimperns eines gut aussehenden Officers wie Terri Suarez seine Karriere aufs Spiel gesetzt hätte und das unkalkulierbare Risiko eingegangen wäre, dass wichtige Beweise zerstört werden könnten.
    Da die Leiche zu dem Zeitpunkt außerdem noch am Tatort gewesen war, hatte es mit Sicherheit nur so von erfahrenen Cops und Spurensicherungsleuten gewimmelt.
    Terri hätte unmöglich nahe genug herankommen können, um solch ein Bild aufzunehmen.
    Was vermutlich bedeutete, dass sie es nicht selbst aufgenommen, sondern aus dem Morddezernat gestohlen hatte. Das war immerhin sehr viel weniger beunruhigend als die Alternative.
    Warum also hatte Saul, der Terri liebte, mehr daraus gemacht statt weniger?
    Vielleicht sagte ihm sein Instinkt, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Diese Gedanken gingen Grace immer wieder durch den Kopf. Das Foto und die ganze Sache mit Terris Besessenheit von den Mordenverursachten ihr allmählich ein zutiefst unangenehmes Gefühl, was Officer Terri Suarez betraf – mehr noch: Es erzeugte eine tiefe Unruhe in ihr.
    Das sind die Hormone.
    Das hoffte Grace zumindest von ganzem Herzen.
    Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was es bedeutete, sollte es anders sein.

41.
    3. September
    Saul hatte ein Zimmer im Hotel Escalante an der Fifth Avenue

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