Letzter Weg
letzten Sitzung mit Greg hatte Cathy Kez mitgebracht, um sie ihnen vorzustellen, und dann, nur wenige Augenblicke, nachdem sie gegangen waren, war Terri erschienen. Grace hatte sich gefragt, ob Sauls Freundin wohl gewartet hatte, bis die anderen weg waren, um sich allein mit ihr zu unterhalten.
Plötzlich kam ihr eine neue Möglichkeit in den Sinn, ungebeten und unwillkommen. Vielleicht hatte Terri draußen gewartet, weil sie gewusst hatte, dass Gregory bei ihr gewesen war: Greg, der möglicherweise Rudolph Mullers Mörder gesehen hatte.
Unsinn.
Terri war sie besuchen gekommen, weil sie sich über Sam geärgert hatte. Und selbst wenn sie versucht hatte, ihn und Saul nach Einzelheiten zu der Mordermittlung auszufragen, hatte sie es zu keiner Zeit bei Grace versucht.
In jedem Fall hatte zu diesem Zeitpunkt ohnehin niemand auch nur vermutet, dass Greg irgendetwas gesehen haben könnte, das mit dem Muller-Mord in Verbindung stand.
Somit war es Zufall gewesen, dass Terri genau zu dem Zeitpunkt gekommen war.
Die arme Teté, dachte Grace. Alle stürzten sich wegen des schlimmsten Verbrechens auf sie, das eine Frau begehen konnte: Ehrgeiz.
Das war nichts Neues.
37.
Noch immer kein Durchbruch im Muller-Fall – und auch kein Erfolg bei dem Versuch, die drei Strandmorde miteinander in Verbindung zu bringen. Sie hatten nichts gemein außer der Natur des Verbrechens – Mord –, dem Tatort – Strand – und dem Schauplatz Süd-Florida.
Natürlich war da die Tatsache, dass es in allen drei Fällen an Beweisen mangelte.
Und natürlich war da dieser eine Holzsplitter im ersten Broward-Fall – bei Rivera hatten sie nicht so viel Glück gehabt. Aber wie Doc Sanders zum Zeitpunkt des Fundes gesagt hatte, schloss die Tatsache, dass in den anderen beiden Mordfällen kein solcher Splitter gefunden worden war, nicht die Möglichkeit aus, dass dieselbe Waffe zum Einsatz gekommen war.
Nicht, wenn der Killer seine Waffe zwischen den Angriffen pflegte.
Falls dem so war, dann war er ein sehr ordentlicher Mensch. Zwar waren die Schläge mit schrecklicher Wucht geführt worden, doch die darauf folgenden zweiten Angriffe auf Hals, Lippen und Zähne zeugten eher von Bedacht.
Und je mehr Sam sich darüber den Kopf zerbrach, desto mehr war er überzeugt, dass die Morde miteinander zu tun hatten.
Das zu beweisen – da lag das Problem.
Ganz zu schweigen davon, den Hurensohn zu finden, der dahintersteckte.
Dem Chief gefiel es natürlich nicht, wenn so viel Zeit verging, ohne dass auch nur der Hauch eines Ergebnisses vorlag. Und Captain Hernandez mochte es nicht, wenn der Chief unglücklich war, während Lieutenant Kovac sich mürrischer denn je zeigte. Keiner der Detectives ließ sich gerne vom Captain oder Kovac in den Hintern treten, natürlich nicht. Und zu versagen – sich selbst gegenüber, vor allem aber dem Opfer gegenüber – gefiel ihnen erst recht nicht.
Niemand hatte etwas Interessantes über Rudolph Muller erfahren, egal ob gut oder schlecht; doch genau das beunruhigte sie mehr als ein offensichtlich ehrlicher, hart arbeitender Mann mit einer möglichen Schwäche, was sein Aussehen betraf, ohne dass er unter Narzissmus oder irgendeiner Perversion litt. Es beunruhigte sie, dass so ein Kerl, ein ganz normaler Mann, an ihrem Strand gejoggt hatte – und dann hatte jemand ihm das Gesicht zertrümmert und ihm die Kehle durchgeschnitten, und sie hatten bis jetzt noch nicht mal einen Verdächtigen zum Verhör ins Büro geschleppt. Muller war nicht die Art von Opfer, die die Cops Tag für Tag Überstunden schieben ließ; aber die Miami Beach Police mochte ihre Stadt, ihre sicheren Strände, und sie wollten verdammt sein, wenn sie es einem Verrückten gestatteten, den Sand mit Blut und Hirn zu bespritzen und unschuldige Bürger zu erschrecken.
Also galt um Mullers und natürlich um seiner Familie willen: »Arbeitet härter! Denkt nach! Gebt nicht auf!« In Zeiten wie diesen lautete so das Motto der gesamten Einheit, und im Augenblick war es besonders Sams Leitspruch.
Immerhin war das sein Fall.
Arbeite härter.
38.
Saul hatte beschlossen, zu besonderen Maßnahmen zu greifen.
Er musste sofort einen Weg finden, Terri klarzumachen, wie viel sie ihm bedeutete.
Er hasste die Vorstellung, dass sie auch nur denken könnte, er würde sie bei Sam wegen des Fotos verpetzen; und er hasste es sogar noch mehr, dass Teté das Gefühl zu haben schien, sie sei ihm weniger wichtig als seine Familie.
Tief unter all der Härte und
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