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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Weg um den See herum. Er konnte den Katamaran durch die Bäume hindurch sehen. Die Passagiere auf dieser Seite des Bootes waren nun ziemlich deutlich zusehen, aber noch immer keine Spur von Terri. Vielleicht, erkannte er plötzlich, war sie ja auch gerade ausgestiegen, hatte die Rundfahrt schon hinter sich. Also musste er sie an Land suchen, während das Boot die kleinen Inseln umrundete. Das mochte unsinnig sein, aber im Augenblick blieb ihm nichts anderes übrig.
    Saul ging über eine kleine Fußbrücke zu einem Aussichtspunkt und warf einen Blick hinaus. Er sah mehr als ein Dutzend kleiner Inseln im See, denen sich der Katamaran nun näherte. Ein Gärtner mähte dort drüben Gras, und Saul glaubte, auch ein paar Affen zu sehen, obwohl ihn im Moment nichts weniger interessierte.
    Keine Teté. Das war alles, was ihn kümmerte.
    Saul seufzte, machte wieder kehrt und ging über die Brücke zurück. Er schaute nach rechts und links, kam an einem Mardergehege vorbei und ein Stück weiter an Fleckenhyänen.
    Er erstarrte.
    Wie vom Donner gerührt.
    Da war sie! Dort drüben, links in der Ecke. Sie hockte dicht am Außenzaun des Geheges und beobachtete fasziniert, wie eine Hyäne langsam auf sie zutrottete.
    Sie war mehr als nur fasziniert, dachte er plötzlich.
    Dann drehte sie sich um und sah, wie er sie anstarrte.
    Der Blick in ihren Augen traf ihn sogar noch härter, doch er brachte ein Lächeln zustande.
    »Hi«, sagte er.
    Ihr Gesicht verwandelte sich in Eis.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er vorsichtig und trat einen Schritt vor.
    Sie rannte los. Sie sprang einfach auf und rannte zu einer Lichtung. Geschickt wich sie einer Besuchergruppe aus und verschwand zwischen den alten Palmen und Banyanbäumen dahinter.
    Saul folgte ihr. Er ging schnell, rannte dann auch, vorbei an der Gruppe. Schließlich sah er den Subway Pavillon, das Gebäude, in dem Shop und Toiletten des Zoos untergebracht waren, doch von Teté keine Spur.
    Sie war verschwunden.

44.
    »Was ist mit dir, Grace?«, fragte Sam am späten Samstagnachmittag.
    Sie waren im Arbeitszimmer. Beide nahmen sie sich eine Auszeit. Grace hatte die Füße auf die Couch gelegt; Sam hockte auf dem Boden daneben, und Woody hatte sich eingerollt und schlief.
    »Nichts.«
    Sie war es nicht gewöhnt, ihn anzulügen, und es gefiel ihr ganz und gar nicht.
    »Irgendetwas stimmt doch nicht.« Sam zeigte sich beharrlich.
    »Das Baby trainiert gerade für ein Vortanzen beim City Ballet.«
    »Wirklich?« Sam streckte die Hand aus und legte sie auf Grace’ stetig wachsenden Leib, wo sie bis vor ein paar Minuten schon einmal gelegen hatte. »Ich dachte, er hätte es für heute Nachmittag gut sein lassen.«
    »Mit allem Respekt …« Grace nahm seine Hand weg und setzte sich unter Mühen auf. »Woher willst du das wissen?«
    »Wenn du etwas willst«, sagte Sam, »dann frag mich.«
    »Ich bin schwanger, Sam, nicht krank.« Die Verärgerung in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Das sagst du nur so lange«, gab Sam zurück, »bis ich dir nicht mehr anbiete, dir zu helfen.«
    »Ich verlange nun wirklich nicht viel von dir«, sagte Grace.
    »Das habe ich auch nicht gesagt.«
    »Wäre es so, würde das ohnehin nichts nützen, weil du ja kaum hier bist.«
    »Jetzt bin ich aber hier«, sagte Sam.
    »Und? Willst du einen Orden dafür?«
    Sam stand auf. »Komm schon, Gracie.«
    »Ich bin jetzt nicht in ›Gracie‹-Stimmung«, erklärte sie.
    »Was du nicht sagst.«
    »Was soll das denn heißen?«
    Er hob die Hände. »Vergiss es.«
    »Wie soll ich das, wenn du bei jeder Gelegenheit auf meine Hormone zu sprechen kommst?«
    »Ich habe sie doch gar nicht erwähnt. Das würde ich nicht wagen.«
    Grace ließ sich auf die Kissen zurücksinken. »Tut mir leid.«
    »Schon gut.«
    »Nein, ist es nicht«, sagte sie.
    »Es ist vollkommen okay«, sagte Sam. »Das gehört nun mal dazu.«
    »Schon wieder die Hormone«, sagte Grace, doch diesmal lächelte sie.
    »Pssst.« Sam legte den Finger auf die Lippen. »Das Kind könnte es hören.«
    »Das Kind ist ein Junge«, erinnerte ihn Grace. »Er wird vermutlich ohnehin auf deiner Seite sein.
    »Mann, das hoffe ich«, sagte Sam.
    Diese Sache mit Terri – diese vermutlich gar nicht existierende »Sache« – zehrte allmählich an Grace, obwohl sie es nicht wollte. Sie hatte sich daran gewöhnt, selbst die kleinsten Probleme mit Sam zu teilen, hatte es stets für einen der wichtigsten Aspekte ihrer Partnerschaft gehalten. Doch in diesem Fall waren ihre

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