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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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wirklich großes Glück gehabt.
    Kez war etwas Neues, das die Dinge verkomplizierte.
    Doch Kez war schon wieder aus ihrem Leben verschwunden, so schnell, wie sie gekommen war, und vielleicht war das auch gut so; vielleicht würde es auf diese Art weniger Schmerz geben.
    »Ich mag diese Art von Schmerz nicht«, hatte Kez gesagt.
    Es war die letzte Bemerkung gewesen, die sie Cathy gegenüber gemacht hatte, kurz nachdem sie sie aufgefordert hatte zu gehen. Nur hatte Kez damit gemeint, dass sie, Cathy, ganz verschwinden solle, denn sie war zu jung, unerfahren und unsicher – das erkannte sie nun.
    Vielleicht hatte Kez recht.
    Wenn sie es doch nur glauben würde, dachte Cathy.

47.
    Um elf Uhr machte Saul sich ernsthafte Sorgen um Terri.
    Einfach hinauszustürmen war typisch für sie gewesen, wie auch, alleine loszuziehen, wegzubleiben und ihn schwitzen zu lassen.
    Aber jetzt währte dieser Zustand schon viel zu viele Stunden, und selbst wenn Terri ihre Klamotten und die paar anderen Sachen egal sein sollten, die sie von zu Hause mitgebracht hatte – sie hatte auch ihren Laptop hiergelassen, vermutlich mit ihrer ach so kostbaren Arbeit auf der Festplatte. Selbst wenn sie den Rechner hiergelassen hatte, um ihn, Saul, in Versuchung zu führen, einen Blick hineinzuwerfen – was er nicht beabsichtigte –, waren neun Stunden sicher genug, denn so viel Zeit war bereits vergangen.
    Ihr konnte etwas zugestoßen sein. Tatsächlich befürchtete Saul immer mehr, dass wirklich etwas geschehen war, und er wurde zunehmend nervöser, denn es gab nichts, gar nichts, das er tun konnte, um sie zu finden. Und die Polizei von Naples würde sich kein Kopfzerbrechen wegen einer erwachsenen Frau machen – ganz zu schweigen wegen einer Kollegin –, die nach einem Streit mit ihrem Freund das Hotel verlassen hatte. Außerdem würde Terri es ihm bestimmt nicht vergeben, sollte sie erfahren, dass er auch nur versucht hatte, eine Vermisstenanzeige zu erstatten.
    Beruhige dich.
    Saul ging wieder hinaus. Er hatte kein wirkliches Ziel im Sinn; er wollte nur die Spannung ein wenig abbauen, die sich in ihm aufgestaut hatte. Er suchte nicht einmal nach Terri, denn das war ohnehin sinnlos. Aller Wahrscheinlichkeit nach war ihr nichts passiert. Vermutlich war sie gar nicht mehr in Naples, sondern hatte beschlossen, ihn leiden zu lassen. Sie wusste, dass er sich um ihre Sachen kümmern und sie nach Miami zurückbringen würde. Vielleicht hatte sie sogar ein paar Kollegen angerufen – Leute, die besser verstanden, was siedachte, als er –, und möglicherweise hatte einer von denen sie nach Miami zurückgefahren.
    Sein Weg führte Saul durch eine ziemlich wohlhabende Wohngegend mit großen, schönen Häusern – vorbildliche Heime, wo es nichts zu verbergen gab: keine hohen Mauern, um sie vor neugierigen Blicken abzuschirmen, und perfekt gepflegte Vorgärten. Saul hatte solche Häuser schon früher am Tag gesehen, als er mit Terri in die Stadt gefahren war. Da waren sie noch glücklich gewesen, hatten sich auf das Hotel gefreut und auf ein wenig Zeit miteinander, auf den Sex und …
    Hör auf.
    Saul schüttelte den Kopf. Sein Selbstmitleid ärgerte ihn. Er bog um eine Ecke und hielt auf den Strand zu. Das war die beste Idee, die er den ganzen Tag über gehabt hatte: ein wenig Sand unter die Füße und die steife Meeresbrise ins Gesicht zu bekommen. Später würde er sich vielleicht einen Schlummertrunk im Hotel genehmigen und sich ein wenig ausruhen. Morgen früh, falls Terri bis dahin noch immer keinen Kontakt zu ihm aufgenommen hatte, würde er auschecken und nach Hause fahren.
    Es war wunderbar.
    Der schwarze Himmel war mit Sternen übersät, und das Licht des Halbmonds ließ den weißen Sand silbern schimmern. Saul hatte seine Sneakers ausgezogen und trug sie an den Schnürsenkeln. Er schwang sie ein wenig hin und her, während er ging, und das Gefühl des Sandes unter seinen Füßen war so gut, wie er erwartet hatte.
    Es waren ein paar Leute in der Gegend, nicht viele, aber mehr als genug für jemanden in seiner Stimmung.
    Es waren durchweg Paare, die Hand in Hand oder Arm in Arm über den Sand schlenderten. Ein Pärchen lachte aus purer Lebensfreude, als es an Saul vorüberging.
    Er ging weiter. Er wollte den Liebenden entfliehen, all diesen glücklichen, normalen Menschen. Saul wusste natürlich, dass mindestens die Hälfte dieser Leute nicht vollkommen glücklich war und dass es so etwas wie normal nicht gab. In jedem Fall war das, was er und

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