Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
Terrigerade durchmachten, nichts Besonderes. Sie waren nur eines von vielen Paaren, die anfangs verrückt aufeinander gewesen waren und dann zu der langsamen, schmerzhaften Erkenntnis gelangten, dass es vielleicht doch nicht mit ihnen funktionierte.
    Nur dass es sich im Augenblick wie das Wichtigste auf der Welt anfühlte.
    Plötzlich waren alle Leute verschwunden. Saul war ganz allein, so wie er es sich gewünscht hatte.
    Er setzte sich mit dem Gesicht zum Meer in den Sand, zog die Beine an und schlang die Arme darum, die Sneakers noch immer in der Hand, die vom Wind sanft gegen seine Schienbeine geschlagen wurden. Es war ein wenig Salz in der Luft, vermischt mit Salz aus dem Meer, und es brannte ihm in den Augen; aber das war egal. Er hatte bereits Tränen darin.
    Saul grub die Zehen in den Sand und dachte daran zurück, wie es unmittelbar nach dem Mittagessen im Bett mit Teté gewesen war. Er dachte an ihre wunderbaren Brüste, ihre weiche Haut und daran, wie sie sich immer an ihn schmiegte.
    Er sagte ihren Namen. Er schrie ihn nicht, flüsterte ihn auch nicht; er sagte ihn einfach in den Wind hinein.
    »Teté.«
    Und dann hörte er das Geräusch hinter sich: Schritte, die auf ihn zurannten.
    Saul drehte sich um. Zu spät. Den Bruchteil einer Sekunde, bevor der erste Schlag ihn an der Schulter traf, Schmerz durch ihn hindurchjagte und ihn mit dem Rücken voran auf den Boden warf.
    Er wollte schreien …
    »Was …«
    Ein Fuß brachte ihn zum Verstummen. Ein Fuß, der ihm den Adamsapfel zertrümmerte und ihm den Atem nahm.
    Als Letztes, ehe er im Nichts versank, hörte er den Schrei.

48.
    4. September
    Sie reisten zusammen in der Dunkelheit, eine stumme Wagenladung auf der Interstate 75, der so genannten »Alligator Alley«. Sam fuhr; neben ihm saß Grace, hinten David und Cathy.
    David hatte den Anruf bekommen. Sauls unversehrte Brieftasche hatte der Polizei von Naples und dem People’s Hospital alle nötigen Informationen gegeben.
    Am Telefon hatte niemand über Details gesprochen, nur über das Wesentliche.
    Saul war sehr schwer verletzt. Er war am Strand angegriffen worden.
    Kommen Sie schnell her.
    Niemand sagte ein Wort. Sam saß starr da und hielt das Lenkrad umkrampft. Cathy weinte leise und wischte sich die Tränen mit einem bereits durchnässten Taschentuch ab. David betete stumm; nur seine Lippen bewegten sich dann und wann.
    Grace hatte die Hände über ihrem Leib gefaltet und den Blick starr nach vorn gerichtet. Gelegentlich schaute sie verstohlen zu Sam. Sie hatte das Gefühl, als würden ihre privaten Gedanken und Ängste Löcher in ihren Schädel bohren. Und sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, als Sam ohne weitere Verzögerung von ihrem Verdacht in Bezug auf Terri zu erzählen …
    Nicht, während er fährt. Du kannst noch warten, bis ihr da seid.
    Doch da sie nun schon so lange gewartet hatte, würde sie auch noch ein wenig länger warten können, bis sie Terris Gesicht sah, bevor sie etwas derart Vernichtendes sagte: ihren Ausdruck, ihre Augen. Das zumindest schuldete sie Saul, nachdem sie sich so lange an ihr Versprechen ihm gegenüber gehalten hatte. Doch dann musste sie zumindest versuchen, alles wieder in Ordnung zu bringen.
    Was ihre größte, schrecklichste Angst betraf …
    Was, wenn ihre Befürchtungen nicht unbegründet waren? Dann hätte sie Saul retten können, wenn sie früher etwas gesagt hätte.
    Grace konnte es noch nicht einmal ertragen, darüber nachzudenken.
    Am Strand.
    Wie die anderen.
    Diejenigen, von denen Terri so besessen war.
    Nein!
    Ein stummer Schrei in Grace’ Kopf.
    O Gott, bitte nicht.

49.
    Terri ging vor der Intensivstation unruhig auf und ab. Ihrer erdbeerfarbenen Bluse und der weißen Jeans wegen war sie am anderen Ende des langen Gangs im fünften Stock deutlich zu sehen.
    »Die Operation ist gut verlaufen«, berichtete sie ihnen heiser, als sie näher kamen.
    »Und jetzt?« Sams Stimme knallte wie eine Peitsche durch die stille Luft, als sein Blick zu dem Glasfenster wanderte. Er versuchte, seinen Bruder zu sehen. Zwei Fremde lagen dort in ihren Betten, doch von Saul keine Spur.
    »Wo ist er?«
    »Am anderen Ende.« Terri sah vollkommen fertig aus. Ihr Mascara war verschmiert, das Haar zerzaust. »Ich weiß nicht, wie es ihm geht. Er ist bewusstlos und an Geräte angeschlossen. Er sieht schlimm aus.«
    Sam machte auf dem Absatz kehrt, verschwand in der Intensivstation. David eilte ihm hinterher, nachdem er Grace einen verzweifelten Blick

Weitere Kostenlose Bücher