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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Gedanken so unklar, dass sie sich inzwischen schon selbst sagte, es seien die Hormone.
    Im Augenblick war ihr Hauptproblem das Risiko, dass alles außer Kontrolle geraten könnte, wenn sie Sam von ihren Sorgen erzählte, denn so weise er auch sein mochte, diese Weisheit verabschiedete sich oft, wenn er glaubte, seine Familie sei in Gefahr. Und falls Sam Terri auch nur eine einzige Frage über das Foto stellte und wie sie in dessen Besitz gekommen war, würde Saul ihn wohl auf ewig hassen.
    Das waren gleich mehrere drohende Misslichkeiten.
    Was der Grund war, warum Grace tun wollte, was sie sonst nur selten tat.
    Nichts.

45.
    Keine Spur von Terri im Cove Inn, doch ihre Kleider waren noch immer da, und Saul wusste nicht, ob er wütend oder besorgt sein sollte.
    Jedenfalls war er besorgt genug, noch einmal auf ihrem Handy anzurufen und ihr eine kurze Nachricht zu hinterlassen. »Ich muss wissen, ob es dir gut geht. Bitte, ruf mich zurück.«
    Doch bis jetzt hatte er keine Antwort erhalten, und Saul war sich nur einer Sache wirklich sicher: Diese Situation musste bereinigt werden, und er hoffte bei Gott, dass es nicht das Ende ihrer Beziehung bedeutete. Doch Teté zu lieben wurde mit der Zeit immer schmerzhafter, und eine zerstörerische Beziehung wollte er nun wirklich nicht.
    Er ging zur Bar im Boat House, setzte sich auf einen Hocker, trank ein Millar Lite und schaute sich ein Footballspiel auf dem Fernseher über dem Tresen an. Doch er nahm es kaum wahr, und jedes Mal, wenn sich die Tür öffnete, wanderte sein Blick zum Eingang. Und dann kam ihm der Gedanke, dass Teté vielleicht just in diesem Augenblick wieder im Cove Inn war, um sich mit ihm zu versöhnen, und wenn er nicht da war, würde sie dies vielleicht als entscheidenden Beweis betrachten, ihre Sachen packen und endgültig gehen. Also bezahlte er sein Bier und rannte zum Hotel zurück, halb davon überzeugt, sie in ihrem Zimmer zu finden.
    Als er durch die Tür kam, war er außer Atem.
    Der Raum war leer.
    Saul rief wieder ihre Nummer an, hinterließ eine zweite Nachricht und wünschte sich beinahe, er hätte es nicht getan, denn plötzlich erkannte er, dass es sich bei dem nagenden Gefühl in seinem Magen um Hunger handelte. Er wusste, dass er sich nur lange genug würde entspannen können, wenn er ein Sandwich aß. Also schrieb er ihr eine Notiz.
    Teté, ich bin im The Dock auf einen Snack. Bitte, komm zu mir.
    Er legte den Zettel mitten aufs Bett und legte ihre Shampooflasche darauf, damit er nicht wegwehte, wenn sie die Tür aufmachte. Dann ging er in das geschäftige Restaurant, bestellte sich ein Thunfischsandwich, schlang es viel zu schnell mit einem Bud herunter und ging wieder zurück.
    Der Zettel war nicht angerührt worden.
    Crayton Cove, überlegte Saul, verlor rasch an Charme, obwohl das natürlich nichts mit dem Ort an sich zu tun hatte.

46.
    Es war der erste Samstagabend seit längerer Zeit, den Cathy mit Sam und Grace zu Hause verbracht hatte, und sie hatte ihn genossen. Insgeheim war sie nämlich zu dem Schluss gelangt, dass sie ihnen in letzter Zeit ein wenig zu oft aus dem Weg gegangen war.
    Es war gut, wieder bei der Familie zu sein, nur sie drei ausnahmsweise. Sicher, sie liebte auch Saul – es fiel ihr manchmal schwer zu glauben, wie sehr – und natürlich auch David. Ihn liebte und verehrte sie vor allem für seine Freundlichkeit und Weisheit und sein schier unglaublich großmütiges Herz.
    Aber mit diesen beiden hier war es ein wenig anders.
    Auf dem Papier waren Sam und Grace ihre Adoptiveltern, doch in Cathys Herzen waren sie weit mehr als das: Sie waren ihre besten Freunde auf der ganzen Welt. Sie würden alles für sie tun, würden sie um jeden Preis beschützen und förderten sie ohne Einschränkung. Cathy dachte noch immer an ihre echte Mom und an Arnie, ihren ersten Adoptivvater. Sie liebte und vermisste sie noch immer, und sie hätte alles gegeben, die beiden wieder sicher und glücklich bei sich zu haben … obwohl sie dann nie Grace, Sam und all die anderen kennen gelernt hätte.
    Ihr Leben war so kompliziert, dass es manchmal zu viel war, darüber nachzudenken, und bisweilen drückte es sie nieder wie große, alles verschlingende Wolken. So hatte Cathy schon vor langer Zeit entschieden, dass es leichter und besser für sie war, nicht allzu viel über die Vergangenheit nachzudenken und jeden Tag so zu nehmen, wie er kam. Sie war eher eine Überlebende jener Vergangenheit als ein Opfer, und damit hatte sie großes,

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