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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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er.
    »Es geht hier nicht nur um mich«, sagte sie.
    »Ich weiß«, entgegnete Sam. »Wie kommst du zurecht?«
    »Ich nehme an, so gut wie du«, antwortete Grace, »nur dass du wenigstens da draußen bist und versuchst, sie zu finden, während ich nur hier rumsitze und versuche, nicht wahnsinnig zu werden. Und sag mir jetzt nicht, ich solle mich entspannen. Das kann ich nämlich nicht.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Kümmert Lucia sich um dich?«
    »Das wird sie«, antwortete Grace, »wenn ich sie brauche.«
    Das war erneut keine richtige Lüge, obwohl Lucia seit Grace’ Rückkehr aus dem Krankenhaus nicht mehr hier gewesen war. Alles in allem war Grace auch ganz glücklich, allein zu sein, doch im Augenblick wäre es tröstlich gewesen, Lucia im Haus zu haben. Allerdings brachte Grace nicht die Kraft auf, sie anzurufen. Außerdem hatte Lucia sicherlich einen guten Grund gehabt zu gehen; also wollte Grace sie nicht belästigen.
    »Pass auf dich auf«, sagte sie.
    »Ich versprech’s«, antwortete Sam. »Und du pass auf dich auf. Und küss das Baby von mir.«
    »Mach ich sofort.« Grace küsste ihre Fingerspitzen und legte sie auf ihren Unterleib.
    Dann war Sam wieder weg, und obwohl er freundlich, beinahe liebevoll gewesen war, hatte Grace noch immer das Gefühl, als wäre er nach wie vor nicht ganz er selbst. Und sie konnte sich nicht erinnern, je das Gefühl gehabt zu haben, ihn so sehr zu brauchen. Sie betrachtete sich selbst gerne als selbstständig und unabhängig, als Fels in der Brandung für andere, und sie erinnerte sich daran, dass sie in denersten Wochen die Hoffnung gehabt hatte, dass sie mit fortschreitender Schwangerschaft sogar noch stärker werden würde.
    »Wunschdenken«, sagte sie zu dem Hund.
    Woody wedelte mit dem Schwanz.
    Ihr Urteilsvermögen lag in Trümmern, und Kraft hatte sie auch keine mehr.
    Grace seufzte tief.

93.
    »Ich bin in Naples«, sagte Sam um zehn vor zwölf zu Terri. »Also gehe ich davon aus, dass du schon eine ganze Weile hier bist.«
    »Ja, das stimmt wohl«, erwiderte sie.
    »Sollen wir uns treffen?«
    »Gleich«, antwortete Terri.
    »Ich nehme an, du hast einen guten Grund, die schwer zu Fangende zu spielen?«, fragte er in freundlichem Tonfall.
    »Und ich nehme an, du hast einen guten Grund, warum wir uns treffen sollten«, konterte sie.
    »Ich habe ein Foto von Kez Flanagan«, sagte Sam, »das ich im ersten Copyshop kopieren lasse, den ich finde. Wenigstens hätten wir dann beide etwas, das wir herumzeigen können.«
    »Der Strand, an dem Saul überfallen worden ist«, sagte Terri. »Neben dem Pier.«
    »Gib mir eine halbe Stunde«, erwiderte Sam.

94.
    Auf der hübschen Couch in dem hübschen Wohnzimmer in dem hübschen Apartment in dem pfirsich- und cremefarbenen Haus schliefen Cathy und Kez eng umschlungen.
    Je tiefer sie schliefen, desto friedlicher wurden ihre Gesichter.
    Alle Sorgen waren weit weg.
    Die personifizierte Unschuld.

95.
    Der ehemalige Tatort am Strand war so ziemlich der letzte Ort, an den Kez mit Cathy gehen würde; darin stimmten Sam und Terri überein.
    »Aber ohne sie ist das nicht zwingend so«, sagte Sam und berief sich dabei auf die alte Polizistenweisheit, dass der Täter immer zum Tatort zurückkehre. Er schaute sich um und suchte nach langem blondem Haar und einem stacheligen roten Kurzhaarschnitt, obwohl er ziemlich sicher war, dass es in diesem Fall so einfach nicht sein würde. Bestimmt würde Kez Flanagan sich ihnen nicht auf einem Silbertablett präsentieren, während Cathy weit weg und in Sicherheit war.
    »Ich habe mit Detective Martinez gesprochen«, berichtete er Terri. »Er hatte den ganzen Morgen zu tun, konnte dann aber doch ein bisschen Zeit abzweigen. Er hat einen Freund bei der Zulassungsstelle, der die Nummer von Flanagans Wagen herauszufinden versucht. Bis jetzt nichts.«
    Es war bewölkt und schwülwarm. Jetzt waren weniger Leute hier als in den Ferien, trotzdem gab es noch immer jede Menge blonde Köpfe zu sehen. Doch keiner davon gehörte Cathy.
    Und nicht ein einziger erinnerte auch nur vage an Kez.
    »Für eine gute Tasse Kaffee würde ich einen Mord begehen«, bemerkte Terri.
    »Da haben wir schon zwei Dinge gemeinsam«, sagte Sam. »Espresso heißt meine Droge.«
    »Cafecito«, sagte Terri. »Stark und süß.«
    Sie holten sich jeder eine Cola, setzten sich eine Weile in den Sand und tauschten ihre Gedanken und Theorien darüber aus, warum Kez Flanagan Saul angegriffen hatte – ausgerechnet Saul.
    »Ich wüsste

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