Letzter Weg
nicht, wie das mit dem Lachen in diesem Fall greifen sollte«, bemerkte Sam.
»Ich auch nicht«, stimmte Terri ihm zu. »Bis jetzt bin ich davonausgegangen, dass Flanagan ihr Laufen sehr ernst nimmt und ihre Opfer vielleicht nicht, weshalb sie über sie gelacht haben.«
»Vielleicht hat Kez nur geglaubt, dass sie über sie gelacht haben«, merkte Sam an.
»Beides trifft aber nicht auf Saul zu«, sagte Terri.
Sam musste ihr recht geben. »Ja. Saul lacht nicht über andere Leute, sondern mit ihnen.«
»Es sei denn«, dachte Terri weiter, »Flanagan ist verrückt. Vielleicht bildet sie sich das alles nur ein.«
Sie standen auf, entfernten sich vom Pier und setzten ihre Suche fort. Sie blieben nur kurz stehen, wenn sie an einem der Fußübergänge vorbeikamen, der den Strand mit der Straße verband. Sam fragte sich, welchen dieser Übergänge Saul am Tag der Katastrophe wohl genommen hatte und ob Kez ihm gefolgt war. Es stellte sich ohnehin die Frage, wie lange im Voraus sie ein Opfer ins Auge fasste. Handelte Kez aus einem Impuls heraus, oder folgte sie einem bisher unbekannten Plan?
»Vielleicht«, meinte Sam, »hatte Saul irgendetwas über sie herausgefunden.«
»Aber wann?« Terri schüttelte den Kopf; die Vorstellung war zu schmerzhaft für sie. »Wenn er irgendetwas gewusst hätte, bevor wir uns gestritten haben, hätte er es mir gesagt.« Sie schaute zu Sam und sah den Zweifel auf seinem Gesicht. »Und selbst wenn er es mir nicht hätte sagen wollen, hätte er dich sofort angerufen, weil er Angst um Cathy gehabt hätte.«
»Das stimmt«, pflichtete Sam ihr bei. »Saul hätte dir etwas so Wichtiges und Furchteinflößendes nie verschwiegen.«
Terri blieb stehen. »Und das bedeutet, wenn er etwas herausgefunden hat, dann nach unserem Streit, als er nach mir gesucht hat.«
Sam sah, wie Schuldgefühle Terris Augen verdunkelten. »Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte er. »Vielleicht hat Saul vor diesem Wochenende unbewusst etwas gesehen. Möglicherweise ist Flanagan euch beiden nach Naples gefolgt und hatte einfach nur Glück, dass Saul nach eurem Streit zu einem leichten Ziel wurde.« Er hielt kurz inne. »Dann ist es doch nicht deine Schuld.«
»Netter Versuch«, sagte Terri. »Leider fehlgeschlagen.«
Sie gingen weiter.
»Das ist das erste Mal«, bemerkte Sam nach ein paar Minuten, »dass wir beide zusammengearbeitet haben.«
»Und wie war es für dich?«, fragte Terri ironisch.
»Mir hat’s gefallen«, antwortete Sam.
Und stellte fest, dass das tatsächlich die Wahrheit war.
96.
Als Cathy erwachte, war Kez bereits aufgestanden. Sie rauchte wieder und saß an dem kleinen weißen Tisch mit der falschen Marmorplatte in der kleinen Küche. Den alten Schläger ihres Vaters und das Hemd mit der 44 hatte sie vor sich gelegt.
»Ich kann nicht glauben, dass ich so lange geschlafen habe.« Cathy schaute auf ihre Uhr und sah, dass es schon nach zwei war. »Ich muss schrecklich aussehen … Ich war im Bad, aber da ist kein Spiegel.«
»Ich benutze nie Spiegel, wenn ich es irgendwie vermeiden kann«, erklärte Kez.
Kein Spiegel, kein Telefon.
Aber so wichtig war das nun auch nicht, sagte sich Cathy.
»Hast du was dagegen, wenn ich uns Kaffee mache?« Sie beugte sich vor und küsste Kez’ rotes Haar. »Ich wünschte, du würdest nicht so viel Gras rauchen.« Sie ging zum Spülbecken und drehte den Kaltwasserhahn auf. »Für eine Sportlerin nimmst du viel zu viel von dem Müll.«
»Erinnerst du dich, was ich dir darüber erzählt habe, wie mein Vater gestorben ist?«, fragte Kez unvermittelt.
»Wie könnte ich das vergessen?«, antwortete Cathy und füllte eine Kanne für die Kaffeemaschine.
»Das war nicht ganz die Wahrheit.«
»Nicht?« Cathy öffnete den Kühlschrank und holte die Kaffeepackung heraus.
»Das mit dem Sex ist so passiert, wie ich es dir erzählt habe. Und auch das mit dem Herzinfarkt meines Vaters stimmt.« Kez fingerte an dem Schläger herum. »Aber ich bin nicht einfach draußen geblieben und habe durchs Schlüsselloch zugeschaut …« Sie hielt kurz inne. »Ich habe nur eine Zeitlang zugeschaut, wie sie gefickt haben, und dann habe ich die Tür ganz leise aufgemacht. Mrs Jerszinsky hat michzuerst gesehen, noch vor Joey.« Kez schaute zu Cathy hinauf. »Man sollte doch glauben, dass sie sich geschämt hat, was meinst du?«
»Sicher«, stimmte Cathy ihr leise zu.
Kez schüttelte den Kopf. »Hat sie aber nicht. kein bisschen.«
Cathy hörte auf, Kaffee zu
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