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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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lieber noch einmal ihre erste und einzige Begegnung mit Kez durchgehen, für den Fall, dass sie irgendein Detail vergessen haben sollte, das Sam helfen würde. Das Problem war nur, dass sie es als unerträglich empfand, an Cathy, Kez und die Gefahr zu denken, in der sich ihre Adoptivtochter befand. Und bis heute Morgen war es noch Terri gewesen, über die sie sich den Kopf zerbrochen hatte, und nun …
    »Offenbar bin ich heute nicht ganz ich selbst«, sagte Grace zu dem Hund.
    Zu viel. Es war einfach zu viel.
    Vielleicht nach ein wenig Schlaf …

85.
    »Die Leute lachen dich nicht häufig aus, oder?«, fragte Kez Cathy.
    Es war kurz nach zehn Uhr dreißig, und sie befanden sich in dem hübschen Wohnzimmer. Kez rauchte noch immer, während Cathy sich an Kaffee hielt. Ihrer Meinung nach sollte wenigstens eine von ihnen einen klaren Kopf für die Rückfahrt behalten.
    »Sicher tun sie das.«
    »Und was machst du dann?«
    »Meistens drehe ich ihnen einfach den Rücken zu«, antwortete Cathy.
    »Ich nicht. Das habe ich schon als kleines Kind nicht getan. Wenn jemand mich ausgelacht hat, habe ich ihn spüren lassen, was ich empfinde.«
    »Und wie?«, fragte Cathy neugierig.
    »Unterschiedlich.« Kez hielt Cathy den Joint hin und zuckte mit den Schultern, als diese den Kopf schüttelte. »Das ist gutes Zeug.«
    »Du solltest nicht so viel rauchen. Das ist nicht gut fürs Laufen.«
    »Die Katze war die Erste.« Kez nahm einen weiteren Zug und stand auf. »Als ich noch sehr jung war, war da diese Katze, die uns immer besucht hat. Sie saß auf dem Fensterbrett und hat mich beobachtet.« Sie ging zur Glastür und starrte hinaus. »An diesem Tag war ich im Bett und habe ein wenig an mir herumgespielt – nicht masturbiert, nur gespielt.«
    Cathy saß schweigend da und fragte sich, wo das wohl hinführte.
    »Aber diese verdammte Katze hat mich weiter beobachtet, und ich musste unwillkürlich an Alice’ Grinsekatz denken.« Kez drehte sich wieder um. »Also habe ich geglaubt, sie würde mich auslachen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe diese Katze nie vergessen und wie ich ihr das dämliche Grinsen aus dem dummen Gesicht getrieben habe.«
    »Und wie hast du das gemacht?« Cathys Unruhe war wieder da,und das nicht nur wegen der seltsamen Geschichte, sondern auch wegen der Art, wie Kez sie erzählte – als wäre es bloß eine typische Kindheitserinnerung.
    »Ich hab sie vom Fensterbrett gestoßen«, sagte Kez.
    »Wirklich?«, erwiderte Cathy, und ihr wurde übel.
    »Es stimmt übrigens nicht, dass Katzen immer auf den Pfoten landen«, erklärte Kez, »oder dass sie neun Leben haben.«

86.
    Um elf näherte Terri sich Naples. Sie hörte Radio, ließ ihr Handy in Ruhe für den Fall, dass Sam wieder anrief, und dachte darüber nach, wie sie sich fühlte. Natürlich machte sie sich Sorgen um Cathy, und sie war auch ein wenig aufgeregt; schließlich konnte es sein, dass sie bald den Strandmörder zu fassen bekamen.
    Vor allem war sie wütend über das, was Kez Saul angetan hatte. Und wie seine Familie sich ihr gegenüber verhalten hatte, hatte sie auch nicht gerade beruhigt. Aber natürlich war es Kez Flanagans Brutalität gewesen, die das Feuer in Terri derart entflammt hatte, dass es ihr selbst Angst machte, denn sie war nicht sicher, was sie tun würde, sollte sie Kez als Erste finden.
    Als sie mit der ganzen Sache angefangen hatte, mit ihrer privaten Morduntersuchung, war es tatsächlich nur Ehrgeiz gewesen, der sie angetrieben hatte, ihr Bedürfnis, allen zu zeigen, wozu sie fähig war. Jetzt war es eine persönliche Angelegenheit.
    Und Teresa Suarez, Enkelin eines Streifenpolizisten vom NYPD , verstand genug von Polizeiarbeit, um zu wissen, dass es gefährlich war.

87.
    Sam hatte schon vor einer Weile beschlossen, seine neue Regel zu brechen. Er hatte es auf Cathys Handy versucht, hatte es einfach nicht mehr ertragen können und gehofft, dass seine Schauspielkünste ausreichten, wenn er ihr erzählte, dass es Saul wieder schlechter ginge … Gott möge ihm verzeihen.
    Aber er hatte nur die verdammte Mailbox dran bekommen.
    Sam hatte das Telefonat beendet, darüber nachgedacht, dann noch einmal angerufen und eine halbwegs glaubwürdige Nachricht hinterlassen: Ihrem Bruder ginge es nicht so gut; es würde ihnen schrecklich leidtun, Cathy wieder zurückzuzerren, aber sie wüssten, dass sie dabei sein wolle.
    Danach hatte er im Miami General anrufen müssen, wie Grace es vorgeschlagen hatte, damit sie dort wussten, was

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