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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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teilen.«
    Auserwählt.
    »Darf ich dir noch eine Frage stellen?«, fragte Kez.
    »Sicher.«
    »Wirst du irgendwem erzählen, was ich dir gerade erzählt habe?«
    »Natürlich nicht.«
    »Du bist also doch nicht ganz so ehrlich«, sagte Kez.
    »Ich bin ehrlich«, erwiderte Cathy. »Und du hast mir auch nicht wirklich was erzählt.«
    Sie fragte sich, was geschehen würde, wenn sie einfach zur Tür ging und versuchte, sie zu öffnen.
    »Essen wir«, sagte Kez unvermittelt.
    Sie legte den Joint ab, stand auf, ging in die Küche und nahm Hemd und Schläger. Dann ging sie zur Wohnungstür, schob den Riegel zur Seite und öffnete sie.
    Man brauchte gar keinen Schlüssel von innen.
    Die Spannung strömte aus Cathy heraus wie Luft aus einer Dekompressionskammer.
    Die Tür war nicht verschlossen gewesen. Das bedeutete, dass Kez ihr wirklich vertraute und keinen geheimen Plan verfolgte. Sie hatte ihre tiefsten Geheimnisse mit ihr geteilt, mit der Frau, die sie liebte.
    Erleichterung und ein Gefühl der Wärme erfüllten Cathy, als sie gemeinsam nach unten und in die schwüle Luft hinausgingen.
    Sie wandten sich in Richtung Garage.
    Cathy schaute auf das 44er Hemd und den Baseballschläger unter Kez’ linkem Arm.
    Sie dachte über die dunklen Flecken nach.
    Kez holte die Fernbedienung aus der Tasche. »Du weißt doch, dass ich dir nie wehtun würde, oder?«, sagte sie.
    Das Garagentor öffnete sich, und Cathy schaute Kez in die Augen. Die Sonne ließ die Iris golden schimmern, und in den Augen spiegelte sich eine Hoffnung, dass Cathy beinahe überwältigt war.
    Sie gingen in die Garage und stiegen in den Golf.
    »Alles okay?«, fragte Kez.
    Sanft und fürsorglich.
    »Alles okay«, antwortete Cathy.
    Sie war so verwirrt wie schon seit langer Zeit nicht mehr.
    Aber sie war bei der Frau, die sie liebte.
    Und die diese Liebe erwiderte.

101.
    Um Viertel vor vier machte Grace sich ein verspätetes Mittagessen. Nicht, dass sie hungrig gewesen wäre, aber sie schuldete es dem Baby, ein paar Bissen zu sich zu nehmen. Außerdem hatte Lucia angerufen und sich lang und breit entschuldigt, dass sie wegen eines elektrischen Problems daheim geblieben sei.
    »Ich wette, Sie haben noch nichts gegessen«, hatte Lucia gesagt.
    »Nicht viel«, hatte Grace zugegeben.
    »Sie müssen aber essen, Dr. Lucca, das wissen Sie – um des Babys willen, okay?«
    Grace hatte sich einen Nudelsalat gemacht, doch nun, da sie am Küchentisch saß, Woody zu ihren Füßen, konnte sie vor lauter Tränen das Essen kaum sehen.
    Es war einfach zu viel.
    Wenn ihr Sohn auf die Welt kam, hätte er einen zukünftigen Arzt als Onkel haben sollen. Gott allein wusste, was nun aus Sauls Plänen würde. Sein Studium würde auf Monate hinaus unterbrochen sein. Und die große Schwester des Babys war irgendwo unterwegs, zusammen mit der Frau, die Saul das angetan hatte und die eine Serienkillerin sein konnte.
    Und was war mit ihrem eigenen Urteilsvermögen? Nach dem schrecklichen, beschämenden Verdacht gegen Terri – und schlimmer noch, ihrer Unfähigkeit, dem armen Gregory zu helfen – war es vielleicht an der Zeit, ihren Job an den Nagel zu hängen und sich darauf zu konzentrieren, Mutter zu sein. Aber war sie überhaupt fit dafür?
    Grace schob den Nudelsalat beiseite. Sie konnte nichts essen, ehe Cathy nicht wieder zu Hause war, Saul seine Operationen überstanden hatte und Sam wieder bei ihr war.
    Hoffentlich war er dann wieder in der Lage, ihr in die Augen zu schauen, wenn er ihr sagte, dass er sie liebe.

102.
    Kez hatte nachgegeben und Cathy ans Steuer gelassen.
    »Du kannst nicht mehr fahren«, hatte Cathy gesagt, kaum dass sie aus der Garage waren, »nicht mit all dem Müll in dir.«
    Zu ihrer großen Erleichterung hatte Kez gesagt, sie habe recht. Und nun, da Cathy auf dem Fahrersitz saß, hatte sie ein besseres Gefühl, und ihre Gedanken klärten sich ein wenig.
    Was immer Kez in der Vergangenheit getan haben mochte oder auch nicht, Cathy hatte das Gefühl, dass sie gemeinsam damit fertig würden. Grace würde ihr helfen; dessen war sie sicher. Vielleicht war es auch David, an den sie sich als Erstes wenden sollten, denn er war immerhin Kez’ Arzt gewesen, und er hatte gesagt, dass er sie sehr gemocht habe. Und wenn sie erst einmal sahen, dass Kez’ Probleme bereits in der Kindheit ihren Ursprung hatten, würden sowohl Grace als auch David helfen wollen – wenn nicht um Kez’ willen, dann doch für sie. Es wäre hart für Kez, aber sie hatte ja Cathy an ihrer

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