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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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fort.
    Da kam noch mehr, dachte Cathy. O Gott!
    »Es war spät«, erzählte Kez. »Ich dachte, alle anderen wären schon gegangen. Also bin ich einfach aus der Dusche gekommen und habe mein Handtuch fallen lassen, und diese Frau hat gekichert, als sie mich gesehen hat … Das war’s dann.«
    Cathy hielt an einer Kreuzung.
    »Ich habe mich angezogen und bin rausgelaufen. Heutzutage kann ich mich unter Kontrolle halten. Ich tobe nicht einfach so los, wie ich es als Kind getan habe. Ich gehe weg, denke darüber nach, und wennich zu der Überzeugung gelangt bin, dass ich recht habe – wenn ich weiß, dass sie mich ausgelacht, mich verspottet haben –, dann warte ich nur noch auf den richtigen Moment.«
    Cathy fuhr über die Kreuzung.
    Ihr tat der Kopf weh. In der einen Minute verschwand der Schmerz, ertränkt im Novocain von Kez’ Vertrauen und Liebe, und dann wieder riss eine neue Wunde auf und bescherte ihr abermals Schmerz und Unsicherheit.
    Doch jetzt empfand sie vor allem Zorn.
    Sie versuchte, nicht zuzuhören, und wiederholte immer wieder stumm:
    Der Strand, dann nach Hause, ein Lauf, dann nach Hause …
    Kez redete noch immer, irgendetwas von einer Tante, die ihr stets geholfen hatte. Das sei zwar schwer für sie gewesen, sagte sie, schwer für jeden zu verstehen …
    »… weshalb ich ja auch immer versuche, es nah am Meer zu tun, damit ich mich nachher waschen kann.«
    Das Blut abwaschen.
    Denk nicht darüber nach.
    Cathy hatte schon genug Blut in ihrem Leben gesehen, viel zu viel.
    Geh nicht dorthin zurück.
    Vor ihnen war eine Sackgasse. Die Straße verbreiterte sich zu Parklücken für zwei oder drei Autos links und rechts. Von dort führte eine Fußgängerbrücke zwischen Palmen hindurch zum Strand.
    Der Strand, das Meer.
    … der Strand, dann nach Hause …
    Cathy lenkte den Golf in eine Parklücke.
    »Die Frau im Einkaufszentrum hat nicht laut gelacht«, Kez redete weiter, »aber sie wusste, dass die Jeans mich hässlich machte, und …«
    Mach, dass du aus dem Wagen kommst. Lauf weg. Such einen Cop.
    Doch das konnte sie Kez nicht antun, nicht wenn sie so krank war.
    Du könntest einfach weggehen …
    Aber was würde Kez dann tun? Allein gelassen, verraten … Was würde sie tun?
    Was würde Grace tun, wenn sie hier wäre? Sie würde die Liebe vergessen und sich auf Freundschaft und Anstand konzentrieren, auf das Richtige.
    Grace würde vermutlich weiter zuhören.

105.
    Angie rief Sam um zehn nach vier an.
    »Martinez hat das Nummernschild von Flanagans Wagen ausgegraben, und wir haben gerade eine Meldung über das Auto bekommen. 8th Avenue South in Richtung Strand. Ein grüner VW Golf mit zwei jungen Frauen.«
    Sams Puls raste, als er sich einen Stift schnappte und die Nummer aufschrieb.
    »Noch was?«, fragte er.
    »Die Fahrerin war blond«, fuhr Angie fort, »also vermutlich Cathy.«
    Das war eine gute und schlechte Nachricht zugleich. Im Augenblick war Cathy erst einmal in Sicherheit, aber sollte die Sache hässlich werden, würde die Polizei von Naples sich nur schwer davon überzeugen lassen, dass Kez Flanagan sie gegen ihren Willen mitgenommen hatte.
    Dreißig Sekunden später rief Sam bei Terri an. »Treffen wir uns da?«
    »Ich würde sagen, wir fangen da an, wo wir uns beim letzten Mal getroffen haben«, schlug sie vor. »Von dort gehen wir dann weiter rauf. Flanagan kehrt vielleicht zum Tatort zurück.«
    »Vielleicht gehen sie laufen«, sagte Sam. »Normalerweise tun sie das.«
    »Das haben sie getan«, korrigierte ihn Terri. »Das könnte jetzt alles anders sein.«
    »Solltest du sie zuerst sehen«, warnte Sam, »halt dich von ihnen fern.«
    Er fragte bewusst nicht, ob Terri ihre Waffe mitgenommen hatte. Er glaubte, die Antwort ohnehin schon zu kennen, und vielleicht war es besser, es nicht mit Sicherheit zu wissen. Außerdem konnte er ihr schwerlich zum Vorwurf machen, was er auch selbst getan hatte.
    »Du wirst vor mir da sein«, erwiderte Terri. »Der Verkehr hier ist grauenhaft.«
    »Schon unterwegs«, sagte Sam.

106.
    Kez stieg aus dem Wagen, das Hemd über der linken Schulter, den Schläger in der Hand.
    Sie ging zur Fahrerseite, wartete, bis Cathy die Tür abgeschlossen hatte, und hakte sich dann bei ihr unter.
    Gemeinsam schlenderten sie über das Pflaster und auf die Fußgängerbrücke.
    »Hey«, sagte Kez leise und blieb auf halbem Weg stehen. »Wirst du mich verlassen?«
    Cathy schaute ihr ins Gesicht, in ihre verliebten Augen, und sah das stumme Flehen darin.
    Von

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