Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
Seite, und mit der Zeit würde alles wieder in Ordnung kommen.
    Wenn sie nur den Weg zurück auf die I-75 fände …
    »Ich weiß, dass du nach Hause willst«, sagte Kez plötzlich.
    »Ich muss«, erwiderte Cathy. »Das weißt du.«
    »Ja«, sagte Kez, »und es ist schon okay, aber …«
    Cathy schaute sie an. »Aber was?«
    »Ich muss dich noch um eine Sache bitten, bevor wir gehen, nur eine.«
    Die Uhr unter dem Tacho zeigte drei Uhr vierundfünfzig, und Cathy war sich nur allzu bewusst, dass sie noch immer nicht zu Hause oder im Krankenhaus angerufen hatte. Jetzt noch an einer Telefonzelle zu halten, wo sie eh schon auf dem Weg nach Hause waren, machte keinen Sinn, aber …
    »Lass uns an den Strand gehen«, sagte Kez. »Der Sand dort istfantastisch, und wir könnten laufen. Es muss ja nicht weit sein, aber lass uns noch einmal zusammen laufen, bevor …«
    »Wir werden noch jede Menge Gelegenheit haben …«
    »Nein«, unterbrach Kez sie, »werden wir nicht.«
    Cathy seufzte, blickte in den Spiegel und bog nach rechts ab.
    »Was ich dir erzählt habe, wird die Dinge zwischen uns ändern, das weiß ich«, sagte Kez. »Und ich weiß, dass du es ernst gemeint hast, als du gesagt hast, du würdest meine Geheimnisse bewahren.«
    »Natürlich habe ich es ernst gemeint.« Erneut überkamen Cathy Schuldgefühle.
    »Ist schon okay«, sagte Kez. »Du wirst dich nicht daran halten müssen.«
    Cathy schwieg, denn sie hatte das Gefühl, als hätte Kez ihre Gedanken gelesen, und sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Wenn ich mich selbst anzeige«, sagte Kez langsam, »und wenn sie mich dann einsperren …«
    »Das werden sie nicht«, unterbrach Cathy. »Du wirst Hilfe bekommen.«
    » Wenn sie mich einsperren«, sagte Kez, »vielleicht im Gefängnis, vielleicht in einer Klinik … kommst du mich dann manchmal besuchen?«
    Gefängnis.
    Dann waren es also doch keine Märchen gewesen.
    Cathy brach es das Herz.
    »Wirst du mich besuchen?«, fragte Kez erneut.
    »Ja«, antwortete Cathy. »Natürlich.«
    »Ich glaube dir«, sagte Kez.
    Schweigend saßen sie nebeneinander.
    »Willst du den Rest hören?«, fragte Kez plötzlich.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Cathy. »Willst du ihn mir denn erzählen?«
    »In gewisser Hinsicht wird es dir vielleicht helfen, mich ein bisschen besser zu verstehen.«
    Cathy schwieg erneut einen Moment lang; dann sagte sie:
    »Wo geht’s zum Strand?«

103.
    Terri hatte wieder im Krankenhaus angerufen. Diesmal hatte man ihr gesagt, dass Saul noch immer schliefe.
    Das war im Augenblick das Beste für ihn, vor allem, solange Cathy noch immer vermisst wurde.
    Terri hatte gebeten, Saul ihre Liebe zu übermitteln, wenn er aufwachte.
    Ja, sie liebte ihn, und es hatte schrecklich wehgetan, wenn sie sich gestritten hatten. Sie wollte einen Pakt mit Gott schließen, oder wer immer dafür zuständig war, wollte versprechen, dass sie nie wieder mit Saul streiten würde, wenn er nur wieder ganz gesund wurde, wenn er wieder reden, gehen, wieder er selbst sein konnte … Doch so sehr Terri es sich wünschte, am letzten Tag vor dem Überfall hatte sie erkannt, dass sie einfach zu unterschiedlich waren, dass sie sich immer streiten würden, egal wie sehr sie einander liebten.
    Aber vielleicht war das ja auch egal.
    Jedenfalls würde Terri ihn jetzt bestimmt nicht im Stich lassen. Sie würde bei ihm bleiben, solange er sie brauchte, vielleicht sogar für immer.
    Vielleicht. Pfeffer und Salz …
    Terri schaute auf ihre Uhr.
    Drei Uhr siebenundfünfzig.
    Wo waren sie?

104.
    »Ich wusste immer, wie falsch ich lag«, sagte Kez, »wie böse ich war.«
    Der alte Golf fuhr langsam südwärts durch eine weitere friedliche, schöne Wohngegend.
    »Aber sie haben mich ausgelacht.«
    Bei ihr klang das so einfach. So sachlich.
    »Wenn Leute mir das antun, Cathy, habe ich das Gefühl, als würden sie mir die Kleider vom Leib reißen. All die Hässlichkeit kommt zum Vorschein, wenn sie lachen, und ich hasse sie dafür. Ich hasse sie mehr, als du dir vorstellen kannst.«
    Cathy wusste, dass sie irgendetwas sagen musste.
    »Mit Hass kenne ich mich aus«, sagte sie.
    »Die Nächste rechts«, erklärte Kez.
    Richtungsangaben mitten in einem solchen Gespräch.
    Cathy bog rechts ab.
    »So war es auch mit dem Hausmeister«, sagte Kez.
    Cathy bebte vor Schreck, und ihr Blut gefror zu Eis.
    Der Hausmeister. Muller.
    Sams Fall.
    »Und so war es auch mit der Frau, die im Fitnessstudio in die Umkleide gekommen ist«, fuhr Kez

Weitere Kostenlose Bücher