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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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er sich auf und kehrte in sein Zimmer zurück. Er war vollkommen niedergeschlagen. Doch mitten in der Nacht fühlte er Jocelyn zu sich ins Bett schlüpfen. Trotz seiner schmerzenden Rippen glitt er mit sanfter Wollust aus seinen Träumen, bis ihm schließlich klarwurde, dass sie wirklich bei ihm war. Greifbar nah. Und nackt! Sie schien keinerlei Scham zu empfinden. Ihre Absichten waren unmissverständlich. Leidenschaftlich küsste sie jeden Fleck seines Körpers, so wild, dass es ihn in Erstaunen versetzte. Er hatte immer geglaubt, Frauen wollten sanft umschmeichelt werden, doch sie war anders. Diese wunderbare Wendung, die die Ereignisse genommen hatten, löste eine heftige Erregung in ihm aus. Er rollte sich auf sie und legte los, als habe er Angst, sie könne ihre Meinung in letzter Sekunde ändern.
    Am Morgen lag er im Halbdunkel auf dem zerwühlten Bett. Die Jalousien waren noch geschlossen. Im Geiste erlebte er jeden Augenblick ihres Zusammenseins noch einmal. Sie war lange bei ihm geblieben, und sie hatten sich wieder und wieder geliebt. Darin lag für ihn eine weitere Offenbarung. Clem fühlte sich stark und war stolz auf sich, denn beim Abschied hatte sie ihm zugeflüstert: »Du hast einen wunderschönen Körper, Clem Price. Ich wusste, du würdest gut sein.«
    Er grinste zufrieden. Hatte sie gemerkt, dass er zum ersten Mal mit einer Frau geschlafen hatte? Hoffentlich nicht. Es war jetzt auch egal. Boshaft fragte er sich, wie es wohl den Postle-Brüdern bei Mrs. Penny ergangen war. Etwas Besseres als er konnten sie einfach nicht erlebt haben, doch damit zu prahlen wäre zwar spaßig, aber kaum klug. Auf den unvermeidlichen Klatsch konnte er gut verzichten.
    Als er aus dem Duschraum neben der Wäscherei trat und sich das dunkle Haar trockenrieb, entdeckte er zu seinem Erstaunen Jocelyn, die gerade Wäsche aufhängte. Er wusste nicht, was er zu ihr sagen sollte. Was wäre richtig? Doch sie winkte ihm nur zu, als sei nichts geschehen, und fuhr mit ihrer Arbeit fort. Clem nickte erleichtert, steckte sich das Hemd in die Hose und stapfte barfuß zur Hintertreppe. Hier hatte Andy ihn getreten, doch auch das war ihm jetzt egal. Schließlich hatte er den Kampf gewonnen.
    Bevor die Bank öffnete, wurde er im Gerichtsgebäude vorstellig, um sich zu erkundigen, ob man tatsächlich Sträflinge als Farmarbeiter einstellen konnte. Vielleicht hatte Les ja auch bloß dummes Zeug geredet.
    Ein Todesfall in der Familie beEinflusst auch das Verhalten der Leute. Der Beamte wusste von Clems Verlust und behandelte ihn freundlich und rücksichtsvoll. Er war ein geschäftiger kleiner Bursche in den mittleren Jahren und arbeitete in einem winzigen Büro. Aus den offenen Regalen quollen Berge von Papier hervor.
    »Mal sehen, was wir für dich tun können, Clem. Die Antragsformulare müssten irgendwo hier sein.« Beim Suchen redete er weiter: »Schade um deinen Vater. Wirklich schade. Was ist aus Vikar Petchley geworden? Ich hörte, er sei an jenem Tag draußen auf Lancoorie gewesen.«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Clem kurz angebunden.
    »Habe ihn seither nicht mehr gesehen«, murmelte der Beamte, während Clem reglos und schweigend dastand.
    »Da sind sie ja. Diese Formulare müssen in dreifacher Ausfertigung ausgefüllt werden. Alice muss sie unterzeichnen. Sie hat nichts dagegen, mit Sträflingen zu arbeiten?«
    »Nein.«
    »Na, gut, dann wird es wohl in Ordnung sein. Wir werden schon ein paar brauchbare Burschen für euch finden. Wie viele brauchst du?«
    »Weiß nicht. Hm, zwei. Versuchen wir es mal mit zweien.«
    »Das halte ich für sehr vernünftig, denn ihr seid allein auf der Farm. Sonst fallen sie noch über euch her.«
    Clem war sich nicht sicher, ob er überhaupt Sträflinge einstellen wollte, brauchte aber dringend Hilfe. Auf dem Heimweg würde er bei Ted Cornish vorbeischauen und fragen, wie es bei ihm zurzeit aussah. Nicht, dass er sich einen bezahlten Arbeiter hätte leisten können, aber es schadete nicht, zu wissen, an wen man sich im Notfall wenden konnte.
    »Im Augenblick erhalten die Sträflinge Unterkunft und Verpflegung und bekommen zwei Shilling sechs Pence pro Woche«, erklärte ihm der Beamte und legte ihm ein weiteres Formular vor. »Dies sind die Vorschriften zur Beschäftigung von Staatsgefangenen. Ich verstehe nicht, warum sie die Transporte eingestellt haben. Sträflinge bildeten doch stets einen wesentlichen Bestandteil unserer Arbeitskräfte. Ohne sie wären wir niemals zurechtgekommen. Und wir

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