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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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stärkte sein Selbstvertrauen. Sobald sie durchs Tor traten, strömten von überall Menschen herbei, die sich mit dem Bankdirektor gutstellen wollten. Clem fragte sich, wer von ihnen wohl durch Hypotheken an das Institut gebunden war.
    Beim Haus der Cartys handelte es sich um ein imposantes zweistöckiges Backsteingebäude mit einem kleinen Portal, unter dem Dr. und Mrs. Carty samt den drei Töchtern ihre Gäste empfingen, nachdem diese sich bis zur Haustür durchgekämpft hatten.
    Die Mädchen kamen Clem vage bekannt vor, da er ihnen im Laufe der Jahre sicher hier und dort begegnet war. Ihr Vater rief ihm die Namen ins Gedächtnis. »Clem, du kennst doch Thora, Lettice und Felicia?«
    Die Mädchen knicksten nacheinander, senkten den Blick und flöteten: »Herzliches Beileid zum Tod deines Vaters, Clem.« Es klang auswendig gelernt.
    Die drei trugen hübsche weiße Kleider mit bunten Schärpen und langen Volants, die über den blank gebohnerten Boden schleiften. Sie sahen wirklich sehr anmutig aus. Thora, die größte der Schwestern, hatte die langen blonden Haare und kühlen blauen Augen ihrer Mutter geerbt und wirkte insgesamt sehr reserviert. Sie hat Stil, dachte Clem. Lettice und Felicia bestachen durch lockiges Haar, frische Wangen und einen rosigen Schmollmund. Sie waren alle in Clems Alter. Er ging mit den anderen Gästen durch den Flur in den hinteren Bereich des Hauses, wo die eigentliche Party stattfand, und konnte einen Blick in zwei geräumige Wohnzimmer und ein prachtvolles Esszimmer werfen. Dann kam er an einer Treppe mit weißem Geländer und einer großen Küche vorbei, in der sich geschäftige Frauen drängten. Sollte er jemals vor der Wahl stehen, würde er sich für Lettice entscheiden. Als er weitergegangen war, hatte sie den nächsten Gast fröhlich begrüßt und mit ihren braunen Augen gezwinkert. Thora hatte Distanz gewahrt und knapp genickt. Es gab nur ein Problem mit Lettice: Wie konnte man jemanden heiraten, der wirklich und wahrhaftig den Namen einer Salatpflanze trug? Die Kinder im Distrikt hatten ständig Witze darüber gerissen.
    Mrs. Tanner verschwand in der Küche, und Clem trat mit seinen Begleitern auf die große rückwärtige Veranda, wo bereits die Tische für das Abendessen aufgestellt waren. Die Bäume im Hof dahinter hatte man mit bunten Bändern und japanischen Lampions geschmückt, die allerdings noch nicht brannten. Selbst die Außentoilette, deren spitzes rotes Dach über eine blumengeschmückte Hecke lugte, sah festlich aus.
    Clem war beeindruckt und konnte sich einer gewissen Ehrfurcht nicht erwehren. Noch nie hatte er solch eine Pracht gesehen und war so vielen elegant gekleideten Menschen begegnet. Vor allem die Frauen, deren Reifröcke wie bunte Pilzkolonien aus dem Boden wuchsen! Er folgte Mr. Tanner dorthin, wo sich die Männer um ein Bierfass versammelt hatten und ein Kellner in weißer Jacke Schnaps und Wein ausschenkte. Hier blieb er fast den ganzen Abend. Zwischendurch suchte er nur die Tafel und die Toilette auf, um sich anschließend gleich wieder zu den anderen jungen Männern zu gesellen. Er bestaunte die Mädchen und lauschte Witzen und anzüglichen Bemerkungen. Langeweile überkam ihn. Er dachte an Jocelyn.
    Irgendwann forderte Mrs. Carty die jungen Männer auf, sich zu den jungen Damen zu gesellen, die sich an der Hintertreppe versammelt hatten und ihre Scheu hinter wildem Gekicher zu verbergen suchten.
    Clem gelang es, sich in der Nähe der mittleren Carty-Tochter zu postieren. Er war entschlossen, sich in Gegenwart der Mädchen gut zu verkaufen.
    »Wie geht es dir, Lettice?«, fragte er so selbstsicher, als sei dies nicht seine erste Party.
    »Mir geht es sehr gut, vielen Dank. Wie geht es Alice?«
    »Auch sehr gut.«
    »Du hättest sie mitbringen sollen.«
    »Dazu war keine Zeit.«
    »Dann eben ein anderes Mal.«
    Ihre Schwester unterbrach sie: »Lettice, Mutter braucht dich in der Küche.«
    Zu seiner Überraschung berührte ihn Lettice am Arm und zuckte enttäuscht die Achseln. »Ich sehe besser nach, was sie möchte.«
    Einer der Burschen stieß ihn an. »Du machst deine Sache gut, Clem. Sie mag dich.«
    Einen flüchtigen Moment lang hatte auch Clem diesen Eindruck und bedauerte, dass sie weggegangen war. Er könnte Lettice durchaus liebgewinnen.
    Plötzlich erklangen laute Stimmen aus dem Inneren des Hauses. Die Leute drehten sich neugierig um und suchten nach einer Erklärung für diesen Lärm.
    »Was ist los?«, erkundigte sich Clem bei dem

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