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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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richtigen Fährte waren, da die Mine als wahre Schatztruhe galt. Londonderry war so sicher wie eine Bank.
    Oder etwa doch nicht? Tanner wusste nichts Genaues, doch sagte ihm sein Gefühl, dass etwas im Busch war. Daher verkaufte er alle Anteile an dieser Mine gewinnbringend an eifrige Investoren, erwarb mit dem Erlös neue Aktien und stieß sie wieder ab. Besonders großzügig bedachte er die beiden Männer, mit denen er noch eine Rechnung zu begleichen hatte: Kengally und Mike Deagan.
    Er durchkämmte ganz Coolgardie nach Londonderry-Aktien. Kengally verkaufte er einen Teil für tausend Pfund, während Deagan für die übrigen Aktien zweitausend Pfund hinblätterte.
    »Ich bin nicht nachtragend«, hatte Tanner zu Mike Deagan gesagt. »War an diesem Abend nicht ganz bei mir. Ich möchte Ihnen jetzt zu einem guten Geschäft verhelfen.«
    Mike grinste, da ihm solche Sinneswandlungen stets verdächtig erschienen. »Wer’s glaubt, wird selig.«
    »Ich habe ihm beinahe den Schädel eingeschlagen«, sagte er später zu Jocelyn. »Wieso will er mir dann zu einem guten Geschäft verhelfen?«
    Und so suchte Mike einen anderen Börsenmakler auf, dem er alle Londonderry-Aktien gewinnbringend verkaufte.
    »Warum wollen Sie diese Aktien loswerden?«, fragte ihn der Makler.
    »Ich baue gerade ein Haus. Kostet mich ein Vermögen. Ist doppelt so teuer wie ursprünglich geplant.«
    »Ist es das nicht immer?«, fragte der Makler philosophisch.
     
    Zurück in Perth, genoss Edgar Tanner die Segnungen der Zivilisation und den prickelnden Reiz der Börse. Wann immer er durch die Tür trat, durchzuckte es ihn wie ein Blitz: Hier bot sich ihm die Möglichkeit, das beste aller Glücksspiele zu spielen – es war solider als Poker, packender als Pferderennen –, und vor allem wusste er es zu gewinnen. Trotz seiner Differenzen mit Kengally genoss er in Perth einen guten Ruf, da er einer der wenigen Börsenmakler war, die sich auf den Goldfeldern auskannten und einen Riecher für gute Investitionen hatte. Oft bestürmten ihn andere Spekulanten schon vor der Tür mit Fragen.
    Auch war die Börse der beste Ort, um nach neuen Kunden Ausschau zu halten. Er sah Clem Price und Fred Vosper und erfuhr den neuesten Klatsch über ihre Pläne. Vosper wollte fürs Parlament kandidieren, was Tanner nicht weiter interessierte, da der Journalist nicht vermögend war. Bei Clem Price sah es jedoch ganz anders aus. Man sprach darüber, dass er sich als Mitglied einiger wichtiger Ausschüsse profiliert habe. Doch viel mehr schien niemand über ihn zu wissen.
    Gut, sinnierte Edgar. Er würde Clem nicht in aller Öffentlichkeit ansprechen, sondern warten, bis er ihn allein erwischte. Sein junger Freund war ein reicher Mann geworden und somit ein vielversprechender Kunde. Nur schade, dass Thora nicht mehr allein in Perth lebte, da er die Bekanntschaft mit dieser reizenden Dame gern vertieft hätte.
    Er bezog sein altes Zimmer im
Palace
und erfuhr bei dieser Gelegenheit eine wirklich interessante Neuigkeit: Mrs. Price wohnte noch immer im Hotel! Sie war mit Kind und Nanny, aber ohne Ehemann in ein Cottage auf dem Hotelgrundstück gezogen.
    Also hatte sie sich von Clem
getrennt!
Einen besseren Grund für einen Besuch bei ihr hätte Tanner gar nicht finden können: Er würde sich bei ihr erkundigen, wo in der Stadt Clem sich aufhielt.
    Thora freute sich, ihn zu sehen, da sie ihn nicht mehr mit York in Verbindung brachte. Die Erinnerung an diese finstere Zeit verblaßte. Mr. Tanner gehörte genauso zu ihrem neuen Leben wie Clem. Wie nett es war, dass Clem sie immer besuchte und ausführte. Nur wenn er zudringlich und fordernd wurde, überkam sie diese schreckliche Nervosität. Mit ihm zu schlafen war für Thora gleichbedeutend mit einer Rückkehr nach Lancoorie und damit auch nach York. Wann immer er die Heimreise erwähnte, überfiel sie jene unsinnige Angst, die sie einfach nicht im Zaum halten konnte. Ihm zu erklären, was in ihr vorging, wagte sie jedoch nicht, da sie fürchtete, ihr Mann könne sie für verrückt halten.
    Zunächst hatte sie mit ihm in den Speisesaal gehen wollen, sich dann aber anders besinnt. Eines Nachmittags, als sie mit Clem im Park saß, stiegen verschüttete Erinnerungen in ihr auf. Ihr fiel ein, dass sie im Speisesaal einen furchtbaren Tumult verursacht hatte. Im Geist sah sie die schockierten Gesichter der anderen Gäste, die sich von den Stühlen erhoben hatten, um nichts zu verpassen.
    Thora presste die Hand vor den Mund und

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