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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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»Natürlich nicht. Warum machst du dich nicht auf die Suche nach Lydia? Sie würde sich freuen, dich zu sehen.«
    »Gleich. Zuerst verlange ich eine ehrliche Antwort. Kommst du mit mir nach Lancoorie?«
    »Nein«, flüsterte sie ängstlich.
    »Und wenn ich darauf bestehe?«
    »Lass mich in Ruhe. Wir müssen nicht dorthin zurückkehren. Du kannst hierbleiben.«
    Er schalt, schmeichelte, nahm sie in die Arme, versuchte, mit ihr zu schlafen, doch sie stieß ihn weinend von sich.
    Als er endlich ging, lag sie zusammengekrümmt unter der Decke. Sie hatte sich das Laken in den Mund gestopft, um ihre Schreie zu ersticken.
     
    Er fand seine Tochter mit ihrer Nanny in dem kleinen Park gegenüber. Als Lydia ihn nicht erkannte, fühlte er sich noch niedergeschlagener. Sie war zu einem süßen kleinen Mädchen herangewachsen, hatte dunkle Locken und sanfte blaue Augen. Nanny nahm die Sache in die Hand: »Sieh mal, Liebchen, das ist dein Daddy.«
    Bald war der Bann gebrochen. Glücklich plappernd zeigte Lydia Clem ihre Puppe und ihren neuen Armreifen.
    Er versuchte sich mit der Nanny zu unterhalten und dabei peinliche Fragen über seine Frau zu vermeiden, doch sie konnte ohnehin über nichts anderes als Lydia sprechen, so dass er schließlich das Kind küsste und davonging.
    Wohin jetzt? Ohne seine Frau würde er nicht nach Lancoorie fahren. Aber ebenso wenig würde er klein beigeben und in dieses Cottage ziehen.
    Thora war seine Frau, und er wollte sie nicht verlieren. Er würde in der Stadt bleiben, bis sie freiwillig mit ihm heimkehrte.
    Am Nachmittag vertraute er sich Vosper an, mit dem ihn inzwischen echte Freundschaft verband. »Mir scheint, die Dame will dir eine Lektion erteilen, weil sie sich verlassen fühlt. Immerhin spricht sie noch mit dir. Warum gehst du nicht mit ihr aus? Wirbst noch einmal um sie? Vielleicht kannst du so ihr Herz zurückgewinnen.«
    Clem dachte traurig, dass er selbst vor ihrer Hochzeit nicht um sie geworben hatte. Eine Hochzeitsreise hatten sie auch nicht gemacht. Damals war er zu schüchtern und zu beschäftigt gewesen, um eine solche Reise vorzuschlagen. Auch Thora hatte diese romantische Fortsetzung einer so überaus unromantischen Hochzeit offensichtlich nicht vermisst. Die Schuldgefühle erdrückten ihn beinahe. Thora war um alle Vergnügungen, die einer frischgebackenen Ehefrau zustanden, betrogen worden. Unter welchen Umständen die Ehe geschlossen worden war, spielte dabei keine Rolle. Clem würde versuchen, seine Fehler wiedergutzumachen.
     
    Am nächsten Tag hatte er seinen großen Auftritt. Er hatte eine jener Pferdedroschken gemietet, die wie kleine Planwagen aussahen und als letzter Schrei galten. Clem wollte seine Familie einschließlich Netta zu einem Picknick einladen. Er bat Netta, das Essen vorzubereiten, und überredete Thora sich anzuziehen. Da sie schon länger in der Stadt lebte und die Sehenswürdigkeiten vermutlich kannte, hatte er einen Ausflug ans Meer geplant. Schon als Kind war es immer sein Herzenswunsch gewesen, ans Meer zu fahren. Nun konnte er seine Tochter mitnehmen.
    »Wie wirst du den Weg finden?«, fragte Thora.
    »Der Kutscher kennt ihn. Mach dich fertig. Nanny packt den Korb, und dann können wir losfahren.«
    Der Weg zum Cottesloe Beach führte über weite Strecken durch den Busch, doch das Pferd war geschickt und der Kutscher gut gelaunt. Clem musste lachen, als Thora ihre Befürchtung äußerte, sie gingen verloren. Doch Lydia war die Hauptperson. Sie kletterte abwechselnd Clem, Nanny und Thora auf den Schoss und schien zu spüren, dass etwas im Gange war.
    »Nimm du sie, Nanny«, sagte Thora, »sonst verknittert mein Kleid.«
    »Gib sie mir.« Clem genoss es, seine Tochter auf dem Schoss zu halten, ließ sie aus dem Fenster schauen und erzählte ihr vom Meer, obwohl sie es noch gar nicht verstehen konnte.
    Als sie die Sanddünen hinaufgestapft waren und der Ozean sich vor ihnen ausbreitete, vergaß Clem für einen Moment alle Sorgen. Ehrfürchtig sah er auf den weiten Strand hinunter, lauschte der donnernden Brandung und schmeckte das Salz auf den Lippen.
    »Sieh sich das einer an!«, staunte Netta.
    Clem wandte sich an Thora. »Was sagst du dazu? Schau nur, dieses Blau!«
    »Ich finde es heiß hier oben.«
    »Unten am Strand wird es kühler sein.«
    »Ich kann da nicht runtergehen. Ich habe jetzt schon Sand in den Schuhen.«
    »Dann zieh sie aus. Und die Strümpfe auch.«
    Bald planschten sie im Wasser herum und rannten davon, wenn die Wellen an den

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