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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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dass auch Clem sie nicht besuchte, was ihm eigenartig vorkam. Fred hatte Clem mehrmals im Hotel gesehen, ohne mit ihm sprechen oder sich bei ihm bedanken zu können. Clem hatte das Hotel auf Schadenersatz verklagt und seinem früheren Zimmergenossen einen Scheck hinterlassen. Inzwischen wussten die Behörden, dass Thora Freds Waffe aus dem Hotel entwendet hatte, doch der Rest der Geschichte war nicht an die Öffentlichkeit gedrungen, wofür der Hotelmanager sehr dankbar war.
    »Zeit für einen freien Tag«, sagte sich Fred auf seinem Ritt nach Cottesloe. In seiner Satteltasche steckte eine Flasche Hennessy, die er Clem mit den Worten »Für medizinische Zwecke« überreichte.
    Das Haus gefiel ihm. Es hatte große Fenster, aber keine Vorhänge, so dass man den Eindruck hatte, inmitten der grasbewachsenen Dünen zu sitzen, und den herrlichen, unverbauten Blick auf den Ozean genießen konnte.
    »Ich koche selbst, aber wenn du das Risiko eingehen willst, bist du herzlich eingeladen.«
    »Keine Frage«, antwortete Fred. »Wie geht es dir? Du siehst besser aus, hast wieder Farbe bekommen.«
    »Das verdammte Pflaster klebt noch auf meiner Brust. Die Wunde heilt, aber sie juckt ganz schön. Das Bein ist die Hölle. Der zerfetzte Muskel heilt langsamer als die gebrochenen Rippen.«
    »Geh einfach mit dem anderen Bein.«
    »Vielen Dank, du bist mir wirklich eine große Hilfe.« Clem öffnete den Cognac.
    »Ich hatte noch keine Gelegenheit, dir zu gratulieren, du warst immer von so vielen Leuten umgeben. Gut gemacht!«
    Das Haus war bislang nur mit den notwendigsten Möbelstücken ausgestattet, doch die Männer saßen ohnehin lieber auf der breiten Vordertreppe. Sie sahen aufs Meer hinaus, während sie sich unterhielten. Später brieten sie Steaks, übergossen sie mit Worcester-Soße und legten sie zwischen dicke Scheiben Fladenbrot, das Clem am selben Tag gebacken hatte.
    Schließlich fragte Fred, weshalb Clem seine Frau nicht besucht habe.
    »Man hat es mir verboten«, antwortete Clem ungehalten. »Kannst du mit Conway sprechen, wenn du wieder in Perth bist? Es ist einfach unerhört. Ich sehe keinen Sinn in dieser Anweisung.«
    »Vielleicht möchte sie dich nicht sehen.«
    »Das glaube ich nicht. Fred, du verstehst mich doch. Ich muss mit ihr sprechen und herausfinden, was eigentlich geschehen ist.«
    Fred dachte darüber nach. »Conway ist in Ordnung. Wenn er nicht will, dass du sie siehst, wird er seine Gründe haben. Ich weiß, dass es hart ist für Thora, aber er tüftelt gerade ihre Verteidigung aus. Der Fall ist spektakulär, und er will diesen Prozess gewinnen.«
    »Kann er das denn?«, fragte Clem zweifelnd. »Sag mir die Wahrheit.«
    Fred brachte es nicht übers Herz, seine Zweifel zu äußern. »Vielleicht versucht Conway herauszufinden, warum sie die Tat begangen hat. Mag sein, er denkt, du würdest Thora bei einem Besuch zu sehr ablenken. Die Situation ist wirklich verfahren. Sie hat den besten Anwalt der Stadt. Du musst ihn nach seiner Fasson verfahren lassen.«
    Fred kämpfte immer noch mit sich, ob er Clem den Brief wirklich zeigen sollte, wog das Für und Wider sorgsam ab und legte ihn schließlich auf den Tisch. Das Gewissen hatte über die Vernunft gesiegt.
    »Dieser Brief lag im Cottage. Ich habe ihn an mich genommen, bevor die Polizei darüber stolpern konnte. Thora hat ihn unmittelbar vor dem Zwischenfall geschrieben.«
    Clem entfaltete die Blätter. »Er ist an Alice gerichtet.«
    »Ja, aber sie hat ihn noch nicht gelesen …« Er lehnte sich zurück, als Clem zu lesen begann.
    »Das ergibt nicht viel Sinn«, meinte dieser verwirrt und las die erste Seite noch einmal, doch Fred sagte nichts. Er ging nach draußen und beobachtete ein Schiff am Horizont.
    »Sie wurde vergewaltigt«, sagte Clem niedergeschlagen. »Warum hat sie mir nichts davon erzählt?«
    »Wie konnte sie? Es steht doch alles da drin. Wenn du mir verrätst, unter welchen Umständen eure Heirat zustande kam, können wir das Puzzle vielleicht gemeinsam zusammensetzen. Würde es dir etwas ausmachen?«
    »Nein, ich möchte endlich darüber sprechen. George Gunne sagte mir, er habe schon früher vermutet, dass mit Thora etwas nicht stimmte. Dies hier scheint der Beweis dafür zu sein.«
    »Es steckt noch mehr dahinter. Wusste sie vom
Black Cat?«
    »Ich vermute, dass Tanner ihr davon erzählt hat. Aus Rache, obwohl ich ihn gar nicht beschuldigt hatte. Aus seinem Mund wird es besonders schlimm geklungen haben.« Er stöhnte auf. »Ich

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