Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
einmal wöchentlich zu Ihnen nach Minchfield komme. Wir müssen die Übergabe Schritt für Schritt vorbereiten. Ich hoffe, Sie können akzeptieren, dass Lydia Sie erst einmal kennenlernen muss. Das wird die Sache für alle einfacher machen.«
    Sie nickte.
    »Ich weiß, dass es aussieht, als wollte ich die Sache hinauszögern, doch Sie müssen uns vertrauen, Lil. Lydia ist Ihre Tochter, Sie lieben sie. Es ist an Ihnen zu entscheiden, wann sie für immer zu Ihnen kommen wird.«
    Bevor er nach Perth aufbrach, wandte Clem sich noch einmal an die beiden Frauen. »Denkt vor allem an die Zwillinge. Jetzt haben sie zwei Onkel und Tanten, die in sie vernarrt sind.«
    Thora holte ein silbern gerahmtes Foto von Lydia und überreichte es Lil. »Das ist für Sie und Caroline.«

[home]
    Schluss
    K eine fünf Jahre nach seiner Wahl ins Parlament starb F. C. B. Vosper. Er erhielt ein Staatsbegräbnis. Bei seiner Beerdigung war die Kathedrale bereits brechend voll, ehe sich der Chor der walisischen Bergleute neben der prachtvollen neuen Orgel versammelt hatte.
    Hunderte von Menschen folgten Freds Trauerzug bis auf den Friedhof hinaus, als könnten sie sich nicht von ihm trennen, unter ihnen auch der Anwalt Maurice Conway. Er hatte Fred gut gekannt und ihn wegen seiner politischen Integrität respektiert, auch wenn er mit den schwärmerischen Ansichten des Abgeordneten nicht immer einverstanden gewesen war. Vosper hatte sich mit ganzem Herzen für die Arbeiter eingesetzt und vor allem die Rechte der Schürfer vertreten. Er war ihnen ein guter Anwalt gewesen. Auf den Goldfeldern im Westen herrschte Hochbetrieb. Unter diesem ausgedörrten Boden schienen unerschöpfliche Schätze verborgen zu liegen. Inzwischen konnte es sich keine Regierung mehr erlauben, die Frage, welche Rechte den Schürfern zustanden, zu ignorieren. Männern wie Vosper war es zu verdanken, dass die Politiker ihre Lehren aus den Ballarat-Aufständen gezogen hatten.
    Während der Zeremonie am offenen Grab trat Conway in den spärlichen Schatten, den ein kümmerlicher Eukalyptusbaum bot. Er litt unter der Hitze, und der Blick auf den ausgetrockneten Friedhof mit den weißen Grabsteinen tat seinen Augen weh. Rauch hing in der Luft, und von den Hügeln wehte der vertraute, stechende Geruch der Buschfeuer herüber. Während der Geistliche die Gebete sprach und Weihwasser auf den Sarg spritzte, sah sich Conway in der Menge um und entdeckte das eine oder andere bekannte Gesicht. Eines jedoch konnte er nicht so recht einordnen – das eines schlanken Mannes mit dem sonnengebräunten Teint des Landbewohners. Der Mann stand etwas abseits, als halte er Zwiesprache mit dem Toten.
    Erst als das Grab bereits mit der letzten Grassode bedeckt worden war und die Trauergemeinde sich auflöste, erkannte Conway den Mann und lief ihm auf dem sandigen Weg nach.
    »Mr. Price! Schön, Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?«
    Clem wandte sich um. »Mr. Conway! Ich habe Sie gar nicht bemerkt. Mir geht es gut, danke. Und Ihnen?«
    »Wie soll es mir an diesem traurigen Tag schon gehen? Er war zu jung, um zu sterben, nicht wahr?«
    »Ja, eine echter Verlust. Ich habe Fred immer gern gehabt und bin froh, dass ich rechtzeitig zum Begräbnis herkommen konnte.«
    »Noch immer auf der Schaffarm?«
    »Nein. Wir sind nie dorthin zurückgekehrt.«
    »Aha.« Conway wollte es dabei belassen. Nach dem Prozess waren Price und seine Frau verschwunden. Manche behaupteten, sie seien nach Übersee ausgewandert, doch er selbst hatte immer angenommen, dass sie letzten Endes nach Hause zurückgekehrt seien.
    Clem ging neben ihm her zum Friedhofstor. »Meine Schwester und ihr Mann leben jetzt auf Lancoorie. Sie haben einen prächtigen Sohn, den sie Noah genannt haben, nach unserem Vater. Er hat das Land um Lancoorie erschlossen.«
    Maurice lächelte. »Ach ja, Mr. und Mrs. Gunne. Haben sie mir wegen des Prozesses damals verziehen? Ich habe sie nicht geschont.«
    »Ob wir alle ihnen verziehen haben, meinen Sie wohl«, grinste Clem. »George ist ein Gemütsmensch, doch Alice brauchte Zeit, um sich zu erholen. Die Mädchen, die Zwillinge, haben alles wieder ins Lot gebracht. Alice brach beinahe das Herz, als wir Lydia verloren, doch sie musste den Tatsachen ins Auge sehen.
    Letztlich hatte sie gar keine Wahl. Lil und die Mädchen stehen uns sehr nahe. Wir sind gute Freunde geworden, daher musste Alice sich entscheiden. Da sie es nicht ertragen hätte, den Kontakt zu Lydia abzubrechen, entschied sie sich für die

Weitere Kostenlose Bücher