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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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den Sattelknauf und versetzte dem Pferd einen Klaps aufs Hinterteil. Das Tier trabte davon, und der Schwarze wandte sich achselzuckend nach Osten, ohne den Mann auf dem Pferderücken auch nur noch eines Blickes zu würdigen. Er hatte die Anweisungen des Anführers ausgeführt und musste nun seine Leute einholen.
     
    Das Pferd trottete auf die Minen zu, da es Wasser witterte. Die Zügel schleiften lose hinter ihm her. Männer liefen auf das Tier zu. Verwirrt und mit geblähten Nüstern wandte es sich ruckartig zur Seite, und seine Last rutschte beinahe hinunter. Der Nachrichtenstab fiel unbeachtet zu Boden.
    Ein Mann bekam die Zügel zu packen und beruhigte das Tier mit sanfter Stimme. »Braves Pferd, ganz brav. Bleib stehen. Wen bringst du denn da mit?«
    Hilfreiche Hände durchtrennten die Schnüre und hoben die schwere Last herunter.
    »Wer ist das?«
    »Weg da, er lebt noch.«
    »Was ist geschehen?«
    »Bringt ihn in mein Zelt.«
    »Jemand muss einen Arzt holen.«
    »Wo, um Himmels willen, ist er hergekommen?«
    »Wer hat ihn so zugerichtet?«
    »Irgendein Schwein hat ihn schwer am Rücken verletzt.«
    »Holt doch endlich einen Arzt!«
    Die Neuigkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Fred Vosper erschien noch vor dem Arzt auf der Bildfläche und drängte sich durch die neugierigen Zuschauer. Ein stämmiger Goldgräber versperrte ihm den Zelteingang. »Weg da. Hier ist kein Platz für Schnüffler. Meine Freunde kümmern sich um ihn. Sieht schlecht aus.«
    »Wurde er angeschossen?«
    »Nein, aber er hat eine schlimme Wunde am Rücken. Sieht wie eine Stichverletzung aus.«
    Die Menge erschauerte. Sie waren an Faustkämpfe und mörderische Prügeleien mit Schlagwaffen jeglicher Art gewöhnt, doch Messerstechereien galten als unfair und wurden nicht geduldet.
    Fred nahm den Schürfer beiseite. »Es sollte mich sehr überraschen, wenn die Wunde von einem Messer stammte. Es heißt, sein Pferd sei mit ihm aus dem Busch gekommen. Das klingt mir eher nach einem Speer.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich stamme aus Queensland und habe viele Speerwunden gesehen. Lassen Sie mich lieber einen Blick darauf werfen. Mehr als ich kann Ihnen auch der Arzt nicht sagen.«
    »Was macht es für einen Unterschied? Er ist schwer verletzt.«
    Doch der langhaarige Journalist verschaffte sich Zutritt zum Zelt und beugte sich über den Patienten.
    »Mein Gott, ich kenne den Mann! Das ist Clem Price aus York.«
    Die besorgten Digger hatten ihren Patienten ausgezogen und gewaschen. Er lag bewusstlos auf einer Pritsche. Durch den Verband um seinen Brustkorb sickerte noch immer Blut. Fred entschied, es sei besser, auf den Arzt zu warten. Da er Clem kannte, durfte er im Zelt bleiben.
    »Kein Zweifel«, sagte er, während der junge Arzt die hässliche, bereits entzündete Wunde untersuchte, »die stammt von einem Speer. Das Gewebe wurde zerrissen, als man die Spitze herausgezogen hat. Das muss höllisch weh getan haben.«
    »Sie haben vermutlich recht. Er hat viel Blut verloren und fiebert. Ich muss ihn ins Krankenhaus bringen, damit ich die Wunde nähen kann.«
    Fred kannte die Zustände in dem schäbigen Hospital, das auch als »Totenhaus« bekannt war und Männern, die an Entkräftung, Unterernährung oder Erschöpfung starben, eine letzte Zuflucht bot. Leider gab es keine Alternative, und so machte er sich auf die Suche nach Clems Partner, dem Iren.
     
    Mike vermied es zunächst, einen Brief an Thora zu schreiben. Wenn ihr Mann überlebte, würde er ihn nach Hause bringen, damit er sich bei sorgfältiger Pflege und anständigem Essen erholen konnte. Das Fieber, das bereits eine Woche andauerte, nahm seinen Körper schwer mit. Clem redete irre und stand noch immer unter Schock, wie der Arzt sagte. Wenn er nicht durchkäme, würde Thora es früh genug erfahren. Mike wollte ihr und Alice keine unnötigen Sorgen bereiten.
    Mike erfuhr, dass ein Mädchen den Patienten besucht habe, eine der Prostituierten aus dem
Black Cat
. Er fand ihre Sorge um Clem rührend. Bei seinem nächsten Besuch saß sie an Clems Bett.
    »Sie haben für ihn auf Lancoorie gearbeitet«, sagte sie.
    Mike schaute sie überrascht an. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich stamme aus York. Ich hörte, Clem hätte einen seiner … seiner Farmarbeiter mitgebracht.«
    »Einen seiner Galgenvögel, wollten Sie sagen.«
    »Tut mir leid.«
    »Schon gut. Tatsächlich habe ich meine glorreiche Karriere als Gast Seiner Majestät schon vor einer Weile beendet, doch der Junge weiß

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