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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zurück. Dann beugte er sich über Clem, maß die Körpertemperatur und warf einen Blick auf seine Notizen. »Das Fieber ist gesunken, ein gutes Zeichen.«
    Auf den dringenden Ruf einer Krankenschwester hin eilte er zu ihr. Mike sah, wie die beiden einen Wandschirm vor das Bett eines anderen Patienten stellten.
    Er ging nach draußen und sprach eine Krankenschwester an, die einen tüchtigen Eindruck machte. »Kennen Sie den Patienten Clem Price?«
    »Ja.«
    »Er muss dringend gewaschen werden. Hier sind zehn Shilling. Ich möchte, dass er von nun an zweimal am Tag gewaschen wird und frische Bettwäsche erhält. Dafür gibt es jedes Mal zehn Shilling bar auf die Hand. In Ordnung?«
    »Natürlich«, erwiderte sie grinsend und steckte das Geld in ihre Schürzentasche.
    »Gott segne Sie.«
     
    Vor dem gelben Licht, das durchs Fenster fiel, erkannte er die Silhouette einer Frau, die neben dem Bett saß. Clem seufzte erleichtert. Sie hielt seine Hand, tröstete ihn, half ihm aus dieser finsteren Wirrnis und sagte, alles sei gut.
    Er war unendlich dankbar für ihre bloße Gegenwart.
    »Thora«, flüsterte er und fragte sich, weshalb seine Zunge sich auf einmal zu groß für seinen Mund anfühlte. Er umklammerte ihre Hand und versuchte es noch einmal. »Thora, Liebste.«
     
    »Was hat Sie nur an diesen furchtbaren Ort verschlagen?«, fragte Mike, während sie vorsichtig den Lastwagen auswichen. Sie lieferten Baumaterial für die Arbeiter, die im Zentrum von Kalgoorlie eine richtige Straße, die Hannan Street, anlegen sollten.
    Jocelyn ergriff seinen Arm. »Ich wollte Gold suchen, hatte mein Herz daran gehängt. Ich habe sogar Clem gefragt, ob er mich mitnimmt, doch er hat abgelehnt.«
    »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wieso«, grinste Mike.
    Sie betraten eine kleine Kneipe neben dem
Black Cat
. Das Bordell war als eine der ersten Einrichtungen aus einem Zelt in ein festes Haus gezogen. Sie gingen durch die schäbige Bar und setzten sich draußen unter ein aufgespanntes Dach aus Segeltuch.
    Jocelyn schien einfach jeden zu kennen. Mike bestellte zwei Ale und setzte sich auf einen Baumstamm, der als Bank diente, während sich seine Begleiterin mit der ungehobelten Kundschaft unterhielt. Wie jede andere Kneipe auf den Goldfeldern machte auch diese schwindelerregenden Umsätze. Mike sah sich neidisch um. Es war immer sein Ehrgeiz gewesen, ein eigenes Pub zu besitzen, und diese rappelvolle Bruchbude ließ sein Herz höher schlagen. Doch die Verwirklichung seines Traumes musste noch warten. Es war einfach zu teuer, den Alkohol an diesen gottverlassenen Ort zu schaffen. Das spiegelte sich in den astronomischen Preisen wider. Wehmütig schaute er auf sein Bierglas – das Pint hatte ihn zwei Shilling sechs Pence gekostet – und spielte mit dem Gedanken, auch Jocelyns Glas zu leeren, besann sich dann aber auf seine guten Manieren.
    Nachdem sie ihre Runde gemacht hatte, setzte Jocelyn sich zu ihm. »Wir können umsonst trinken. Mein Kumpel Teddy, der Engländer dort drüben, hat heute sein Glück gemacht und gibt eine Runde Champagner aus.« Mit diesen Worten kippte sie das kostbare Ale auf den Boden, ergriff Mikes großen Emaillebecher und schoss davon, um ihn mit prickelndem französischem Champagner zu füllen. Währenddessen stand ihr Kumpel Teddy, ein junger, hochgewachsener Mann, auf einem Baumstumpf und sang seinen Triumph in die Welt hinaus.
    »Ich war nicht immer eine Hure«, sagte Jocelyn zu Mike.
    »Davon gehe ich aus.«
    »Ich meine, es ist nicht meine Schuld«, erklärte sie beharrlich. »Ich bin zum Goldsuchen hergekommen. Mit Joe Parsons, den ich in York kennengelernt habe. Wir haben zusammen auf seinem Claim gearbeitet. Nun sehen Sie mich doch nicht so ungläubig an.«
    »Ich gucke nur interessiert, nicht ungläubig.«
    »Trinken wir auf den armen Clem«, verkündete Jocelyn. »Nun, wie ich sagte … Joe und ich haben hart gearbeitet. Wir fanden ein wenig Goldstaub, der uns Mut machte, und dann ist Joe eines Tages einfach abgehauen. Hat mich sitzenlassen. Den Claim verkauft. Ich wusste nicht, wohin. Und so bin ich im
Black Cat
gelandet. Mir fehlte sogar das Geld, um mir etwas zu essen zu kaufen, von einer Rückkehr nach Hause ganz zu schweigen. War das nicht grausam von ihm?«
    »In der Tat.«
    Mike hing seinen Gedanken nach, während Jocelyn von ihrem neuen Zuhause erzählte. Clem musste um jeden Preis aus diesem Krankenhaus geschafft werden. In der Stadt kursierten Gerüchte über ansteckende Krankheiten,

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