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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lippen, drang ein in das warme Innere ihres Mundes, kostete ihre Wärme und Süße. Etwas Neues entfaltete sich in ihm, ein schmerzvolles Erwachen. Alles Lebendige, Vitale, das er so viele Jahre unterdrückt und gemieden hatte, rollte plötzlich wie eine mächtige Brandungswelle auf ihn zu.
    Er wusste nicht, wie lang die Umarmung dauerte. Die ganze Welt drehte sich um diesen Kuss. Sein Herzschlag dröhnte ihm in den Ohren wie die Wellen des Ozeans. Er hörte Marys hastige, flache Atemzüge, als sie sich an ihn klammerte. Ihre kleinen Fäuste gruben sich in sein Flanellhemd.
    Er hatte das Gefühl, Mary zu küssen sei wie ein Sprung über einen Abgrund, ein Vergleich, der eher zu Mary passte, die an Zauberei glaubte und keine Hemmungen hatte, ihre Seelenqual in literarischen Ergüssen zu erleichtern. Jesse brauchte diesen Kuss, wollte sich in Marys köstliche Wärme flüchten, wollte sich in ihr auflösen, ganz von ihr erfüllt sein.
    Sie rettete einen Teil von ihm, von dem er nicht wusste, dass er gerettet werden musste. So, wie er sie aus der kalten Brandung gezogen hatte, zog sie ihn in ihre lebenssprühende Welt. Die Flammen in ihm schlugen höher, eine ersterbende Glut war zu neuem Leben erweckt.
    Erst als er das metallische Schleifen der Geräte hörte, kehrte er in die Gegenwart zurück. Er entzog sich ihr. Oh nein, er hatte alles vergessen, hatte alles in der honigsüßen Glut ihres Kusses vergessen.
    „Die Geräte", murmelte er und trat einen Schritt zurück.
    „Ich verstehe nicht."
    Doch er polterte bereits die Eisenstiege hinunter, um die Zahnräder wieder in Gang zu setzen. Als er sich umdrehte, stand sie vor ihm, das Haar zerzaust, die Lippen leicht geschwollen und feucht vom Kuss. Ihr Kirschmund, auf dem sein Kuss eingebrannt war.
    Eines Tages, hatte sie gesagt, werden Sie mich küssen.
    Woher hatte sie es gewusst?
    „Die ... ehm ... Zahnräder müssen alle vier Stunden wieder in Gang gesetzt werden. Seit ich hier meinen Dienst antrat, habe ich es kein einziges Mal verpasst."
    „Sie sind ein verantwortungsvoller Mann."
    „Es ist meine Pflicht, weiter nichts." Wie sachlich er sich anhörte. Dabei hätte er in einem Moment der Lust in den Armen einer fremden Frau um Haaresbreite seine Pflicht vergessen.
    Sie ist schwanger, ermahnte er sich kühl. Sie weigert sich, darüber zu sprechen, wie sie in diesen Zustand geraten und warum sie alleine ist. Er musste sich von ihr fern halten. Sie ging ihn nichts an. Sobald die Holzfäller die Straße wieder freigemacht hatten, würde er sie los sein.
    „Es ist spät", sagte er, nachdem die Räder bis zum Anschlag aufgezogen waren. „Sie sollten zu Bett gehen."
    Lange sah sie ihn an, lange Sekunden, die in Herzschlägen und stummer Sehnsucht gemessen wurden. „Dann gehe ich jetzt." An der Stiege drehte sie sich noch einmal um. „Jesse?"
    „Was?"
    Ein bittersüßes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich war mit meiner Geschichte noch nicht zu Ende."
    „Vielleicht ... schreiben wir sie später einmal fertig."
    „Vielleicht." Nach zwei Stufen drehte sie sich erneut um. Sie war herzzerreißend schön. Und ihre Schönheit war für einen Mann wie ihn vergeudet.
    „Aber Jesse?" beharrte sie.
    Ja?"
    „Ich kenne das Ende nicht."

10. KAPITEL
     
    M ary erwachte am nächsten Morgen erst spät, blieb noch eine Weile liegen und blinzelte in das helle Sonnenlicht, das durch die Ritzen der Fensterläden fiel. Sie lächelte verträumt. Die Wärme der Sonne drang ihr bis ins Herz.
    Wegen Jesse.
    Letzte Nacht war etwas geschehen. Etwas Magisches, Ungewöhnliches, was Malcolm Stevenson ,Schicksal' genannt hätte.
    In den dunklen Momenten ihrer Genesung nach dem Schiffbruch hatte sie sich ernsthaft gefragt, warum ausgerechnet sie am Leben geblieben war und alle anderen Menschen auf der Blind Chance in die Tiefen des Meeres gerissen worden waren. Sie hatte gedacht, eine gütige Vorsehung habe ein Einsehen mit ihrem ungeborenen Kind gehabt, doch nun wusste sie, dass eine größere Bedeutung dahintersteckte.
    Sie hatte überlebt, weil Jesse Morgan sie brauchte. Das war ihr nun klar geworden.
    Sie durfte diese Fügung nicht infrage stellen. Wer war sie, die am Wirken einer höheren Macht zweifeln durfte ? Ob ein Zusammenhang bestand mit Palinas Wissen und ihren Legenden über die Meeresgötter, ob es am sprichwörtlichen Glück der Iren lag, oder ob Gott selbst ihr Schicksal gelenkt hatte - es zählte nicht. Sie war für Jesse am Leben geblieben.
    Sie wusch sich und kleidete

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