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Leute, das Leben ist wild

Titel: Leute, das Leben ist wild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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»Raus!«
    Er stößt mich Richtung Tür. Er selbst bleibt im Zimmer.
    »Und was ist mit dir?«
    Ich stehe im dämmrigen Flur und mir ist kalt. »Was ist denn?«
    Arthurs Stimme dringt zu mir nach draußen: »Warte.
Geh in den Garten. Ich muss erst gucken, was hier reingeschleudert wurde.«
    Ich zögere und bewege mich langsam weg von der Zimmertür, aber ganz alleine will ich auch nicht in den Garten gehen. »Arthur, alles in Ordnung?«
    »Wusste ich es doch!«
    Mein Freund kommt aus seinem Zimmer, rennt an mir vorbei über den Flur, in sein Labor. Da kramt er herum und kommt mit seinen Operationshandschuhen zurück. Damit verschwindet er wieder in seinem Zimmer. Zögernd folge ich ihm und linse vorsichtig durch den Türspalt zu ihm hinein. Er hockt auf dem Parkettboden, seine Haare hat er hinten mit einem Haargummi zusammengebunden. Ich höre, wie Papier auseinandergefaltet wird. Schließlich steht Arthur wieder auf, in seiner Hand hält er ein zerknittertes Karopapier.
    »Dann wollen wir mal sehen.« Er tritt damit ans kaputte Fenster, unter seinen Schritten knirschen die heruntergefallenen Glassplitter. Auf dem Boden, unter dem Hochbett liegt ein riesiger, schwarzer Stein und Paketband. Ich will mich neben Arthur stellen und mir das Papier ansehen, aber er schüttelt den Kopf und hält abwehrend die Hand hoch. »Bleib besser da stehen, wer weiß, ob noch ein Stein geflogen kommt. Außerdem will ich nicht, dass du dich an den Scherben verletzt.«
    Arthur hält das Blatt Papier ins Licht und liest:
    Geben Sie Ihre Nachforschungen auf, die sich als substanzlos herausstellen werden. Sollten Sie weiter gegen uns agieren, schlagen wir zurück.
Schließlich lässt Arthur den Zettel auf seinen Schreibtisch sinken und nickt zufrieden vor sich hin. »Hab ich’s mir doch gedacht. Da hab ich in ein echtes Wespennest gestochen. Da werden jetzt ein paar Leute ziemlich unruhig.«
    Ich mache einen Schritt zurück, weg von ihm. »Was meinst du?«
    Arthur sieht mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an, so, als sei er geradezu begeistert von den neuesten Ereignissen. Er spricht langsam und trotzdem irgendwie lodernd: »Ich hab doch neulich da aus dem Tümpel ein paar Proben entnommen und die noch mal von einem anderen Labor untersuchen lassen.«
    »Ja, und?«
    »Das Ergebnis war ziemlich eindeutig. Da wird im großen Stile Schindluder mit unserer Umwelt getrieben. Die Unterlagen habe ich natürlich an die Staatsanwaltschaft geschickt und die werden jetzt tätig. Das gefällt den Leuten vom Chemiewerk gar nicht.«
    »Kannst du das nicht einfach wieder zurückziehen?«
    »Wozu? Damit die weiter unbehelligt die Umwelt verschmutzen? Jetzt mache ich erst recht weiter. Ich lass mich doch von denen nicht einschüchtern.«
    »Aber du brichst doch schon in ein paar Tagen auf.«
    »Ja und? Mit diesem Schreiben haben die mir doch nur den Beweis geliefert, dass sie kräftig am Rotieren sind. Lelle, da geht es um richtig viel Geld! Solche Umweltsünden kann man nicht einfach blind tolerieren! Ein paar Eckdaten muss ich noch zusammensammeln und die Sache richtig ins Rollen bringen, bevor wir lossegeln. Dann bin ich erst mal aus der Schusslinie.«
    Na toll. Ich hatte gedacht, dass wir uns noch ein paar schöne Tage machen, aber mein Freund muss sein Leben
riskieren, weil sich auf dieser weiten Welt kein anderer dafür findet. Tja, irgendwer muss sich wohl um die Missstände auf unserem Planeten kümmern. Ich würde das ja auch sehr gerne tun, aber ich nehme, im Gegensatz zu Arthur, solche Drohschreiben sehr ernst. Mich würde es jetzt schon aus den Schuhen hauen, noch einen geliebten Menschen zu verlieren. Irgendwie fühle ich mich nach den letzten Ereignissen nicht wirklich belastbar. Ich finde, Arthur sollte mir mal eine Pause gönnen. Doch er scheint fest entschlossen. Er freut sich geradezu, dass er da was aufgedeckt hat. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn dieses Chemiewerk ganz sauber arbeiten würde. Aber nein, sie bieten Arthur auch noch die Gelegenheit, den Weltverbesserer zu spielen und damit sein Leben aufs Spiel zu setzen.
    Ich lächle gequält und meine Stimme bröckelt mir kraftlos über die Lippen: »Ich finde es toll, wie sehr du dich einsetzt. Aber am Ende ist es eine Entscheidung: deine Rettungsaktionen oder ich.«
    Und bevor Arthur noch irgendetwas sagen kann, drehe ich mich um, gehe aus seinem Zimmer, aus seinem Leben. Nach Hause.

12
    O kay, Leute. Ich gebe es zu: Ich neige dazu, Türen mit Karacho zuzuschlagen, wenn

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