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Leute, die Liebe schockt

Titel: Leute, die Liebe schockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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Irgendwie kann ich ganz schlecht alleine sein. Außerdem brauche ich immer den Beweis, dass ich geliebt werde. Und wenn ich den Beweis habe, langweile ich mich und suche bei einem anderen das Abenteuer. Ich bin gestört, Leute. Ich gebe es zu. Und ich bin definitiv nicht stolz darauf. Vielleicht geht es ja einigen von euch auch so - darüber wäre ich relativ erleichtert.
    Arthur zieht an seiner Zigarette und bläst den Rauch in die kühle Luft aus. »Hallo! Was für eine Augenkrankheit?«
»Na, die stecken sich bei ihren Müttern bei der Geburt an und erblinden. Und damit sie das nicht tun, werden sie medizinisch behandelt und müssen von Pflegern gepflegt werden. Das würde ich gerne übernehmen.«
    Arthur wirft seinen Zigarettenstummel in den Graben und nickt anerkennend. »Cool, Lelle. Ich glaube, so was würde dir echt guttun.«
    Habe ich es nicht gesagt? Arthur findet die Koalabärengeschichte richtig gut. Und obwohl ich nicht nachfragen will, sage ich möglichst gleichgültig: »Wirst du mich denn dann nicht vermissen?«
    Mein Freund sieht mich lächelnd von der Seite an. »Klar, aber du wirst ja wohl hoffentlich wiederkommen?!«
    Ich zucke cool mit den Schultern. »Wenn ich mich nicht in einen Tierpfleger verliebe …«
    Arthurs Lächeln erfriert, und ich ärgere mich, dass ich immer diese albernen Spielchen spielen muss, mit denen ich meinen Freund bestimmt nicht näher an mich binde. Im Gegenteil. Meine Schwester Cotsch hat solche Spielchen noch viel mehr drauf als ich. Die Jungs anlocken und dann wieder wegstoßen. Anlocken und wegstoßen. Meine Schwester sagt: »Das brauchen die, sonst werden sie zu bequem und verlieren das Interesse.« Ich befürchte fast, ich habe mir diese Taktik unbewusst von meiner Schwester abgeguckt.
    Arthur und ich gehen unter den tief hängenden Ästen hindurch, den kleinen sandigen Abhang hinunter, direkt auf die Tennisplätze zu. Hinter ein paar knospenden Zweigen sehen wir Cotsch und Helmuth auf einem der Plätze direkt am Netz stehen. Helmuth trägt wetterbedingt nicht seine typischen weißen Shorts, sondern einen
schneeweißen Trainingsanzug. An den Handgelenken und um die Stirn hat er seine Schweißbänder und in der geballten Faust seinen silbernen High-End-Schläger. Meine Schwester steckt in ihrer engsten Jeans. An den Füßen hat sie meine neuen Chucks mit dem Foto-Print! Ich fasse es nicht! Die Schuhe sind mein Heiligtum. Die habe ich mir von meinem selbst verdienten Geld gekauft, das ich bei Woolworth gekriegt habe, als ich da in den Ferien bei der Inventur geholfen habe. Ich kann euch sagen: Das war die schlimmste Erfahrung meines Lebens. Ich musste in einen riesigen Korb klettern, der in der Filiale stand, und die darin enthaltenen Puffmaistüten zählen, während die Kunden an mir mit ihren gefüllten Einkaufswagen vorbeigeschoben sind.
    Am liebsten würde ich auf den Platz laufen und meiner Schwester die Dinger von den Füßen reißen. Ich flüstere: »Arthur, sie hat meine Chucks an.«
    Doch er hält mich am Arm zurück und meint: »Bleib mal besser hier. Die beiden sehen nicht so aus, als würden sie gerade Witze reißen.«
    Das stimmt. Meine Schwester und Helmuth stehen dicht am Netz und ihre Körperhaltung ist eindeutig angespannt. Vorsichtig gehen Arthur und ich näher heran. Weiter hinten an der Bank packt eine von den ältlichen Siedlungsdamen ganz schnell ihren Schläger in ihre bronzefarbene Sporttasche, zieht sich ihre bronzefarbene Trainingsjacke über und setzt sich ihre goldene Brille auf. Dann fummelt sie schnell ihren Autoschlüssel aus der Handtasche und rauscht quer über den Tennisplatz in unsere Richtung. Sie zieht die Tennisplatztür auf und ruft: »Tschüssi, Helmuth. Bis nächste Woche dann.«

    Und Helmuth dreht sich gespielt fröhlich um und hebt seinen Schläger zum Gruß. »Machs gut, Christa, bis nächste Woche! Dein Aufschlag war super!«
    Um nicht gesehen zu werden, hocken Arthur und ich uns eilig hinter einen der niedrigen Büsche und halten den Atem an. Wir wollen die Szenerie keinesfalls stören. Die Dame Christa weht mit schnellen Schritten an uns vorbei in Richtung Parkplatz. Sofort umflort unsere Nasen ein schwerer Parfümduft, der den stärksten Mann aus den Latschen haut. Boah. Als die Dame weg ist, richten Arthur und ich uns langsam wieder auf und gucken rüber zu Cotsch und Helmuth.
    Inzwischen hat meine Schwester ihre Fäuste in die Seiten gestemmt und ruft: »Moment mal! Dass ich schwanger bin, überrascht dich? Was soll

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