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Leute, die Liebe schockt

Titel: Leute, die Liebe schockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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Er grinst mich an. Allerdings grinse ich nicht zurück.

    Jetzt bin ich aber wütend. »Ich versuche die ganze Zeit, dich zu erreichen.«
    »Ja, mein Akku ist leer. Sorry.«
    Soll das ein Scherz sein? Was sagt man dazu? Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Euch in die Sache reinsteigern und Johannes beschimpfen und an ihm die ganze Anspannung abreagieren? Oder soll ich wie immer nicken und meine Stimme cool und entspannt klingen lassen, so, als könnte mich im Leben nichts mehr schocken?
    Genau das mache ich. Ich nicke und sage cool: »Hab ich mir schon gedacht.«
    Gleich legt Johannes versöhnlich seinen nackten Arm um meine Schultern und grinst. »Schön, dass du da bist.«
    Ich murmle: »Kein Ding.«
    Und schon zieht er mich mit sich, um die Barackenecke herum. »Los, komm. Dahinten wird schon ordentlich trainiert. Samuel ist gleich dran. Das will ich mir nicht entgehen lassen.«
    Wir schlendern durch den staubigen Sand, um die nächste Baracke herum, und da hängt über der offen stehenden Tür eines alten Backstein-Fabrikgebäudes ein orangefarbenes Banner, auf dem »Human Weapon« steht. Wow! Echt krass! Johannes macht einen Schritt über die Schwelle, dann nimmt er meine Hand und zieht mich hinter sich her in die Halle. Überall stehen Kraftgeräte und ein runtergerockter Punchingball hängt von der Decke. Weiter hinten ist ein echter Boxring aufgebaut. Kein Geringerer als Samuel hüpft in der einen Ecke in einer Art goldfarbenem Ringeroutfit herum und macht Boxbewegungen und Schnaufgeräusche. Ich kriege echt zu viel, Leute. Das ist ja wie im Film.

    Außerdem hat sich Samuel einen Mundschutz zwischen die Lippen geklemmt und macht schnell noch ein paar Dehnübungen. Als er mich sieht, reißt er begeistert die Arme hoch und brüllt quer durch die Halle: »Mädfen, du kommft gerade rechtfeitig!«
    Automatisch drehen sich alle umstehenden Männer zu mir um. Freundlich nicke ich in die Runde und stelle fest: Einer von denen sieht besonders gut aus. Er hat abrasierte Haare, ist ausgestattet mit einem irren Lächeln sowie mit ziemlich geraden weißen Zähnen und einer Tätowierung auf dem Oberarm. Ich glaube, Letztere soll so etwas Ähnliches wie eine verwaschene Berglandschaft in gelb, grün und blau darstellen. Irre. Leute, hier im Freestyle-Fighting-Club gefällt es mir. Das ist mal ganz etwas anderes. Solche Eindrücke bereichern das Leben. So viel ist mal klar.
    Johannes und ich setzten uns dicht nebeneinander auf eine Bierbank am Boxring. Ganz zufällig schlage ich mein rechtes Bein so über das linke, dass mein Knie Johannes’ Oberschenkel zart berührt. Gut fühlt sich das an.
    Samuel hampelt im Boxring von einem Bein aufs andere und küsst sein silbernes Kruzifix, das er an einer Kette um den Hals hängen hat. Dazu murmelt er so was wie »Ave Maria«.
    Johannes streicht mit dem Zeigefinger über meinen knallroten Unterarm. »Ist das ein Sonnenbrand?«
    Ich nicke wieder und lächle entspannt. »Kann man so sagen.«
    »Hast du dich nicht eingecremt?«
    »Nein. Denn ich habe ja nicht ahnen können, dass ich mich länger als normal in der prallen Sonne aufhalten
werde. Aber dann musste ich, als deine Befehls-SMS mit der Planänderung kam, aus der einen U-Bahn aussteigen, um wieder in die andere Richtung zurückzufahren - und anschließend stundenlang in der Affenhitze auf dem Gelände herumrennen, weil dein Akku leer war und ich dich nicht erreichen konnte. Ich meine, ich wäre wirklich fast wieder nach Hause gefahren, wenn du mich nicht …«
    Johannes grinst verwegen und schiebt seine Sonnenbrille hoch ins hellblonde Haar. »Tut mir leid, Elsbeth.«
    »Kein Ding. Ich hoffe nur, dass ich nicht wieder Fieber von dem Sonnenbrand kriege. Das hatte ich schon mal, und ich muss sagen, die Sache war nicht ganz ungefährlich.«
    Im Augenwinkel beobachte ich den Typen mit der eintätowierten Berglandschaft. Er guckt wirklich die ganze Zeit zu mir rüber und fährt sich mit der Hand über seine kurz rasierten Haare. Vielleicht hat er was dagegen, dass eine Frau im Raum ist. Na ja, oder er steht auf mich. Könnte ja theoretisch möglich sein. Ich stehe in jedem Fall auf ihn. Interessant. Ich wusste gar nicht, dass man als Frau gleichzeitig auf drei Typen stehen kann. Cotsch würde sagen: »Bist du bescheuert?! Was denkst du denn? Je mehr Männer zur Auswahl, desto besser. Dann wird’s nie langweilig.«
    Cotsch ist echt der letzte Macho. Ich muss es einfach so sehen. Ein schwangerer Macho. Die Frage ist: Geht so was

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