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Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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zu hocken und sich gemeinsam mit ihren beiden Yorkshireterriern Volksmusiksendungen reinzuziehen. Alina bewegt sich auch schon so ein bisschen in diese Richtung. Aber ich hole sie da immer wieder raus.
    Eigentlich würde ich sogar sagen: Alina ist meine beste Freundin - auch wenn sie ab und an ziemlich freaky ist. Euch kann ich es ja sagen: Sie ist in eine Schülerin aus der Zehnten verknallt. Pia heißt die. Bei der ist Alina vor den Ferien heimlich ins Haus eingestiegen, um ihr Tagebuch durchzublättern. Sie wollte wissen, ob Pia auf sie abfährt. Leider war ich mit von der Partie - und leider wurden wir von Pias Vater erwischt. Der ist Polizist. Aber als ich meinte: »Das war ein Akt der Liebe«, hat er von einer Strafanzeige abgesehen.

    Als ich am Treffpunkt ankomme, hockt Alina schon auf dem abgesägten Baumstumpf, in den wir vor den Sommerferien mit Papas Taschenmesser unsere Namen geritzt haben. Ich schmeiße mein Rad in die Büsche und sie hält mir stumm ihre Schachtel Zigaretten hin. Alina und ich rauchen gerne mal ein paar zusammen. Besonders in der großen Pause. Dann latschen wir vom Schulgelände runter und um den nahe gelegenen Teich. Im Schilf schnüffeln die Jungs für gewöhnlich Klebstoff - die wollen auch mal ein bisschen entspannen.
    Ich ziehe mir eine Zigarette aus der Packung und sage: »Was geht ab?«
    Und Alina meint, ohne mich anzugucken: »Setz dich.«
    Sie rückt zur Seite und ich quetsche mich neben sie. Dann gibt sie mir mit hängenden Schultern Feuer. Unter uns: Alina sieht aus wie ein Eins-A-Waldschrat. Ihre blondierten Haare hat sie sich nach allen Seiten hochgestellt und sich in eine megaenge Röhrenjeans geklemmt. Dazu trägt sie gelbe Vans mit Totenkopf-Print und ein T-Shirt, auf dem »Dark is the Night« in Glitzerschrift draufsteht. Echt cool, Alina. Bei der Gelegenheit muss ich erwähnen, dass ich keinen Menschen kenne, der behüteter aufwächst als Alina. Das wiederum liegt daran, dass sie ein Einzelkind ist und ihre Eltern - wie gesagt - fast siebzig sind. Darum muss sie sich auch alle halbe Stunde per Handy zu Hause melden, um durchzugeben, dass sie noch am Leben ist. Das nervt extrem.
    Ich mache es mir neben Alina auf dem moosigen Baumstamm bequem und sage: »Und, wie geht’s?«
    Sie nickt nur blöde rum, sodass ihre hochgestellten Haare tüchtig wippen. Und weil ich keine Antwort kriege und nicht weiß, was ich sonst noch sagen soll, gucken wir erst mal runter zum Fluss, der sich in schäumenden Strudeln in die Kurve legt. Wir rauchen unsere Zigaretten und unter unseren Füßen knistert das heruntergefallene Laub. Ich liebe diese herbstliche Stimmung. Sie entspricht genau meiner Person. Ist so ein bisschen fatal.
    Als wir mit Rauchen fertig sind, drücken wir die Stummel im Gras rechts und links neben dem Baumstumpf aus und Alina meint mit total brüchiger Stimme, so als sei sie unheilbar krank: »Ich finde, du solltest wissen, dass ich mit Johannes rumgeknutscht habe.«
    »Mit welchem?«
    »Was denkst du denn? Mit deinem Freund, natürlich.«
    Ich schnappe nach Atem. »Ich dachte, du stehst auf Mädchen.«
    »Dachte ich auch, aber die Phase ist wohl vorbei.«
    Na, das ist ja toll. Herzlichen Glückwunsch, liebe Alina. Schön, dass du das jetzt weißt. Schön auch, dass du gleich als Erstes mit meinem Freund rummachen musstest. Verdammte Scheiße! Ich frage mich, wie das passieren konnte.
    Ich quetsche hervor: »Verdammt, Alina! Wie konnte das passieren?«
    Sie hebt hilflos ihre Hände und lässt sie wieder runter auf ihre spillerigen Oberschenkel plumpsen. »Ich weiß es doch auch nicht.«
    Sie war doch dabei, oder nicht? Ich sage: »Du warst doch dabei, oder nicht?«
    »Ja, schon.«
    Jetzt reicht es mir aber. Ich stehe von dem Scheißbaumstumpf auf, weil ich keine Sekunde länger neben dieser Alina sitzen will. Sie blinzelt total zerknirscht zu mir rauf und gerne würde ich ihr gegen das mikrige Schienbein in der Röhrenjeans treten. Aber vorher will ich noch wissen, was hier eigentlich abläuft.
    Ich wippe also ziemlich ungeduldig mit meiner Schuhspitze rauf und runter und muss mich echt anstrengen, ruhig zu bleiben. »Also, wie konnte das passieren? Ist dir entfallen, dass Johannes mein Freund ist, oder was genau war dein Problem?«
    Ich wippe immer stärker mit meinem Fuß auf und ab, sodass es jetzt schon fast schmerzhaft für mich wird, nur um zu signalisieren, dass es um meine Geduld echt schlecht bestellt ist. Alina holt tief Luft und zündet sich mit zittrigen

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