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Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
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wenig obenrum habe. Mama sagt: »Das liegt daran, dass du so viel gehungert hast. Deshalb wurden an diesen Stellen keine Fettzellen entwickelt.« Ich muss nicht sagen, dass das ein Gespräch ist, auf das ich gut verzichten kann.
    Ich setze mich meiner Schwester und ihrem mit Aftershave übergossenen Verlobten gegenüber hin. Helmuth sollte echt sparsamer mit dem Duftwässerchen umgehen. Dieser edle Geruch haut den stärksten Mann aus den Latschen. Er nickt mir freundlich zu und meint mit so einer einladenden Handbewegung in Richtung Etagere: »Greif zu.«
    Und da ich in der Klinik gelernt habe, dass es mich nicht umbringt, ein bisschen was zu essen, nehme ich mir zwei Erdnussflips und stecke sie mir in den Mund. »Danke.«
    Und Cotsch meint: »Lelle, in Helmuths Bademantel siehst du echt aus wie Doktor Schiwago.«
    Ich sage: »Witzig, genau das dachte ich auch gerade.«
    Ich ziehe den Mantel noch ein wenig fester um mich herum, nicht dass er am Ende zur Seite wegrutscht und meine intimsten Stellen preisgibt. Doch dann fällt mir wieder ein, dass ich nicht von Helmuth schwanger werden will, und ich schlage schnell die Beine übereinander. Hinterher kleben an dem Frotteestoff noch Samenzellen. Ist doch möglich. Ich weiß nicht mal, wie lange die außerhalb des Körpers überleben. Wahrscheinlich drei bis acht Wochen lang. Das wäre echt so was von einem Albtraum: Meine Schwester heiratet den alten Knochen, aber ich bekomme ein Kind von ihm. Ich sage nur : sans moi . Und schon fällt mir wieder der Scheiß mit Johannes und Alina ein.
    Um die Aufmerksamkeit auf meine verkrachte Existenz zu richten, gucke ich demonstrativ traurig aus dem Fenster, wo der Regen gegen die große Scheibe prasselt. Vielleicht sollte ich noch mal versuchen, Johannes auf dem Handy zu erreichen. Auf der anderen Seite spare ich mir den Versuch besser, um ihm nicht das Gefühl zu geben, dass ich irgendwie klammere oder so. »Mit solchen Aktionen darfst du gar nicht erst anfangen«, hat Cotsch mir mal geraten. Das war, als Helmuth vor unserem Haus mit einem überdimensionierten Blumenstrauß auf und ab getigert ist, nachdem sie ihn verlassen hatte. Jetzt nimmt er sich ein paar Erdnussflips von der Etagere und schnippt sie sich in seinen offenen Mund.
    Cotsch fummelt ihren BH zurecht, und als sie damit fertig ist, fragt sie: »Also, was ist los?«
    Ich sage: »Jetzt hat Alina gestern auch noch mit Johannes rumgeknutscht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Sie hat es mir gesagt.«
    »Und wo ist jetzt dieser Johannes?«
    »Auf der Polizeiwache, weil sein Cousin Samuel eine volle Bierflasche auf ein fahrendes Auto geschmissen hat.«
    Helmuth starrt mich mit offenem Mund an, sodass ich das Zerkaute darin sehe. »Was? Warum das denn?«
    Ich sage: »Weil er eine Vollmacke hat.«
    Helmuth schüttelt den Kopf, so als sei Johannes sein Sohn. »Das scheint mir aber auch so.«
    Dabei fällt mir ein: Ich weiß gar nicht, ob Helmuth Kinder hat. Wenn ja, wäre meine Schwester bald eine original Stiefmutter! Schick! Möglicherweise von einem fünfundzwanzigjährigen Sohn, mit dem sie erst mal eine heiße Affäre anzettelt, wenn Helmuth gerade den alten Ladies aus der Nachbarschaft Tennisstunden erteilt. Ich frage mich echt, ob dieser Mann blickt, auf was für ein Risiko er sich da eigentlich einlassen will. Meiner Ansicht nach grenzt es sowieso schon an ein Wunder, dass er Cotsch noch mal in seine Gemächer und in sein Herz gelassen hat. Das zeugt definitiv von Größe und Vertrauen. Ich sage nur: Chapeau!
    Um das Gespräch nicht abbrechen zu lassen, setze ich mich aufrecht hin und frage: »Und was soll ich eurer Meinung nach jetzt machen?«
    Cotsch schlägt das Bein über, sodass ich ihre rot lackierten Fußnägel bestaunen kann, und meint so ganz cool: »Habe ich dir doch vorhin schon gesagt: Schieß ihn ab.«
    Und ich sage: »Aber ich liebe ihn.«
    »Warum? Der Typ hat keinen Stil. Wenn er mit einer anderen rumknutscht, dann hat er einen richtigen Fehler gemacht. Ganz klar. Da gibt es kein Pardon. So einen Betrug kann man nicht verzeihen. Wo kommen wir denn da hin? Lelle! Guck verdammt noch mal in den Spiegel! Das bist du! Der Typ wagt es tatsächlich, eine Lady wie dich zu hintergehen! Scheiß die Wand an! Ich sage dir, wenn ich den treffe, dem werde ich so was von heimleuchten...«
    Und während sich Cotsch vollkommen in Rage redet und dabei wahrscheinlich wieder an die unterdrückten Frauen in der Literaturgeschichte denkt, kriegt Helmuth knallrote Ohren und

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