Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
Vom Netzwerk:
und Leute, ich war noch nie hier. Die Wände sind mit dunklem Holz vertäfelt, wie in einer Sauna. Überall stehen schwere Holzmöbel herum und das gesamte Untergeschoss ist mit dicken, flauschigen Teppichen ausgelegt. Aus dem Wohnzimmer dringt Mariah-Carey-Popmusik. Solche, wie meine Schwester sie gerne hört. Die kennt sich eben nicht aus mit wirklich harten Beats.
    Helmuth offenbar auch nicht. Er winkt mich in seine »Gute Stube« und bemerkt echt erschüttert: »Liebesbisschen. Du bist ja vollkommen durchnässt.«
    Meine Schwester schließt hinter uns die Haustür und ruft bestimmermäßig durch den Flur: »Hol ihr deinen Bademantel runter, Helmuth.«
    »Geht klar, Schatz.«
    Ihr Verlobter flitzt los, die Treppe rauf in den ersten Stock und lässt mich im Wohnzimmer mit den zwei gigantischen Sofas aus dicken roten Polstern zurück. Über die Sitzkissen verteilt liegt ein Haufen Kataloge, auf denen strahlende Bräute samt entzückender Blumenkinder abgebildet sind. Auf dem gläsernen Beistelltisch steht so ein Ding - eine Etagere nennt man das, glaube ich. Das ist so ein Teil, bei dem an einem Stab mehrere Teller übereinander befestigt wurden. Und auf jedem dieser Teller liegen Knabbereien: Bonbons, Nüsse und Chips. Ich glaube, ich greife da gleich mal ein bisschen zu. Ein Bonbon wäre jetzt genau das Richtige.
    Cotsch kommt durch den Flur zu mir ins Wohnzimmer und klatscht in die Hände. »Ja, das ist also unser Reich!«
    Sie hat sich noch schnell eine cremefarbene Pyjamahose aus Satin angezogen - was mir sehr recht ist. So muss ich nicht die ganze Zeit auf ihre grünen Dessous glotzen. Und weil Mariah Carey gerade zu einem nervenzerfetzenden Crescendo ansetzt, dreht Cotsch per Fernbedienung die Musik leiser und meint mit echtem Mitgefühl in der Stimme: »Scheiße, Lelle! Du zitterst ja total. Helmuth holt dir seinen Bademantel. Den ziehst du an und wärmst dich erst mal auf. Was gurkst du denn auch bei diesem Kack-Wetter draußen mit dem Rad rum? Bist du lebensmüde oder was?«
    Ich zucke mit den Schultern, weil ich nicht weiß, wo ich mit dem Erzählen anfangen soll. Außerdem würde ich mich gerne hinsetzen, mir ist gerade ein bisschen schwummerig zumute, aber das geht ja nicht. Mit meinen quietschnassen Klamotten würde ich nur Flecken auf die mondänen Sofapolster machen. Um überhaupt erst mal ins Gespräch reinzukommen, sage ich also: »Cool, dass du und Helmuth heiraten wollt.«
    Meine Schwester pflanzt sich mit rausgestreckter Brust auf die rote Sofalehne und lächelt verwegen. »Ja, nicht? Wir suchen gerade im Katalog ein adäquates Hochzeitskleid für mich aus. Mit langem Schleier und richtiger Schleppe.«
    »Wollt ihr wirklich in Las Vegas heiraten?«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich dann gar nicht dabei sein kann.«
    »Stimmt.«
    Meine Schwester lässt sich rückwärts zwischen ihre Kataloge plumpsen und macht so ein nachdenkliches Gesicht. Mehr hat sie wohl nicht zu der Thematik zu sagen. Kann ich ihr auch nicht helfen, wenn ihr das egal ist. Mich irritiert es trotzdem. Schließlich habe ich nur eine Schwester und uns verbindet eine ganze Menge Liebe. Auf der anderen Seite ist sowieso klar, dass es nicht Cotschs letzte Hochzeit sein wird. Von daher kann ich der Zukunft eigentlich ganz entspannt entgegensehen. Und dann kommt auch schon Helmuth mit einem braunen, total flauschigen Bademantel zurück ins Wohnzimmer gehetzt und hält mir das voluminöse Teil hin.
    »Hier, bitte.«
    Wenn ihr mich fragt: Das Ding sieht aus, als hätte Helmuth einem russischen Braunbären das Fell über die Ohren gezogen.
    »Danke.«
    Dieser Bademantel wiegt mindestens fünfzig Kilo, also mehr als ich.
    Helmuth lächelt selig. »Sehr gern.«
    Und wie ich das haarige Teil unschlüssig betaste, weist Cotsch wie so ein Feldwebel mit dem Arm in Richtung Küche und meint: »Zieh dich da drüben um und lass die nassen Klamotten einfach auf dem Boden liegen. Helmuth wäscht die dann nachher für dich durch.«
    »Okay.«
    Mein zweifelnder Blick streift ihren Verlobten, der sich gleich wieder zu meiner Schwester aufs Sofa gepackt hat und ihr mit stolzgeschwellter Brust den Arm um die Taille legt. Altväterlich zieht er sie zu sich ran und busselt sie so albern mit seiner Nasenspitze. Leute, für mich wäre das echt nichts. Der unterwirft sich ja total. Außerdem bemerke ich: Er hat sich seine Schweißbänder wieder an die Handgelenke angelegt. Offenbar will er cool rüberkommen. Gratuliere, Helmuth! Er scheint echt alles zu tun, um

Weitere Kostenlose Bücher