Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leute, mein Herz glueht

Titel: Leute, mein Herz glueht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig Lange
Vom Netzwerk:
schließt verwundert die Haustür auf.
    »Nach Hause.«
    Ich folge ihm in den Korridor und da kommt uns auch schon Mama mit leuchtenden Augen entgegen. Sie hat sich wieder eins ihrer karierten Geschirrhandtücher in den Rockbund gesteckt, das heißt, sie ist mit Feuereifer dabei, das Frühstück vorzubereiten: gefüllte Eier, frische Brötchen, Pastetchen und diverse Salate. Mama ist echt gut darin, Weltenbummler kulinarisch zu verwöhnen. Nur leider ist die Hauptperson drüben, in ihrem Haus. Arthur wohnt dort alleine, seit seine Eltern vor zwei Jahren gestorben sind.
    Ich ständere ein bisschen im dämmrigen Flur rum und sage leise: »Ich gehe mal eben aufs Klo.«
    Und Mama fragt: »Wo ist denn Arthur? War er nicht in der Maschine? Hat er sich mit Malaria infiziert?«
    Und Papa sagt: »So ein Quatsch! Woher soll er die denn haben?«
    »Na, aus Afrika. Da leiden doch alle unter Malaria.«
    Papa seufzt und meint: »Ich glaube, der muss sich einfach nur mal kurz entspannen.«
    Mama kriegt gleich wieder ihre erschrockenen Augen. Wenn sich jemand entspannen muss, dann ist das für sie das schlimmste Omen. Schlimmer, als wenn einer unheilbar an Malaria erkrankt ist. Ich quetsche mich an ihr vorbei, doch sie hält mich am Ärmel fest.
    »Was war denn los? Ist was passiert? Braucht er eine Beruhigungspille?«
    Ich bleibe in der offenen Klotür stehen und sage: »Nein. Aber ich hätte gerne eine - oder zwei.«
    Mama sieht aufgewühlt von mir zu Papa, in Erwartung einer umfassenden Berichterstattung. Doch der hängt nur ordentlich seine Jacke auf den Bügel, dann beugt er sich hinunter, um sich gemächlich seine Schuhe auszuziehen. Anschließend geht er mit seinen Tretern an uns vorbei, runter in den Keller, um sie in Ruhe zu polieren. Schuheputzen ist Papas Hobby. Das entspannt ihn. Das kann er stundenlang machen, und wenn er dann seine Schuhe ordentlich geschrubbt hat, sind alle anderen Latschen an der Reihe. Das einzige Problem an der Sache ist, dass er Cotsch und mich, manchmal sogar Mama, runter in den Keller zitiert, um uns unsere Verbrechen am Schuhwerk unter die Nase zu halten. »Mensch, muss denn der Absatz so weit runtergelaufen werden?!« Das nervt ein bisschen.
    Papa seufzt von unten die Kellertreppe rauf: »Ich bin dann mal unten bei den Schuhen.«
    Und Mama sagt: »Aber ich dachte, wir frühstücken jetzt.«
    »Ich bin ja gleich wieder oben.«
    Von wegen. Wenn Papa erst einmal unten ist, bleibt er unten. Mama rennt hinter ihm her.
    »Ja, und was ist mit Arthur? Geht es ihm nicht gut? Soll ich mich um ihn kümmern?«
    Ich verschwinde nun endgültig im Klo und melde durch die Tür: »Nein.«
    Bevor ich meinen Gürtel geöffnet und die Hose runtergezogen habe, höre ich noch, wie Papa aus dem hinteren Keller ruft: »Na ja, ich denke, er hat schon gespürt, dass was nicht stimmt.«

11
    L eute, ich sage es nur ungern, aber ich befinde mich in einer nicht enden wollenden Prüfung. Offenbar soll ich lernen, mit mir allein klarzukommen oder mir selbst zu genügen. Aber das kann ich nicht. Jedenfalls nicht ununterbrochen und unter so heiklen Umständen. Langsam werde ich ein bisschen wahnsinnig, und ich fange an, sehr dumme Dinge zu tun. Arthur ist noch immer bei sich drüben, also habe ich mich vorhin auf mein Bett gehockt und erst mal eine SMS an Johannes geschickt. Von wegen, dass ich ihn vermisse und hoffe, dass wir uns bald sehen. Ich meine, soll ich ihn ewig schmoren lassen? Wie sich das anfühlt, durfte ich ja gestern selbst erleben, als sich der Trollo bei mir nicht gemeldet hat. Außerdem will ich nicht, dass er sich am Ende mit der senilen Alina oder der Segelohr-Alice tröstet. Das würde ich nicht überleben. Mir wird schon schlecht, wenn ich mir vorstelle, wie er mit einer von beiden Arm in Arm herumläuft und einen auf voll vertraut macht.
    Von Johannes kam zum Glück sofort eine SMS zurück. So nach dem Motto, dass er die ganze Nacht wach gelegen hat und mir einen neuen Song komponiert hat. Den würde er mir gerne mal vorspielen. Er trägt den Titel: »You are my first coffee in the morning.« Und ich habe erleichtert zurückgeschrieben, dass ich heute Abend zu ihm komme und wir es uns auf seiner Matratze gemütlich machen. Und bevor ich überhaupt nachgedacht hatte, war die SMS schon abgeschickt und von ihm kam automatisch ein hocherfreutes »Groovy!« zurück.
    Tja, man kann es sich auch schwer machen. Vor allen Dingen, weil ja heute Abend auch noch die große Konzertsause bei Weidemanns steigt und ich

Weitere Kostenlose Bücher