Level 26 – Dunkle Offenbarung
angespannten und muskulösen Hals des Mannes entfernt.
»Halt die Klappe«, stieß er hervor und rammte Labyrinth ein Knie in den Unterleib, gefolgt von einem brutalen Kopfstoß. Schmutzige Techniken aus dem Straßenkampf – Techniken, die ein Mann wie Labyrinth oder Trey Halbthin oder wie auch immer der Kerl wirklich hieß, nicht erwarten würde. Labyrinth liebte es, in den Verstand seiner Opfer zu kriechen, um herauszufinden, welche Knöpfe er bei ihnen drücken musste. Bei Steve Dark drückte Labyrinth die Knöpfe, auf denen SQWEEGEL stand, in dem Glauben, dass er Dark damit zu gewissen vorhersehbaren Verhaltensweisen verleiten könnte.
Aber Dark ließ sich nicht von seinem »inneren Sqweegel« leiten oder irgendeinem anderen Schwachsinn dieser Art. Er machte sich sein ursprüngliches Selbst zunutze, sein wahres Selbst – das verängstigte Kind aus dem Waisenhaus, der launische Teenager, der allein durch die Straßen von L. A. streifte, der frischgebackene Cop, der seinen ersten Psychopathen niederstarrte, der gequälte Vater am Strand, der die Liebe seines Lebens vermisste, während er die Hand seiner kleinen Tochter hielt. Aber, und am wichtigsten: Der Mann, der davon getrieben war, die Monster zu fangen – nicht davon, eines zu werden.
Und dieser Mann kämpfte schmutzig.
Labyrinth krümmte sich und ließ die Säge fallen. Dark deckte ihn mit Tritten und Schlägen ein, damit er sich nicht wieder erholen konnte.
»Sie sind kein Prophet und kein Heiland«, sagte Dark. »Sie sind nur ein beschissenes, abgehobenes Arschloch mit zu viel Geld und zu vielen Möglichkeiten.«
Labyrinth hob den Arm, wie um einen Schlag abzuwehren, aber Dark rammte ihm den Ellbogen ins Gesicht. Dann legte er ihm eine Handschelle um das rechte Handgelenk.
»Und ich bin Polizist. Kein Killer.«
Dark zerrte Labyrinth zum Operationstisch hinunter. Er legte die Handschelle um ein dickes eisernes Tischbein, das schon seit über zweihundert Jahren nicht von der Stelle bewegt worden war. Dann schloss er die zweite Schelle um Labyrinths linkes Handgelenk. Egal wie stark dieser Hurensohn sein mochte, diesen Tisch würde er unmöglich bewegen können. Eher würde er sich die eigenen Hände brechen oder die hochwertigen Stahlringe zwischen den Schellen.
Dark trat einen Schritt zurück und blickte auf seinen Gefangenen hinab. Sosehr sein eigener Körper auch schmerzte und brannte und blutete, er fühlte doch eine eigentümliche Euphorie in sich aufsteigen. Das Hochgefühl nach einem abgeschlossenen Fall … Nein, das war es nicht. Es war das Hochgefühl, ein Monster erwischt zu haben, es unter wildem Protest ans Licht zu zerren, so dass alle Welt es sehen konnte.
»Sie haben ihn erwischt«, sagte eine Stimme hinter ihm, gut vernehmbar über alle Zuschauerränge.
Dark wandte sich um und sah, wie Damien Blair den Saal betrat, mit einer Pistole in der Hand. Blair war kein Mann für den Außendienst; er rühmte sich stets, der »Vermittler« zu sein. War er mit einem eigenen Flugzeug hergekommen? War er hier für den Moment des Ruhms nach Art eines J. Edgar Hoover – für den abschließenden Fototermin?
Das ergab keinen Sinn.
»Was tun Sie hier?«, fragte Dark.
Blair hob die Waffe.
Chicago Tribune
Neueste Meldung: Zumindest vier Todesfälle in zwei Krankenhäusern durch vertauschte Patientenakten; Verantwortliche bezeichnen die Lage als »unter Kontrolle«.
PBS NewsHour
Neueste Meldung: Welle von Behandlungsfehlern sucht große städtische Krankenhäuser heim; Ärzte überfordert.
AP News
Neueste Meldung: Neues Rätsel von Labyrinth im Pennsylvania General eingetroffen, nur eine Stunde vor zahlreichen Behandlungsfehlern.
Philadelphia Inquirer
Neueste Meldung: Sprecher des Penn. General bestätigt Eingang eines »Labyrinth«-Briefes.
TheSlab.com
Neueste Meldung: Jetzt knöpft sich Labyrinth die Kranken vor. Wer wird sein nächstes Opfer? Senioren und Waisen?
80.
DARK
Ein Anflug von Wahnsinn flackerte in Blairs Blick.
»Ich wusste, Sie würden ihn erwischen, Dark. Die ganze Zeit über wusste ich, dass Sie es sein würden, der ihn erwischt. Nie gab es einen Jäger, der Ihnen das Wasser reichen konnte.«
»Damien, im Ernst – legen Sie die Waffe beiseite. Er ist erledigt. Und er geht nirgendwohin. Wo sind Natasha und der Rest vom Team?«
»Gehen Sie zur Seite«, sagte Blair ruhig. »Ich bitte Sie nicht. Betrachten Sie das als einen direkten Befehl. Gehen Sie mir aus dem Weg.«
»Direkter Befehl, was für ein
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