Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins
den Berg hinunter.
Ihre Wut wich Gewissensbissen. Denn sie hatte Dark heute Morgen nicht alles gesagt. Sie hatte ihm verschwiegen, dass ihr Schlaf in der vergangenen Nacht eigenartig tief gewesen war.
Und sie hatte es nicht über sich gebracht, ihm zu gestehen, dass ihr Körper geschmerzt hatte. Auch an intimen Stellen. Sie hatte sich wund gefühlt.
Und was Sibby sich bis zu diesem Moment selbst nicht eingestanden hatte: Es war nicht das erste Mal gewesen.Dark ließ ihr ein paar Sekunden Vorsprung; dann überquerte er die Wiese, stieg in seinen Yukon und jagte den gewundenen Hollywood Drive hinunter. Nicht, um Sibby umzustimmen – das spielte im Moment die geringste Rolle. Jetzt kam es erst einmal darauf an, sie aus L. A. wegzuschaffen, aus der Reichweite dieses kranken, mörderischen Ungeheuers, das es offenbar auf sie abgesehen hatte.
Sieh dich an, Sibby. Wie sehr du dich bemühst, deine Emotionen unter Kontrolle zu halten, selbst im Privaten. Du kannst dich nicht einmal entspannen, wenn niemand dir zusieht , dachte Sqweegel hinter den Monitoren im Keller seines Schlupfwinkels.
Aber einen gibt es, der dir zusieht. Und das bin ich.
Aber das kannst du nicht wissen, oder?
Sibby jagte den Highway 101 hinunter. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit wechselte sie die Spur, um zu überholen, nutzte jede Lücke, trat das Gaspedal durch und jagte weiter. Sie wollte so weit wie möglich weg von Dark, vom Observatorium, von allem … weg, nur weg.
Nachdenken konnte sie später.
Zum Beispiel über ihr Wundsein und was es zu bedeuten hatte.
Dark folgte ihr über den Highway 101, dann auf dem 110 quer durch die Stadt bis auf den 10, der zum Pacific Coast Highway führte. Von dort konnte Sibby zwei Richtungen einschlagen. Entweder nahm sie die Ausfahrt zu ihrem Haus in Malibu, oder sie setzte die Fahrt in Richtung Norden fort. In diesem Fall konnte Dark sich ein wenig entspannen, denn es bedeutete, dass sie zu ihrem Vater fuhr, der mit Adleraugen über sie wachen würde.
Vor ihm war ein Meer roter Rücklichter, die in verschiedener Intensität leuchteten. Der Verkehr von Los Angeles waretwas Lebendiges, und Dark musste eingestehen, dass Sibby es besser verstand als er, sich mit dem Wagen durch die Straßen zu schlängeln. Es kostete ihn alle Konzentration, nicht den Anschluss zu verlieren.
Sqweegel starrte fasziniert auf den Monitor, auf dem Sibbys Gesicht zu sehen war.
Menschen gaben ihre Emotionen nicht allein durch Worte preis, sondern durch eine ganze Symphonie zuckender Gesichtsmuskeln. Man konnte sich einen Film ohne Ton anschauen und der Handlung dennoch fast lückenlos folgen. Die Details spielten keine Rolle; es waren Empfindungen wie Angst, Schmerz oder Verwirrung, die sich auf den Gesichtern der Schauspieler spiegelten und die eigentliche Geschichte erzählten.
Doch Schauspieler waren kein Ersatz für das Echte.
Und um das Echte unbeschwert genießen zu können, musste man es geschickt anstellen.
Moderne Fahrzeugelektronik machte es einfach. GPS-Empfänger fanden zunehmend Verbreitung, und es kostete Sqweegel keine Mühe, eine Überwachungskamera mit einem solchen Navigationsgerät zu verbinden und das drahtlose Signal für seine Zwecke zu nutzen. Genau das hatte er bei Sibbys Wagen getan.
Aber jetzt hatte er lange genug zugeschaut.
Es wurde Zeit, dass er in dem Film seine Rolle übernahm.
Sibby fuhr erschreckt zusammen, als ihr Handy die Anfangsnoten von »Personal Jesus« spielte.
O Gott. Wieso muss dieser Irre mir ausgerechnet jetzt eine SMS schicken?
Sie wusste, dass sie die Nachricht ignorieren und sich stattdessen auf die Straße konzentrieren sollte, doch sie konnte nicht anders: Sie kramte das Handy aus der Tasche und warf einen Blick aufs Display.
WAR SCHÖN, DICH WIEDER MAL ZU SEHEN GESTERN NACHT.
Sibby musste die Nachricht zweimal lesen, bevor sie deren Sinn begriff – und beim zweiten Mal explodierte die Schlussfolgerung wie eine Bombe in ihrem Hirn.
Gestern Nacht? Wieder mal?
Zwei Sekunden lang war sie vom pulsierenden, hektischen Verkehr abgelenkt.
Aber zwei Sekunden waren eine zu viel.
37.
Sibby trat mit aller Kraft aufs Bremspedal, doch es war zu spät, der Abstand zu gering. Beim Aufprall wurden Stoßstange und Kühlergrill verbeult. Eine Zehntelsekunde später wurde die Motorhaube aus ihrer Verankerung gerissen und krachte in die Windschutzscheibe. Glas splitterte. Sibbys Instinkte schrien ihr zu, noch fester auf die Bremse zu
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