Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins
treten, als könnte sie auf diese Weise die Verzögerung verlängern, den Schaden irgendwie ungeschehen machen oder wenigstens minimieren. Doch sie war mit mehr als hundert Stundenkilometern unterwegs gewesen, und der Abstand war zu gering, als dass die Bremsen irgendetwas hätten bewirken können.
Einen weiteren Sekundenbruchteil später explodierte der Airbag in Sibbys Gesicht. Das Lenkrad verbog sich unter ihrem Griff, das Bremspedal brach unter ihrem Fuß, und die Lenksäule drückte sich ins Wageninnere, als wollte sie die Fahrerin durchbohren. Doch der Aufprall hatte Sibby nach links geschleudert, und so verfehlte die Lenksäule ihren Leib – und das Ungeborene darin – um wenige Zentimeter.
Die Fahrer- und Beifahrertür wurden aus den Angeln gerissen. Der Rücksitz brach aus der Verankerung und krachte von hinten gegen Sibbys Lehne. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits aus dem Wagen geschleudert worden. Sich überschlagend, flog sie durch die Luft, genau auf die Mittelplanke aus Beton zu, die ihre Spur von den entsetzten Fahrern auf der Gegenfahrbahn trennte.
Alles dauerte weniger als eine Sekunde.Es ging so schnell, dass Sqweegel den Daumen immer noch auf dem SENDEN-Knopf hatte.
Dark war einen halben Kilometer entfernt, doch es hätten ebenso gut tausend sein können.
Er trat aufs Gaspedal und jagte durch den Verkehr wie ein Kamikaze-Pilot, der entschlossen war, schneller als jeder andere das Ziel zu erreichen, während rings um ihn her gehupt und geflucht wurde.
Dann ging es nicht mehr weiter. Dark bremste so heftig, dass der Yukon ins Schlingern geriet. Er sprang aus dem Wagen, noch ehe dieser vollständig zum Stehen gekommen war, und rannte zu Fuß weiter zur Unfallstelle, vielleicht ein Dutzend Wagenlängen voraus. Jeder Schritt fühlte sich an wie in einer sich rückwärts drehenden Laufmühle. Seine Fußsohlen brannten vom Asphalt, und er schien keine Luft mehr zu bekommen, so gierig und verzweifelt er auch atmete.
Bitte, lass es nicht Sibbys Wagen sein , dachte er gebetsmühlenartig, doch er wusste, dass es sinnlos war. Sekunden später hatte Dark das Wrack erreicht.
Es war Sibbys Wagen.
Er sah aus wie das zerbrochene Spielzeug eines bösartigen Kindes. Ringsum lagen Fetzen aus Plastik und Metall, vermischt mit Gummiresten und Glassplittern.
Sibby lag inmitten der Wrackteile und rührte sich nicht.
Atmete nicht.
Dark sprang über den Kofferraum des zerstörten Fahrzeugs und kauerte sich neben ihr hin. Mit zitternden Händen nahm er ihren Kopf, bog ihn in den Nacken, blies Luft in ihren Mund, begann mit der Herzmassage – bis er den dunklen Fleck auf ihrem Leib bemerkte, der rasch größer wurde. O Gott, nein! Er zerrte sich das Hemd vom Leib, hörte die Nähte reißen, als es nicht schnell genug ging, und presste einen Fetzen auf ihren Leib.
Er wusste, dass die Muskeln, die einen Fötus einhüllten, außerordentlich stark waren, um das entstehende Leben zu schützen. Es brauchte eine Menge, um diesen Schutz zu durchbrechen.
Doch das Blut hörte nicht zu fließen auf. Es breitete sich immer weiter aus, wie Tinte aus einem umgekippten Fass auf einer makellos weißen Tischdecke.
Die Überwachungskamera in Sibbys Wagen war völlig zerstört, doch damit hatte Sqweegel gerechnet. Er betätigte ein paar Tasten; Sekunden später hatte er die richtigen Verkehrskameras gefunden. Als die Bildübertragung wieder stand, kämpften sich Rettungswagen und Feuerwehr durch den Stau zur Unfallstelle vor.
»Keine Angst, Steeevieee«, sagte Sqweegel vergnügt, während er die Bemühungen des Mannes auf dem Monitor verfolgte. »Ganz in der Nähe ist ein Krankenhaus. Sie bringen die Schlampe schon rechtzeitig hin.«
Er streckte einen in weißes Latex gehüllten Finger aus und rieb über das verschwommene Bild Sibbys, als könnte er sie trösten.
»Wir wollen doch nicht, dass dem Baby etwas passiert.«
38.
Malibu, Kalifornien
21.14 Uhr
Das ist es also, was Menschen ein »richtiges Leben« nennen , dachte Riggins. Sie umgeben sich mit einer Menge hübscher Dinge.
Vermutlich hätte er das ebenfalls gekonnt – allerdings mit dem Unterschied, dass alles in einem leeren Haus gestanden und Staub angesetzt hätte.
Die Spediteure schleppten soeben die letzte Kiste weg. Es war ein hiesiges Unternehmen, das Riggins online gefunden hatte und das sich Starving Students nannte, Hungernde Studenten. Der Name klang dämlich genug, um ehrlich zu sein. Riggins hatte die Nummer gewählt
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