Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins
bereits durch die Haut gedrungen, vorbei an ihrem Auge und kurz davor, ins Gehirn einzudringen. Mit zitternden Fingern nahm sie die Flasche.
»Und jetzt trink!«, befahl Sqweegel.
Mühsam öffnete sie die Kappe mit der Kindersicherung, drückte sich die Flasche auf die Lippen. Ein Teil des Rizinusöls tropfte über ihr Kinn. Es fühlte sich an wie kaltes, flüssiges Metall. Sie nahm die Flasche wieder herunter.
Sqweegel gab ein leises Schnaufen von sich; dann zog er die Messerklinge in einer schnellen Bewegung von ihrem Gesicht und ihrem Auge weg. Sibby spürte sofort, dass er sie geschnitten hatte. Die durchtrennten Nerven unter der Haut übermittelten diese Botschaft in einem Ausbruch greller Panik, noch ehe die Schmerzen einsetzten.
»Wenn du nicht trinkst«, sagte Sqweegel, »schneide ich dir dein Balg aus dem Bauch.«
Blut strömte über ihre Wange zu ihrem Mundwinkel. Trink das Rizinusöl, nicht dein Blut. Weil dir schlecht wird, wenn du dein eigenes Blut trinkst, und das könnte dem Baby schaden. Also schluck das Öl herunter und vergiss es, und dann mach die Augen zu und denk über einen Ausweg nach, wie du diesem Albtraum entkommen kannst …
Als der Mann mit dem Bürstenschnitt sich in Bewegung setzte, huschte Darks Blick zu dem Transportband, auf dem in einer endlosen Schleife Koffer und Taschen kreisten, bis sie von ihren Besitzern heruntergehoben wurden. Aus den Augenwinkeln bemerkte Dark, wie der Mann beiläufig etwas aus der Tasche zog, als wäre es ein Päckchen Kaugummi.
Dark wusste, dass es eine Spritze war.
Der Mann würde versuchen, jedes Aufsehen zu vermeiden. Er brauchte nur zwei Sekunden, um Dark die Nadel ins Fleisch zu stoßen und den Kolben einzudrücken. Dann musste er nur noch warten, bis das Muskelrelaxans wirkte. Anschließend würde er seinen »betrunkenen Freund« nach draußen zum Wagen führen, um ihn nach Hause zu fahren.
Der Mann war nur noch wenige Schritte von Dark entfernt, die Spritze in der Hand, im Ärmel verborgen.
Dark beugte sich vor und nahm eine Kosmetiktasche mit Gummigriff vom Laufband.
Der Mann machte einen Satz nach vorn.
Dark wich zur Seite, riss die Tasche hoch. Die Nadel fuhr in den Stoff, als Dark seinem Verfolger die Stirn ins Gesicht rammte.
Das Rizinusöl glitt durch Sibbys Verdauungstrakt, und nur das Treten des Babys alle paar Minuten verhinderte, dass sie sich übergab.
»Und nun gibt es würziges Essen«, sagte Sqweegel, nachdem ein paar Minuten verstrichen waren. »Lass dich überraschen, was ich für dich vorbereitet habe.«
Er zwang sie erneut aufzustehen und führte sie zu einem kleinen Tisch mit einer vergilbten, mit Spitzen besetzten Tischdecke. Er war lächerlich unpassend an einem Ort wie diesem. So also bewirteten Freaks ihre Gäste. Wäre Sibby nicht so elend gewesen, sie hätte laut aufgelacht.
Das Aroma von scharfem Cayenne-Pfeffer, dicker Tomatensoße, fettigen Bohnen und geschmolzenem Käse ließ augenblicklich Übelkeit in ihr aufsteigen. Sie kämpfte gegen den Brechreiz an.
Sqweegel hatte bereits eine Gabel in die Masse geschoben – sie erinnerte entfernt an eine Enchilada – und belud sie mit einem großen Bissen.
»Hier, probier mal. Es wird dir schmecken.«
Er hielt ihr die Gabel vor den Mund.
Sibby spuckte ihm ins Gesicht.
Sqweegel zuckte mit keiner Wimper. Stattdessen stieß er die Zinken der Gabel in ihre bebende Unterlippe. Die scharfen Gewürze mischten sich mit ihrem Blut und brannten höllisch.
»Ich habe einen Kieferspreizer, den ich benutzen könnte«, sagte Sqweegel. »Aber das würde das Kauen unnötig erschweren, und das Essen käme nicht gut mit der Zunge in Kontakt. Man muss die Gewürze erschmecken, damit es funktioniert.«
Sibby nahm den Bissen in den Mund und versuchte ihn herunterzuschlingen, so schnell sie nur konnte, doch Sqweegel packte ihren Unterkiefer und zwang sie zum Kauen. Sibby fragte sich, ob ihre Kraft reichte, ihm die Gabel zu entreißen und ins Auge zu stechen, doch als seine Hände nun ihren Kiefer bewegten, konnte sie spüren, wie kräftig er war. Außerdem war sie halb betäubt und hatte sich noch längst nicht von den Operationen erholt. Sie besaß nicht die nötigen Reflexe. Nein, sie musste sich etwas anderes einfallen lassen.
»Kauen«, befahl er. »Gründlich. Ich habe mir mit diesem Essen große Mühe gegeben.«
Im Laufen betastete Dark seine schmerzende Stirn. Blut. Er wusste nicht, ob es sein eigenes war oder das von dem Kerl mit der Spritze, doch es
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