Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Prophecy
hat.«
Lisa Graysmith lächelte, wurde dann aber wieder ernst. »Keine Bange, ich habe nicht vor, Ihnen eine rührselige Geschichte aufzutischen. Meine kleine Schwester war ein leichtsinniges kleines Ding. Manchmal kam es mir so vor, als wären wir in zwei verschiedenen Elternhäusern aufgewachsen. Ich wurde streng erzogen, während Julie alle Freiheiten hatte. Das hat mich natürlich sehr geärgert. Sie kam mit allem durch, was sie anstellte … lange wegbleiben, trinken, feiern. Aber ich konzentrierte mich auf meine Arbeit und sagte mir, dass Julie und ich später noch genug Zeit hätten, uns eingehender kennen zu lernen. Nur bekam ich leider nie mehr die Gelegenheit.«
Dark blickte unwillkürlich auf das Foto vor sich und bemerkte, dass Lisa ihrer zehn Jahre jüngeren Schwester ähnlich sah. Die gleichen Augen, das gleiche Gesicht. Die gleichen kleinen Ohren, die gleiche zierliche Nase.
»Der Mord an Julie hat das Leben meiner Eltern vernichtet«, fuhr Lisa fort. »Sie leben in Scheidung. Das ist in solchen Fällen oft so, nicht wahr? Alles geht kaputt, wenn man einen geliebten Menschen auf so grausame Weise verliert. Manchmal kann man nach einer solchen Geschichte einfach nicht weitermachen. Allein das Aufwachen am Morgen erfordert unendliche Willenskraft.«
Sie blickte Dark auf eine Weise an, die wie eine Einladung wirkte. Na los. Du hast deine Frau doch auch auf entsetzliche Weise verloren. Sag mir, dass du mich verstehst. Sag mir, dass du meinen Schmerz spürst.
Aber Dark weigerte sich, nach dem Köder zu schnappen. »Und Sie?«, fragte er stattdessen.
»Ich habe mich der Sache mit klinischer Distanz genähert. So habe ich es immer schon getan. Wenn man ein Problem hat, beschafft man sich die Werkzeuge, die nötig sind, um dieses Problem zu lösen, und ordnet sie nach Wichtigkeit und Zweck.«
Dark drehte Julies Foto in den Fingerspitzen; dann legte er es auf den Tisch zurück und schob es Lisa hin. »Und Sie meinen, ich wäre eines dieser Werkzeuge.«
»Ich meine es nicht nur, ich weiß es. Sie sind der Beste. Das ist keine Lobhudelei. Es ist eine Tatsache.«
Dark ignorierte ihre Worte. Er erhob sich, ging in die Küche, nahm eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank, öffnete sie und warf den Kronkorken in den Abfalleimer. »Ich bin nicht, wonach Sie suchen. Sie sollten jetzt gehen.« Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche.
»Haben Sie schon von Jeb Paulson gehört?«
Langsam setzte Dark die Flasche ab. Paulson war der neueste und jüngste Mitarbeiter in der Special Circs. Dark hatte einmal mit ihm zusammengearbeitet, an einem Fall in Philadelphia. Nach allem, was er gehört hatte, war Paulson sein »Ersatz«.
»Ich habe soeben erfahren, dass er tot ist«, fuhr Lisa fort. »Offenbar ist er das zweite Opfer in einer neuen Mordserie.«
»Was sagen Sie da?«, fragte Dark entsetzt.
Lisa hob den Daumen. »Martin Green war der Erste. Die Special Circs hat Paulson zum Tatort geschickt.« Der Zeigefinger kam hinzu. »Paulson war das zweite Opfer. Wer immer hinter den Foltermorden steckt, er hat gerade erst angefangen.«
»Woher wissen Sie davon?«, wollte Dark wissen.
»Ich habe meine Leute in Washington. Sie halten mich über alles auf dem Laufenden, was auch nur entfernt nach einem Serienkiller aussieht. Wie ich Ihnen bereits sagte, ich meine es ernst.«
Mehrere Gedanken schossen gleichzeitig durch Darks Kopf. Am meisten beschäftigte ihn die erschreckende Vorstellung, dass ein Agent der Special Circs gestorben war.
»Was ist mit Paulson passiert?«
»Er wurde vom Dach des Apartmentblocks gestoßen, in dem er mit seiner Frau gewohnt hat. Sagen Sie nur ein Wort, und ich bringe Sie innerhalb von vier Stunden zum Tatort nach Virginia.«
»Wozu?«
»Um das zu tun, was Sie am besten können.«
»Nein«, lehnte Dark ab. »Sicher wimmelt es dort nur so von Agents der Special Circs.«
»Ja. Aber die Special Circs ist nicht Steve Dark. Der ganze Verein war nie halb so gut wie Sie.«
Er blickte zur Seite.
Lisa Graysmith erhob sich und trat zu ihm. »Dieser Killer wird nicht aufhören. Ich verfüge über die Mittel, ihn zu schnappen. Das Geld, die Beziehungen. Das Einzige, was ich nicht habe, ist ein Verstand wie der Ihre. Sie sind der geborene Monsterjäger, Dark, und Sie sollten einer solcher Begabung nicht den Rücken zuwenden. Außerdem bin ich ziemlich sicher, dass Sie seit Juni nur auf eine Gelegenheit wie diese gewartet haben. Nun, hier ist sie. Keine Fesseln, keine Einschränkungen. Ich
Weitere Kostenlose Bücher