Level 4 07 - 2049
durch die Stadt zu laufen war immerhin noch besser, als in diesem mysteriösen Labor weiter gefangen gehalten zu werden. Jennifer war fest entschlossen ihren Eltern davon zu berichten, damit sie den Betreibern dieses Ladens gehörig die Hölle heiß machten!
Endlich riss Jennifer die Tür auf, ging einen Schritt vor und blieb stehen, als ob der weitere Weg zugemauert gewesen wäre.
Miriam prallte gegen Jennifers Rücken, glaubte in der ersten Sekunde, ihre Freundin hätte nun doch Hemmungen, so entblößt durch die Öffentlichkeit zu rennen, als sie erkannte, weshalb Jennifer nicht weiterging.
»Himmel, wo sind wir?«, rief sie verblüfft aus.
Diese Frage konnte niemand beantworten. Keiner hatte die Gegend je gesehen, in der sie sich befanden. Das Labor, in das sie gegangen waren, hatte sich in einer kleinen Seitenstraße befunden. Es war der Hauseingang zwischen einem Bäcker und einem Kiosk gewesen. Gegenüber hatte sich ein Autohändler auf einer freien Fläche breit gemacht. Jetzt aber schauten sie auf eine sechsspurige, doppelstöckige Straße, auf der seltsame Gefährte sich im gewohnt quälenden Tempo voranschoben: kleine durchsichtige tropfen- und kugelförmige Fahrzeuge auf vier Rädern, die aber nicht wie gewohnt paarweise, sondern in Reihe hintereinanderangeordnet waren. Christbaumkugeln auf Inlineskates!
Man fragte sich unwillkürlich, durch welche Zauberei sie überhaupt stehen konnten ohne zur Seite umzufallen. In keinem dieser Fahrzeuge saß ein Fahrer! Zwar gab es Insassen, aber die steuerten die Gefährte nicht. Stattdessen hockten die Menschen wie unbeteiligt in ihren Glaskugeln, blickten hinaus wie bei einer Stadtrundfahrt, manche schienen sich mit sich selbst zu unterhalten, aber vermutlich telefonierten sie nur über eine Freisprechanlage, wiederum andere hatten eigenartige Brillen im Gesicht, fast wie Taucherbrillen, nur in Schwarz, andere hüpften im Wagen hin und her, als ob sie tanzten. Kurz, die Insassen machten alles Mögliche, aber niemand lenkte sein Fahrzeug. Die Dinger navigierten sich offenbar von selbst!
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ragte ein protziger Glaspalast über die zweistöckige Straße empor. Holo-Place leuchtete in riesigen Buchstaben, die sich aber nicht auf dem Dach befanden, sondern hoch oben, etwa zehn Meter vor dem eigentlichen Gebäude dreidimensional in der Luft schwebten. Unter diesem Schriftzug sauste ein Raumschiff durch den Weltraum ins Nichts, worauf plötzlich zwei eigenartige Figuren auftauchten, die Ben nicht ganz unbekannt vorkamen, sich mit Lichtschwertern bekämpften und einem weiteren Schriftzug wichen, der da lautete: Star Wars – Die vierte Trilogie!
Ben betrachtete den Filmtrailer, der sich mitten am Himmel abspielte, mit offenem Mund.
Frank sah einen kleinen Jungen auf dem Fußweg vorüberfahren. Sein Gefährt glich einem Roller, allerdings ohne Räder. Das Ding flog aber auch nicht, sondern bewegte sich auf einer Art Luftkissen fort, welches sanft, ruhig, aber ungeheuer schnell über den Boden glitt.
Auch er bekam den Mund vor Staunen nicht mehr zu.
Miriam fiel mit dem ersten Blick auf, dass sie nicht die Einzigen waren, die in durchsichtigen Anzügen durch die Gegend zogen. Alle waren so gekleidet: Männer und Frauen, Alte und Junge. Es sah aus, als hätte ein FK K-Club die ganze Stadt besetzt. Immer nur diese zwar eingefärbten, aber trotzdem vollkommen durchsichtigen Overalls.
Und was für Frisuren die Leute trugen: Obwohl von Frisur so gut wie keine Rede sein konnte. Denn die meisten Leute trugen Glatzen. Bunt bemalte Glatzen! Manche hatten sich einen Rest von Haarpracht erhalten, der als schmaler Streifen über oder hinter den Ohren geschnitten war oder wie eine Umrandung der Glatze sich über dem Nacken fortsetzte.
Farblich auf die bunte Glatze abgestimmt, hatten sich die Menschen auch noch die Augenbrauen gefärbt, und wenn man sie genau betrachtete, sah man, dass sogar die Augenfarbe dazu passte.
Das alles wäre schon schrill genug gewesen. Doch handelte es sich keineswegs um einfache rote, blaue oder grüne Farbe, mit denen die kahlen Köpfe geziert waren, sondern um solche schimmernden und glitzerndenVarianten, dass es aussah, als hätten alle einen nassen Kopf! Wie Bonsai-Meere flimmerten und blinkten kleine Wellen über die geschorenen Schädel.
»Wo haben die uns hingebracht?«, stieß Miriam schließlich hervor.
Ben blickte sie verwirrt an. »Wenn ich nicht wüsste, dass es keine Zeitmaschinen gibt«,
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