Level 4 07 - 2049
spuckte in alle Richtungen. Miriam konnte sich nicht mehr halten vor Lachen.
»Lass das!«, fauchte Thomas wütend, fast schon verzweifelt. Ihm war wirklich nicht zum Scherzen zumute. Es stank erbärmlich, alles war so eng und klebrig um ihn herum, sie wussten nicht, wo sie sich befanden, und auch noch nicht, wie sie diesen schrecklichen Ort verlassen konnten. Was sollte daran witzig sein? Es gab Momente, in denen hätte er Miriam gegen die Wand knallen können vor Wut.
»Ich will endlich raus hier!«, wiederholte Thomas verzweifelt.
»Hier geht es hinaus!«, erlöste Frank ihn.
Während Thomas sich mit Miriam gezankt hatte, hatte er gar nicht wahrgenommen, wie Frank schon den Ausgang gefunden hatte. Obwohl Ausgang etwas übertrieben war. Es handelte sich wiederum um eine Klappe in der Wand, etwa zwei Meter über ihren Köpfen; zum Glück tief genug, um sie gut mit den Armen erreichen und sich zu ihr hochhangeln zu können.
Wieder wollte Frank vorangehen, doch diesmal hielt Miriam ihn zurück. So etwas wie beim ersten Mal wollte sie nicht noch einmal erleben. Diesmal ging sie als Erste, davon war sie partout nicht abzubringen.
Geschickt hangelte Miriam sich an der Wand empor, wobei sie sich oben an der Klappe festhielt. Frankwar zwar ein Meister in allen Sportarten, aber beim Klettern ließ sich Miriam nichts vormachen. Vermutlich war sie in dieser Disziplin noch besser als Frank.
Blitzartig war sie durch die Klappe geschlüpft. Diesmal aber brauchten die Freunde den Atem nicht ängstlich anzuhalten. Kaum waren Miriams Füße durch die Klappe verschwunden, tauchte ihr Kopf schon wieder auf, der grinste und sagte: »Alles paletti. Hier ist ein Flur und zwei Meter weiter kommt eine Tür. Hoffen wir mal, dass die offen ist.«
Als nach kurzer Zeit der Letzte – diesmal war es Frank – im Flur ankam, beobachtete Jennifer etwas Seltsames an sich. Ihr durchsichtiger Folienanzug, eben noch stinkend und verschmiert von der Biobrühe, stieß den miefenden Mist ab wie ein gut poliertes Auto die Wassertropfen. Der Dreck verformte sich in kleine Kügelchen und perlte sauber vom Anzug ab. »Das Ding reinigt sich selbst!«, staunte Jennifer.
Die anderen machten an sich die gleiche Beobachtung. Die Anzüge waren zwar hässlich und indiskret durchsichtig, aber ungeheuer praktisch. Nach nicht mehr als dreißig Sekunden sah die Kleidung aus, als wäre sie gerade frisch aus der Reinigung gekommen. Miriam wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Auch diese Säuberung funktionierte. Man konnte den Anzug sogar als Waschlappen benutzen!
»Also, ich frage mich, weshalb so tolle Erfindungen in diesem Labor versauern«, rief Miriam in die Runde. »Ein Haushaltsroboter, der alles aufräumt, eine Mülltonne, die alles sofort kompostiert, und Overalls, diesich selbst reinigen. So etwas könnte ich zu Hause auch gut gebrauchen.«
Das fanden die anderen selbstverständlich auch.
Möglicherweise waren diese Erfindungen noch nicht über eine Testphase hinausgekommen, vermutete Ben. Er wusste, wie schwer es war, in Deutschland etwas Neues auf den Markt zu bringen. Es war beinahe eine größere Leistung, einer Armee von Beamten die nötigen Genehmigungen zu entlocken, als die Idee für eine Erfindung zu entwickeln.
Trotzdem war es schon seltsam, noch nie etwas von diesen technischen Neuheiten gehört zu haben.
Miriam schaute Ben an und er wusste, was sie dachte. Jedes Mal, wenn sie in der Vergangenheit ähnliche Überraschungen erlebt hatten, war es der Beginn sehr bedrohlicher Abenteuer gewesen.
Nicht schon wieder!,
sagte Miriams Mimik, ohne dass sie ein Wort laut aussprach. Auch die anderen verstanden und teilten Miriams stille Hoffnung.
»Erst mal raus hier«, setzte Jennifer den düsteren Ahnungen ein Ende. »Wenn wir Glück haben und die Tür offen ist, geht’s ab nach Hause. Nichts mit Abenteuer.«
Sie hatten Glück: Die Tür am Ende des Flures war tatsächlich offen, stellte Jennifer mit einem Druck auf die Klinke zufrieden fest. Bevor sie die Tür allerdings aufmachte, verharrte sie für einen Moment. Sie sah an sich hinunter. Erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass sie gewissermaßen nackt war. Der Anzug besaß zwar den Vorzug, sich selbst reinigen zu können, doch dafür verdeckte er nichts. Jennifer wäre es in diesem Momentlieber gewesen, das Ding hätte sich nicht selbstständig gesäubert. Besser stinkend als nackt durch die Stadt laufen!
Die anderen teilten zwar Jennifers Meinung, aber sie hatten keine Wahl. Nackt
Weitere Kostenlose Bücher