Level 4 07 - 2049
gefähdich seid!«
»Was?«, schrie Jennifer entsetzt. »Das ist doch wohl der Gipfel der Unverschämtheit. Wieso sollen wir denn gefährlich sein? Wir haben doch überhaupt nichts getan! Bei denen piept’s wohl!«
Chip hob beschwichtigend die Hände. Ihre Miene wurde noch finsterer. »Es ist noch nicht alles!«, ergänzte sie. »Dieses Symbol bedeutet die höchste Gefährlichkeitsstufe. Das heißt erstens, dass auf die Ergreifung von euch zwei Millionen Weltdollar ausgesetzt sind!«
»Zwei Millionen!«, pfiff Frank leise durch die Zähne. Er hatte sich immer gewünscht, als Sportler eines Tages mal so viel wert zu sein. Aber als gesuchter Verbrecher? Das hatte er sich niemals träumen lassen.
»Das war erstens«, fiel Ben ein. »Und was ist zweitens?«
»Um euch zu ergreifen, ist der Gebrauch von Waffen erlaubt«, erklärte Chip.
»Waffen!«, schrie Miriam. »Die Bullen dürfen Waffen benutzen?«
Natürlich wussten Chip und Kosinus nicht, was mit Bullen gemeint war, und Miriam erzählte, dass es in früheren Zeiten eine abfällige Bemerkung für Polizisten war.
»Ihr meint die Sicherheitsdienste?«, präzisierte Kosinus und Jennifer nickte erst einmal. Vermutlich war es das Gleiche, dachte sie.
»Nein!«, lautete schließlich die Antwort. »Nicht die Sicherheitskräfte …«
Miriam atmete schon auf. Das wäre ja auch noch schöner gewesen, wenn jeder Uniformierte auf sie hätte schießen dürfen.
»… alle!«, betonte Kosinus. Und weil er schon ahnte, dass die Fremden diese Wahrheit erst im zweiten Anlauf begreifen würden, wiederholte er es noch einmal vollständig: »Alle Bürger dürfen auf euch schießen oder in Gefahrensituationen sogar töten, wenn es eurer Ergreifung nützt!«
Miriam starrte ihn an.
»Scheiße war wohl noch geprahlt, um unsere Lage zu beschreiben, wie?«, fragte sie leise.
Kosinus nickte. Er wandte sich zum Monitor, um das Programm zu beenden, doch Chip hielt ihn an der Schulter fest. Kosinus hielt inne, doch Chip sagte nichts. Sie betrachtete sich das Bild von Jennifer sehr genau, wandte sich zur Original-Jennifer um und blickte ihr tief in die Augen, um kurz darauf wieder zum Bildschirm zu schauen.
»Was ist?«, fragte Kosinus.
»Frag mal, wann das Foto gemacht wurde!«, bat Chip.
Auf die Frage antwortete Screeni, dass der Fahndungsaufruf exakt zwei Stunden und 36 Minuten alt war. Mit der Einspeisung des Aufrufes waren auch erst die persönlichen Daten eingespeist worden.
»Und das Foto?«, drängelte Chip. »Woher ist das Foto?«
Kosinus stellte die Frage.
Geheim!, antwortete Screeni.
Chip seufzte.
»Und von wann ist es? Kann er wenigstens das sagen?«
Auch darauf gab der Bildschirm eine ausweichende Antwort, aber die war immerhin besser als gar nichts:
Das Foto wurde aus einem geheimen Archiv eingespeist. Herstellungsdatum nicht bekannt.
»Ist es denn aktuell?«, versuchte Kosinus es mit derselben Frage anders formuliert.
Das Foto ist nicht älter als sechs Monate und damit für die Fahndung geeignet!, lautete Screenis Antwort, aber auch nicht tagesaktuell!
»Ha!«, lachte Ben. »Das ist ja wohl logisch! Tagesaktuell! Wenn ein Fahndungsfoto tagesaktuell wäre, dann wäre der Gesuchte ja wohl nicht weg. Es sei denn, er ist während des Fototermins geflohen!«
Frank schüttelte den Kopf. Diese Computer hatten selbst in der Zukunft nicht aufgehört zu spinnen.
Chip aber hatte die Antwort keineswegs als Computerspleen aufgefasst. »Genau das ist der Punkt!«, rief sie aus.
»Was willst du damit sagen?«, wunderte sich Ben.
Chip vergewisserte sich noch einmal, wann die Kinder aus ihrem Schlaf erwacht waren. »Na, heute Morgen, das haben wir dir doch schon erzählt!«, erinnerte sie Ben.
Chip nickte. »Eben!«, sagte sie. »Aber das Foto ist nicht von heute. Also müsst ihr, als es geschossenwurde, noch geschlafen haben. Aber auf den Fotos habt ihr alle die Augen offen, oder nicht?«
Jennifer gaffte den Bildschirm an der Wand an. Chip hatte Recht. Sie selbst und auch ihre Freunde blickten wach und munter, teilweise sogar leicht lächelnd in die Kamera.
»Das müssen alte Fotos von uns sein!«, fiel Miriam als Erstes dazu ein. »Fünfzig Jahre alt!« Sie merkte sofort, dass ihre Vermutung nicht stimmen konnte, denn der Bildschirm hatte ja ausdrücklich mitgeteilt, dass die Fotos nicht älter als sechs Monate und deshalb zur Fahndung geeignet seien. »Irgendjemand lügt!«, war Miriam sich sicher. »Denn sonst hätten wir ja zwischendurch für die Fotos mal
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