Level 4 07 - 2049
kannst.«
Miriam zögerte. »Bist du jetzt völlig durchgeknallt?«
»Nun mach schon!«, drängelte Frank.
Miriam, inzwischen überhaupt nicht mehr wütend, sondern nur noch verwundert, holte aus, überlegte noch kurz und tat Frank dann den eigentümlichen Gefallen. Sie verpasste ihm eine zweite schallende Ohrfeige. So stark, dass es laut durch den Raum knallte. Miriam erschrak selbst vor der Wucht ihres Schlages.
Aber Frank sah sie nur unsicher an. »Ich hab gar nichts gespürt!«, behauptete er.
»Gar nichts?« Das glaubte Miriam einfach nicht.
»Fast nichts!«, präzisierte Frank. »Ich habe zwar gemerkt, dass du mich berührt hast, aber es hat nicht wehgetan. Überhaupt nicht.«
Da Frank schon häufiger mal Streit mit Miriam gehabt hatte, wusste er sehr wohl, wie sehr sie zuschlagen konnte.
Jennifer beobachtete wieder Chips eigenartigen Blick. Chip bemerkte, wie Jennifer sie musterte, riss sich aus ihren Gedanken und rief den anderen zu: »Okay, es reicht. Erst mal die neuen Frisuren!«
Doch diesmal äußerte Thomas noch Bedenken. »Zumindest der Friseur könnte uns doch verraten!«, vermutete er. »Wenn der unsere Fahndungsfotos sieht, erkennt er uns doch wieder!«
»So weit sind wir zum Glück noch nicht!«, beruhigte ihn Kosinus. »Natürlich wäre es technisch kein Problem, sämtliche Dienstleistungsroboter zu vernetzen undper Knopfdruck ihre Informationen und Beobachtungen in der Zentrale der Weltsicherheitsbehörde auszuwerten. Es wird auch immer wieder gefordert, gerade als Schutz vor Terroranschlägen der Außenwelt-Regierungen und im Kampf gegen die Wassermafia. Aber die Folge wäre eine lückenlose Überwachung der Weltbürger. Deshalb ist jegliche Vernetzung der Dienstleistungsroboter verboten.«
»Noch!«, fügte Chip verbittert an. Sie schien nicht zu glauben, dass es so bleiben würde.
Jennifer wirbelten die Informationen nur so durch den Kopf, die sie sekündlich neu erfuhr. Außenwelt-Regierungen? Wassermafia?
»Dienstleistungsroboter?«, quiekte Miriam. »Soll das etwa heißen …«
»… unsere Haare werden von Maschinen geschnitten?«, ergänzte Thomas.
Kosinus musste sich immer wieder daran erinnern, dass seine neuen Gefährten aus dem Jahr 1999 stammten. Da musste er so kindische Fragen verzeihen. »Wer denn sonst?«, fragte er.
»Menschen!«, antwortete Miriam spontan. Was war daran so merkwürdig?
Kosinus lachte auf. »Die Bürger haben wirklich Besseres zu tun als anderen Leuten die Haare zu schneiden!«
»Und die Außen-Bürger mit Schere und Messer an sich heranzulassen, wäre ja wohl Selbstmord!«, wandte Chip ein, während Kosinus dem Bildschirm wieder ein paar Befehle gab, worauf ein seltsames Gerät aus einemSchrank auf sie zugerollt kam. Es war … ja, man konnte es nicht anders bezeichnen: ein fahrendes Waschbecken aus Chromstahl.
»Okay, wer ist der Erste?«, fragte Kosinus und Ben erbarmte sich.
Kosinus sprach mit dem Waschbecken, worauf dieses dicht an Ben heranrollte.
Ben wippelte unsicher in seinem weichen Kissen hin und her. »Bist du sicher, dass das alles klappt?«, fragte Ben vorsichtig. Er wusste von seinem Computer zu Hause, wie fehlerhaft elektronische Geräte sein konnten.
Aus den Seiten des Waschbeckens taumelten zwei Spiralarme hervor, an deren Enden keine Hände, sondern Sensoren befestigt waren, und aus der Mitte ragte eine kleine Videokamera. Die Sensoren tasteten Bens Schädeldecke sorgfältig ab, während die Kamera seinen Kopf von allen Seiten filmte.
Welche Frisur wünscht der gnädige Herr?, fragte das Waschbecken.
Ben sah das Ding verstört an. Er hatte sich noch nie mit einem Waschbecken unterhalten.
Kosinus lachte auf. »Oh, Entschuldigung«, sagte er kichernd. »Es ist noch auf älterer Herr eingestellt, weil sich unser Robotik-Professor das Ding mal ausgeliehen hatte.«
Er berührte das Waschbecken an einer bestimmten Stelle, worauf sich der Ton des Gerätes sofort änderte:
Hey, ist ja completely clip, your hairy head. Total spiral. What do you want? Glatze ocean? Schädelplaniert? Habe spooky-mooky-mäßige 5,18 Milionen Farben. Just say it!
Ben wünschte sich, das Waschbecken wäre noch immer auf älterer Herr gestellt. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was diese Metallschüssel von ihm wollte.
Chip kam ihm zur Hilfe.
»Crazy faithy einfach!«, befahl sie und Ben betete innerlich, dass es hinterher nicht allzu bescheuert aussehen würde.
Jennifer ahnte, dass die zukünftige Welt, in die sie da hineingeplatzt war, noch
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