Level 4.2 - Zurück in der Stadt der Kinder
Wagen schlingerte.
Jennifer und Miriam wurden hart von den Sicherheitsgurten zurückgehalten. Zum Glück hatten sich auch die Jungs auf den hinteren
Sitzen angeschnallt.
»Was denn?«, fragte Miriam. Sie hatte keine Gefahr entdecken können, nur gebremst, weil Ben geschrien hatte.
Ben entschuldigte sich. Er hatte sich getäuscht. Es war ein Indiz dafür, wie angespannt und nervös sie waren.
»Schalte das Licht aus!«, schlug Ben vor.
Miriam widersprach heftig. Die Stadt war stockfinster. Wie sollte sie da ohne Licht fahren?
»Genau deshalb!«, erklärte Ben. »Wir fallen zu sehr auf!«
Das sah Miriam ein. Sie schaltete das Licht aus, reduzierte die Geschwindigkeit noch mehr. Es gab keinen Gegenverkehr. Es
fuhr überhaupt kein anderer Wagen auf der Straße, aber sie musste höllisch aufpassen, nicht gegen ein Hindernis zu stoßen.
Die Stadt war längst nicht aufgeräumt. Überall lagen Gegenstände herum, die die Flut mitgerissen hatte. Im Schritttempo fuhr
Miriam den Wagen zum Zoo.
Es war weit nach Mitternacht, als sie beim Zoo ankamen.
Im Haupteingang des Zoos stand eine Giraffe mit gespreizten Beinen, den langen Hals tief abgesenkt, damit die Schnute an das
Grasbüschel heranreichte, das ein kleines Kind dem Tier mit ausgestrecktem Arm und auf Zehenspitzen reichte.
Obwohl nur das Mondlicht die Straße beleuchtete, erkannte Miriam auf Anhieb, wer dort mitten in der Nacht eine Giraffe fütterte:
Es war der kleine Max.
Max trug etwas auf dem Kopf, das Miriam zunächst für eine Mütze gehalten hatte. Doch die Mütze bewegte sich und entpuppte
sich als kleines Äffchen. Artig hockte es auf Max’ Kopf und half ihm, die Giraffe zu füttern, indem es ebenfalls ein kleines
Büschel Gras in seinen Pfötchen hielt und es mit freudigem Gekreische der Giraffe reichte.
Im Hintergrund watschelte ein Seehund vorbei. Er balancierte einen Wasserball auf der Schnauze und spielte ihn zu einem Mädchen,
das Miriam nicht kannte.
Das Mädchen fing den Ball auf und warf ihn einem Gnu zu. Das Gnu allerdings zeigte wenig Interesse am Ballspiel, drehte sich
um und wollte über die Straße laufen. Ein Junge stürzte hinterher, hielt das Gnu am Kopf und redete auf das Tier ein. Der
Junge war nicht allein. Auf seiner Schulter hockte ein Chamäleon.
Miriam hielt den Wagen an.
»Was ist denn hier los?«, fragte Jennifer, nachdem sie ausgestiegen war.
Der kleine Max hatte seine Freunde gar nicht kommen sehen. Als er sie wahrnahm, begrüßte er sie ungewohnt schnippisch: »Na
toll, dass ihr auch endlich mal kommt!«
Jennifer entschuldigte sich bei ihm und deutete nuran, was an diesem Tag alles in der Stadt passiert war.
»Ach!«, raunzte der kleine Max. »Meint ihr, wir haben hier Ferien gemacht?«
»Schnell, schnell!«, rief plötzlich ein Junge dazwischen. »Sie hat ihn gleich. Wir brauchen jetzt Hilfe!«
»Wir können hier nicht fort!«, entgegnete Max. »Sonst laufen die Giraffe und das Gnu weg!«
»Max, was ist hier los?«, fragte Miriam.
»Das habe ich doch am Telefon gesagt!«, antwortete der kleine Max. »Kathrin hat alle Tiere freigelassen oder sie in falsche
Käfige gesteckt. Dann haben wir mit Kathrin geschimpft. Aber es hat nichts genützt. Ich habe euch angerufen, aber ihr seid
nicht gekommen!«
Miriam nickte. Das wusste sie ja alles bereits.
»Was geschah danach?«, wollte sie wissen.
»Plötzlich war Kathrin wieder ganz anders. Wie früher. Richtig vernünftig!«, erzählte Max.
Miriam verstand. Wie sie vermutet hatten, war Kathrin zu einer Figur des Spieles geworden, offenbar hatte der Spieler nicht
alle Tassen im Schrank, Kathrin anzuweisen, solche blödsinnigen Dinge zu tun. Und irgendwie war sie dann erwacht. Vielleicht
hatte jemand in ihrer Gegenwart von »Level 4.2« gesprochen. Kathrin war wieder zu sich selbst geworden. Und nun versuchten
alle gemeinsam bereits seit Stunden, die Tiere wieder in ihre Gehege zu bringen.
»Das ist auch so weit gut gelungen!«, sagte derJunge, der so aufgeregt angelaufen gekommen war. »Bis auf diese hier.« Er zeigte auf die Giraffe, das Äffchen, das Gnu und
den Seehund. »Und eben den Löwen!«
»Den was?«, quiekte Jennifer auf.
»Hier läuft ein Löwe frei herum?«, fragte Ben.
Der Junge nickte. »Kathrin hat ihn jetzt endlich gestellt. Er hockt dort hinten in einem Busch!«
»Ihr wollt nicht wirklich einen wilden Löwen einfangen, oder?«, fragte Jennifer.
»Sondern?«, erwiderte der Junge. »Soll der auch noch in die
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