Level 4.2 - Zurück in der Stadt der Kinder
Palast stürmen, ey!« Für Achmed gab es gar keine andere Möglichkeit. »Ist doch logo, ey!«, verteidigte
er seinen Vorschlag, weil er schon die kritischen Blicke seiner Freunde bemerkte. »Ich weiß, wo hier in der Stadt die Waffengeschäfte
sind. Die räumen wir leer, nehmen uns die Uzis . . .«
»Wen?«, fragte Jennifer dazwischen.
»Das ist eine Maschinenpistole!«, erklärte Frank.
Achmed nickte. Was sollte es denn sonst sein? »Mit Dart-Pfeilen kann man keinen Palast stürmen, ey!«
Er wollte soeben ansetzen, seinen Plan weiterzuentwickeln, als Miriam auf ihn zusprang.
»Sag mal, haben sie dir ins Gehirn gepullert, du Kleingeist? Meinst du, wir entfachen hier jetzt einenKrieg? Es ist doch wohl schon schlimm genug, dass Kolja durch die Gegend ballert!«
Genau das war der Grund, weshalb Achmed sich bewaffnen wollte. Wenn Kolja eine Armee hatte, dann brauchten sie ebenfalls eine.
Das war doch klar. Gleichgewicht des Schreckens nannte man so etwas, Verteidigungsfähigkeit, Wehrbereitschaft . . .
»So etwas nennt man Idiotie, du Knalltüte!«, fuhr ihm Jennifer über den Mund. »Immer sind es Gestörte wie du und Kolja, die
Kriege anzetteln. Aber hier in der Stadt der Kinder werden wir das jetzt mal anders regeln!«
»Ach!«, raunzte Achmed zurück. »Und wie, ey? Durch Gebete?«
»Wäre immer noch besser als deine Uzis!«, gab Jennifer zurück.
»Ihr seid ja immer sooo schlau!«, meckerte Achmed. »Mal ernst, ey: Was schlagt ihr denn vor?«
Jennifer und Miriam wussten nur, mit Waffengewalt würden sie keines ihrer Probleme lösen. Weder würden sie dadurch den Spielcomputer
finden noch Kolja beruhigen oder gar herausbekommen, was der König mit der Stadt vorhatte. Sie brauchten eine Idee. Und die
ließ sich sicherlich gemeinsam am besten entwickeln. Deshalb beschlossen sie, nun endlich zurück zum Museum zu fahren, um
dort in Ruhe zu beraten. Außerdem neigte sich der Tag dem Ende zu. Da wurde es Zeit, sich für die Nacht einzurichten, Kräfte
zu sammelnund am nächsten Tag mit hoffentlich frischen Ideen ans Werk zu gehen.
Selbst Achmed war mit dem Vorschlag einverstanden. Er hatte Hunger. Das war auch kein Wunder. Ihm fiel ein, dass er den ganzen
Tag noch nichts gegessen hatte.
Das war das Stichwort, zu dem auch Frank sich wieder in das Gespräch einschaltete. Er hatte das Gefühl, sein Magen knurrte
und brummte, als hätte er seit Wochen keine Nahrung mehr zu sich genommen.
»Hast du im Museum alles vorbereitet, Thomas?«, fragte Frank.
»Wie denn?«, fragte Thomas zurück. »Dafür hatte ich überhaupt keine Zeit, weil ich dich gerettet habe!«
Der Bus hielt vor dem Museum. Auf den ersten Blick war zu erkennen, welches Chaos sie erwartete. Die hundert Kinder, die Jennifer
und Miriam vorausgeschickt hatten, hatten das Museum in Beschlag genommen.
Museumsreif
»O nein! O nein!« Jennifer hatte kaum einen Schritt durch die zerschlagene Scheibe der Eingangstür getan, als sie schon sah,
was die Kinder der Stadt in dem Museum anrichteten. Zwei Kinder hielten am Eingang Wache. Sie trugen antike Masken und Schwerter.
Über die Treppe huschten einige Kinder in Ritterrüstungen und Musketier-Verkleidung. Jennifer glaubte sogar, jemanden im Raumanzug
vorbeiflitzen gesehen zu haben. Vielleicht war es aber auch nur eine Sinnestäuschung.
Eine Gruppe kleinerer Kinder hatte die größeren offenbar gestört und war mit Malfarben ruhig gestellt worden. Leider hatten
sie sich ausgerechnet die Originale aus der Gemäldegalerie ausgesucht, um ihre Malkünste auszuprobieren.
»Seid ihr wahnsinnig?«, schrie Jennifer.
Die Kinder verteidigten sich. »Das Bild hier war noch gar nicht fertig! Das ganze Gesicht war gar nicht richtig ausgemalt!«,
meinte eine kleine Künstlerin.
»Aber jetzt!«, ergänzte ein anderer Zwerg. »Jetzt ist es schön rot!«
»Schön rot!«, wiederholte Jennifer entsetzt. »Das ist ein Bild von Paul Klee. Das gehörte so!« 1
Die kleinen weißen Kugeln, die ihr über die Treppe entgegenkullerten, verhießen nichts Gutes. Den Kügelchen folgten zwei aufgeregt
miteinander streitende Kinder.
Jennifer filterte aus dem Gebrüll Worte heraus wie »Perlenkette« und »Vitrine«. Da eines der beiden Kinder eine juwelenbesetzte
Goldkrone trug, fragte sie lieber nicht nach, woher die Perlen stammten, die gerade die Treppe hinunterkullerten. Es war höchste
Zeit, das Chaos zu beenden und das Museum zu einem Quartier umzufunktionieren.
Thomas erzählte von
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